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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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könnte sogar das Herz eines Tieres sein. Und Ulrich hat Grund, mich glauben zu lassen, Christian sei tot. Aber er ist nicht tot. Sonst wüsste ich es.
    Sie gab sich alle Mühe, ihre Stimme nicht zittern zu lassen. »Verzeiht mir, mein Herr, ich kann keinen Beweis dafür erkennen, dass dies wirklich das Herz meines Mannes ist.«
    Ottos Gesichtszüge erstarrten.
    »Nur aus Mitgefühl für den Verlust entschuldige ich Eure Vermessenheit, das Wort eines Landgrafen in Frage zu stellen«, wies er sie unwirsch zurecht. »Ludwig schreibt, seine Männer hätten unterwegs einen Schwerverwundeten aufgelesen und ihn auf die Wartburg gebracht, um ihn gesundzupflegen. Trotz allerBemühungen sei der Mann, der seinen Namen noch nennen konnte, den Verletzungen erlegen. Die Sommerhitze gebot, den Leichnam schnell zu begraben, statt ihn hierher zu überführen. So wurde nur das Herz an Euch gesandt. Findet Euch damit ab. Wir alle trauern um Christian.«
    Marthe sandte einen verzweifelten Blick zu Hedwig, doch die sah sie nur bekümmert an und machte eine hilflose Handbewegung.
    »So lasst mir wenigstens ein Trauerjahr, wie es sich geziemt, um seinen Tod zu beklagen!«, flehte Marthe. Sie glaubte Otto kein Wort, aber sie musste Zeit gewinnen.
    »Tut mir leid, meine Teure, darauf können wir keine Rücksicht nehmen«, entgegnete Otto in einem Tonfall, der keinen weiteren Widerspruch zuließ. »Die Lage erfordert, dass Christians Lehen umgehend wieder von starker Männerhand regiert wird. Ich könnte es – von Eurem Wittum abgesehen – auch so an Ekkehart geben. Er ist ein verdienstvoller Gefolgsmann. Außerdem bietet seine Freundschaft mit Randolf für mich die Gewähr, dass es nicht länger solche Streitereien in Christiansdorf gibt wie bisher. Ihr solltet dankbar sein, dass er um Eure Hand anhält.«
    Der Markgraf beugte sich vor und fixierte sie scharf. »Ansonsten würde ich Euch mit einem anderen verheiraten, aber verheiraten werde ich Euch auf jeden Fall, und zwar schnell. Ihr braucht ein Auskommen, einen Beschützer und jemanden, der für Euch und Eure Kinder sorgt.«
    »Ich danke Euch für Eure Fürsorge«, stammelte Marthe. »Und Euch« – mit hartem Blick zu Ekkehart – »für den ehrenvollen Antrag. Doch ich bitte nochmals inständig, vergönnt mir Zeit, meinen Mann zu betrauern!«
    Er ist nicht tot, sagte sie sich zum wiederholten Mal und schloss mit einem lauten Geräusch den Deckel des Kästchens, bevor siees mit schroffer Bewegung dem Boten zurückgab. Leider durfte sie hier, wo mit Sicherheit ein Spion des Bischofs zugegen war, nicht von Eingebungen und Visionen sprechen.
    »Ihr habt eine Woche, dann wird Euch der edle Ekkehart als seine Gemahlin heimführen«, beschied Otto knapp und bedeutete ihr, dass sie gehen durfte.
    In einer Woche schon! Wellen kalten Entsetzens stiegen in Marthe auf. Sie brachte es nicht über sich, zu Ekkehart zu sehen. Sein ungeheuerliches Ansinnen war ihr noch überdeutlich in Erinnerung, als er sie gebeten hatte, ihm aus freiem Willen zu gewähren, was er sich zuvor gewaltsam genommen hatte. Sie musste fliehen! Aber wohin?
    Und was sollte aus ihren Kindern werden?
    Lukas, der bisher schweigend an ihrer Seite verharrt hatte, löste seinen Arm von ihrem, trat vor und sank vor dem Markgrafen auf ein Knie.
    »Mein Fürst, wenn Ihr die Dame Marthe unbedingt verheiraten wollt, so bitte ich Euch, gebt mir ihre Hand. Es war Christians Wunsch, dass ich mich ihrer annehme, sollte ihm etwas zustoßen.«
    Marthe starrte erst auf Lukas, dann auf Ekkehart. Sie kam sich vor wie in einem Alptraum. Schlimm genug, dass Otto sie verheiraten wollte, noch dazu mit Ekkehart, aber dass Lukas ihr nun auch noch in den Rücken fiel! Warum benahmen sich alle so, als sei Christian wirklich tot?
    Der Markgraf musterte mit überraschter Miene den jungen blonden Ritter, der vor ihm kniete.
    »Hm. Ich will glauben, dass dies Christians letzter Wunsch war. Aber ich habe Ekkehart schon zugesagt.« Er strich sich übers Kinn. »Dieses Versprechen kann ich schlecht zurücknehmen. Es gibt eine Menge Gründe, die zugunsten Eures Rivalen sprechen.«
    »Dann lasst es uns austragen wie Männer, mit dem Schwert«, forderte Lukas ungeduldig.
    »Unfug. Ihr seid verletzt, ihr könnt gegen niemanden antreten«, meinte Otto. »Ich brauche Bedenkzeit. Hört morgen früh meine Entscheidung.«
    Mit einer Geste entließ er Marthe und die beiden Männer, die um sie warben.
     
    Fassungslos stürzte Marthe hinaus auf den Burghof und rannte

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