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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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brandig werden. Er hat trotz der Ketten seinen Knöchel umklammert,damit er das Bein stillhält, während sie das Kautereisen aufdrückte.«
    Lukas fluchte stumm vor sich hin. Ja, das klang nach Christian. »Was hat sie noch gesagt? Wie geht es ihm?«
    »Sie hielten ihn in Ketten und Stricken gefangen wie ein wildes Tier, wohl aus lauter Furcht, er könnte fliehen und vorher noch ein halbes Dutzend Männer niedermachen. Unterwegs hierher muss es einen Zwischenfall gegeben haben. Dafür haben sie ihn übel zugerichtet. Doch die Männer hatten strikten Befehl, dafür zu sorgen, dass er lebend in Braunschweig ankommt.«
    Das wird immer rätselhafter, dachte Lukas.
    Gefangengenommene Ritter wurden nicht von fremden Wachleuten zusammengeschlagen. In Ketten gelegt – das kam vor, aber ansonsten hatten sie Anspruch auf eine ihrem Stand angemessene Behandlung.
    Und Gefangene wurden gemacht, um Lösegeld zu fordern oder gegen andere Gefangene eingetauscht zu werden. Doch für einen solchen Handel zwischen Eisenach, Braunschweig und Meißen war Christian längst nicht bedeutend genug. Weder würde Otto ein hohes Lösegeld zahlen, noch für ihn eine bedeutende Geisel freilassen. Zumal der Meißner Markgraf nach Lukas’ Wissen derzeit niemanden in den Verliesen hatte, der in Diensten des Löwen stand. Genauso wenig war Christian im Besitz irgendwelcher Geheimnisse, die für den Herzog interessant sein könnten.
    »Und das Mädchen hat mitangesehen, wie sie Christian fortgeschafft haben?«
    Till nickte. »Mehr tot als lebendig und in schweren Ketten. Aber sie hat versichert, zumindest sein Bein würde er behalten.«
    Lukas stand auf, was unter den tiefhängenden Zweigen nicht einfach war. »Dann reite ich sofort nach Braunschweig. Ich nehme beide Pferde mit. Du musst dich, so schnell es geht, zu Fuß nach Meißen durchschlagen. Erzähl Marthe, was du weißt. Sie wird froh sein über jedes Lebenszeichen. Und sie muss Otto bewegen, die Frist zu verlängern und die Hochzeit aufzuschieben. Denn nun gibt es Gewissheit, dass Christian noch lebt.«
    Zumindest vor ein paar Tagen noch lebte, korrigierte er sich düster, ohne es auszusprechen.
    Er legte dem Schreiber die Hand auf die Schulter. »Pass gut auf dich auf, damit du heil in Meißen ankommst. Du weißt, was davon abhängt.«
    Doch Till zögerte, zu gehen. »Ich wollte Euch noch fragen … bitten … Ich würde das Mädchen gern mitnehmen.«
    So verlegen hatte Lukas ihn noch nie erlebt. »Sie hat geweint über Hilarius’ Tod. Ich hab sie gehalten, um sie zu trösten … und da ist es passiert. Wir haben einander Halt gegeben … und zueinandergefunden.«
    Der junge Mann wirkte auf einmal so glücklich, dass Lukas in ihm den Ludmillus früherer Jahre wiedererkannte.
    »Ist sie frei oder eine Hörige?« Er konnte nicht riskieren, dass sich eine Gruppe Bewaffneter auf ihre Spuren heftete, die eine entlaufene Hörige wieder einfangen wollten. Denn wenn sie Wunden versorgen konnte, war sie zweifellos von besonderem Wert für ihren Herrn.
    »Sie muss nur ihren Bruder um Erlaubnis fragen. Das wollten wir zusammen tun, wenn Ihr es gestattet.«
    »Wir holen sie, wenn das hier ausgestanden ist, du hast mein Wort«, versprach Lukas. »Dann schicke ich dir auch jemanden mit, der euch auf dem Weg beschützt.«
    »Darf ich wenigstens noch hingehen und ihr Bescheid geben? Sie wartet auf mich«, bat der frisch Verliebte enttäuscht.
    »Dann lass sie nicht warten. Du hast heute noch eine lange Wegstrecke vor dir.« Er drückte dem Spielmann eine volle Pfennigschale in die Hand. »Damit du schneller vorankommst. Marthe vergeht vor Sorge.«
    Till bedankte sich überschwenglich und kroch aus dem Gebüsch.
    Lukas ließ ihm einen reichlichen Vorsprung, bevor er sich selbst aus dem Versteck zwängte, um zu seinem Quartier zurückzukehren.
    Er konnte nicht ahnen, dass der Spielmann nicht mehr dazu kam, sich von seiner neuen Liebe zu verabschieden. Noch ehe sich Ludmillus dem Tor der Wartburg nähern konnte, traf ihn ein Dolchstoß in den Rücken. Er spürte nicht einmal mehr, dass ihn jemand an den Beinen packte und ins Gebüsch zerrte, damit niemand den reglosen Körper fand.
     
    Lukas holte beim Wirt ohne jede weitere Erklärung beide Pferde ab, bezahlte seine Zeche und brach auf. Kaum hatte er Eisenach hinter sich gelassen, tauschte er seine Verkleidung wieder gegen das Rittergewand und ließ das Haar wie gewohnt auf die Schulter fallen. Als Ritter zu reisen erhöhte die Wahrscheinlichkeit,

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