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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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und sagte leise nur zu ihm: »Sonst erfährt der Markgraf auch, was du mit Christians Mündel vorhattest.«
    Er trat einen Schritt zurück und starrte dem Burgvogt ungerührt in die eisblauen Augen. »Das gilt auch, wenn sonst noch jemandem aus Christians Haushalt etwas zustoßen sollte.«
    Randolf spürte Richenzas kalten Blick, der ihn noch mehr reizte als die unausweichliche Niederlage, und befahl mürrisch, die Gefangenen freizulassen.
     
    Jonas konnte schon wieder auf eigenen Beinen stehen, als sie nach draußen gingen, Bertram stützte Agnes, die vor Schrecken über die Gefahr, der sie knapp entronnen war, und vor Sorge um Karl zitterte. Doch als Hilbert und der Bergmeister den furchtbar zugerichteten Karl nach draußen brachten, gab es ein vielstimmiges Murren und Drohrufe unter den Männern, die dort warteten.
    Lukas hob den Arm, um sie zur Ruhe zu bringen, auch wennihm die Bewegung heftige Schmerzen verursachte. »Ihr alle seid Zeugen«, rief er. »Ihm wird Gerechtigkeit zuteil werden. Aber nicht heute. Heute dürft ihr euch nicht provozieren lassen, wenn es kein Blutbad geben soll.«
    »Damit sich der Vogt morgen den Nächsten holt und so zurichtet?«, rief ein junger Mann, dessen Augen zornig blitzten.
    »Ihr habt viel Mut bewiesen«, sprach Lukas weiter, als hätte er den Einwurf nicht gehört. »Nur wenn ihr Ruhe bewahrt und weiter zusammenhaltet, werdet ihr die Tage überstehen, bis Christian wiederkommt.«
    »Wann wird das sein?«, rief ein anderer ungeduldig. »Wann sorgt er hier endlich wieder für Frieden und Gerechtigkeit?«
    »Bald, so Gott es will«, antwortete Lukas und verbannte dabei mit Mühe jede Bitterkeit aus seiner Stimme. Er betete stumm, dass er Christian rechtzeitig finden würde und dass sein Freund nicht doch tot war.
    »Solange müsst ihr allein auskommen. Der Obersteiger und drei von euch sollen mir folgen, wir werden gemeinsam beraten. Ihr anderen geht jetzt wieder an die Arbeit.«
    In Christians Haus saßen die Männer zusammen, während Mechthild der schreckensbleichen Agnes, die zu ihrem Kind gestürzt war und es an sich presste, einen großen Becher Bier zur Beruhigung einschenkte und sich dann gemeinsam mit Emma um Karls Wunden kümmerte.
    »Ich muss heute noch abreisen. Ihr seid für die nächste Zeit auf euch allein gestellt«, eröffnete Lukas das Gespräch. Bewusst verschwieg er den anderen, dass Richard, Gero, Herwart und all ihre Männer tot waren. Er war jetzt nicht bereit, darüber zu reden, denn er fürchtete, diese Schreckensnachricht würde den Kampfesmut der Christiansdorfer zum Erlöschen bringen.
    Sie überlegten eine Reihe Vorsichtsmaßnahmen: geheime Verstecke, Nachrichtenketten, Späher.
    Falls die Lage außer Kontrolle geriet, sollten der Bergmeister und Hilbert nach Meißen reiten und bei Otto vorsprechen.
    »Ihr dürft eure kleine Freundin jetzt nicht mehr allein auf der Burg lassen«, warnte der junge Ritter Peter.
    Der grinste frech. »Ich habe schon längst drei von meinen Leuten dort eingeschleust, die ein Auge auf sie haben«, erwiderte er, während er mit vollen Backen kaute und sich hinter den abstehenden Ohren kratzte.
    »Gut gemacht!«, lobte Lukas und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Aber wenn es ernst wird, hol sie schnell dort raus. Randolf wird sich jetzt in seiner Wut zuerst an denen schadlos halten, die sich nicht wehren können.«
    Er ermahnte alle nochmals, sich nicht provozieren zu lassen, dann ließ er sich von Mechthild Proviant zusammenpacken und bat Till zu einem Gespräch in seine spartanisch eingerichtete Kammer.
    »Ich bitte dich, begleite mich nach Eisenach. Du kennst dich aus auf der Wartburg, du hast dort vor ein paar Jahren einige Zeit verbracht. Vielleicht kann uns das bei der Suche nützlich sein.«
    »Ich schulde Euch mein Leben – und Christian noch viel mehr«, sagte Till nur. »Wann brechen wir auf?«
    »Sofort. Die Zeit wird knapp, für Christian und für Marthe.«
     
    Noch am gleichen Tag verließen Lukas und Till das Dorf.
    Die Christiansdorfer wappneten sich für kommendes Unheil. Denn den meisten war klar geworden, dass Randolfs Übergriffe gegen Johanna, Agnes und die Schmiede nicht von ungefähr kamen. Der Hüne musste sich seiner Sache sicher sein, wenn er sich plötzlich so gebärdete. Die Frauen riefen ihre Kinder insHaus und verriegelten die Türen, wenn Randolfs Männer durchs Dorf streiften, und die jungen Mädchen wurden ermahnt, sich nicht draußen blicken zu lassen, wenn sie unterwegs

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