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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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und seine Stimme wurde immer leiser. »Mit mir kommst du nicht raus aus der Burg. Geh und kümmere dich um Marthe.«
    Ihm trat kalter Schweiß auf die Stirn vor Anstrengung. »Aber dass du den hier zur Hölle geschickt hast, macht es mir leichter …«
    Lukas half Christian, sich wieder hinzusetzen, und lehnte ihn vorsichtig gegen die Wand. »Das freut mich, aber er ist der Einzige,der heute hier stirbt«, entgegnete er unwirsch. Er verspürte nicht die geringste Lust, jetzt mit ihm über Leben und Tod zu diskutieren.
    Ohne ein weiteres Wort ging er nach draußen zu dem mageren Wächter. Der sah ihn mit unübersehbarem Grauen an. »Ich muss doch nicht auch da rein?«
    »Musst du nicht«, beruhigte ihn Lukas. »Ich mach das schon. Ist schaurig genug. Ich soll nur ein neues Licht holen. Aber dafür schuldest du mir was.«
    Der Magere atmete erleichtert auf, doch er konnte seine Freude nicht lange genießen. Als Lukas hinter ihm stand, angeblich um ein Talglicht zu suchen, hieb er ihm mit verschränkten Händen in den Nacken, so dass er zu Boden sackte.
    Lukas griff ihm unter die Arme und zog ihn in das hinterste Verlies. »Tut mir leid, Kumpel, aber du würdest sowieso nicht gern sehen, was da passiert ist«, murmelte er.
    In der Zelle fesselte und knebelte er den bewusstlosen Wächter. Dann betrachtete er Christian, der sich mit geschlossenen Augen gegen die Wand lehnte, und kam zu dem Schluss, dass es sein Freund nicht schaffen würde, auf eigenen Beinen den Burgbezirk zu verlassen. Also blieb ihm nur eine Möglichkeit zur Flucht. Es war leider auch die riskanteste, aber die Furcht der Männer vor dem unheilvollen Treiben des Alchemisten würde die Erfolgsaussichten verbessern.
    »Du spielst jetzt toter Mann. Dürfte dir nicht schwerfallen«, sagte er zu Christian.
    Er riss die Reste von dessen Ärmeln ab, so dass die blutverkrusteten Arme unbedeckt waren, und hievte ihn sich über die Schulter. Dann verschloss er das Verlies sorgfältig und steckte den Schlüsselbund ein.
    Vor dem Morgen würde sich aus Furcht vor dem unheimlichen Treiben des Astrologen bestimmt niemand hier freiwillig blickenlassen, und bis sich Humberts Leute dazu durchrangen, die Tür aufzubrechen, um mit eigenen Augen zu sehen, was der Alchemist mit dem Gefangenen angestellt hatte, würde im günstigsten Fall auch noch einige Zeit vergehen.
    Manchmal versteckt man etwas am besten für alle sichtbar, sprach er sich selbst Mut zu und ging mit seiner Last ganz offen zum Tor.
    »Ich bin’s, der Neue«, meldete er sich bei demjenigen, der ihm dort zuerst entgegenkam. Es war sein breitschultriger Gegner vom Morgen.
    Lukas senkte die Stimme und sagte unheilvoll: »Der Gelehrte ist fertig mit dem da … Ich soll die Leiche verschwinden lassen, damit niemand sieht, was er alles mit ihm gemacht hat. Und glaub mir, du willst es auch nicht wissen.«
    »Das glaub ich dir gern«, meinte der andere düster mit einem Blick auf die blutverkrusteten Arme und schlug hastig ein Kreuz. Er griff hinter sich und gab Lukas ein paar Stricke. »Hier, bind Steine um die Leiche und wirf sie in die Oker. Das ist am besten.«
    »Mach ich. Und ich glaube, dann muss ich erst mal schnell was trinken. War ganz schön unheimlich da unten.«
    »Geht klar, Kumpel. Die jetzt noch übrig sind, die laufen uns nicht weg.« Wieder lachte der Mann.
    Lukas sprach in Gedanken ein stummes Dankgebet, als er mit seiner schweren Last unbehelligt das Burgtor passieren konnte.
    Vorerst würde keiner mit seiner baldigen Rückkehr rechnen. Jetzt musste er nur noch ungesehen von Nachtwächtern und Dieben, die sich heimlich auf den Straßen herumtrieben, durch die Stadt kommen.
     
    Er hatte mit Maria ein Zeichen verabredet, damit sie ihn nachts einließ, unbemerkt von allen anderen.
    Es dauerte eine Weile, bis die junge Wirtin endlich die Tür öffnete. Ihre Freude über seine Rückkehr wich unversehens dem Erschrecken über die Last, die er trug.
    »Ein Freund von mir, dem übel mitgespielt wurde«, flüsterte er. »Kann ich auf deine Hilfe zählen?«
    Hastig ließ sie ihn ein und lief voraus zu seiner Kammer. Oben angelangt, bettete er Christian auf das Strohlager, während sie ein Talglicht entzündete. Bei Christians Anblick zuckte sie zusammen.
    »Allmächtiger! Wer hat ihm das angetan?«
    »Er ist ein Ritter und ein guter Mann«, versicherte Lukas ihr.
    »Kannst du mir einen Eimer Wasser bringen? Verbandszeug und ein Rasiermesser?«
    Sie nickte und verschwand, um wenig später mit dem

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