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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Gewünschten wieder aufzutauchen. »Ich denke, er könnte auch etwas zur Stärkung vertragen«, meinte sie zögernd.
    »Ja, vor allem viel zu trinken«, bat Lukas. Nicht nur, weil Christian völlig ausgedörrt war. Er erinnerte sich noch gut, wie heftig Marthe darauf bestanden hatte, dass er große Mengen trank, nachdem er bei dem Angriff auf den Silbertransport so viel Blut verloren hatte. Den Schnitten auf Christians Armen nach musste ihm Aloisius tatsächlich immer wieder Blut abgelassen haben, ohne die Wunden zu verbinden.
    Ein Wunder, dass er nicht verblutet war. Aber wahrscheinlich hatte Aloisius das bewusst so eingerichtet, um sein Opfer länger quälen zu können.
    Er lehnte Christian wieder an die Wand und wollte ihm den Becher an die Lippen setzen, doch Christian nahm den Becher trotz seiner Schwäche in die eigenen Hände und trank vorsichtig, Schluck für Schluck, um nicht alles wieder herauszuwürgen. Dass er die Selbstbeherrschung dazu aufbrachte, hielt Lukas für ein gutes Zeichen.
    Die Wirtin kam erneut und brachte Biersuppe.
    Unsicher sah sie zu Lukas. »So wie er zugerichtet ist, wird Euer Freund mindestens eine Woche brauchen, bis er fortreiten kann«, meinte sie. »Ich vermute, nach ihm wird gesucht. Aber wenn Ihr solange bleiben wollt, ich werde Euch nicht verraten …«
    Maria zögerte, dann sagte sie leise: »Wenn er Euer Freund ist, muss er ein guter Mann sein …«
    Ja, wir sind schon prächtige Kerle, dachte Lukas grimmig. Nur leider bringt uns das regelmäßig in den Kerker, während die Schurken und Verräter ungestraft wüten dürfen.
    »Wir müssen morgen früh fort, gleich bei Tagesanbruch müssen wir am Stadttor sein«, erklärte er der jungen Wirtin.
    »Das schafft er nie und nimmer, so wie er zugerichtet ist«, erwiderte sie entgeistert.
    »Glaube mir, er schafft es«, versicherte Lukas. »Jetzt lass uns allein. Ich muss ihm die Kleider vom Leib schneiden, die sind ohnehin unwiderruflich verdorben.«
    Als Maria gegangen war, drehte Christian den Kopf zu seinem Freund.
    »Und woher nimmst du die Gewissheit?«, fragte er mit zynischem Spott.
    Lukas kramte aus seinem Bündel, das die Wirtin für ihn bewacht hatte, neue Kleider hervor, ebenso Christians Schwert, das er damit umwickelt hatte.
    »Ehrlich gesagt, fürchte ich, sie hat recht. Aber dir bleibt keine Zeit fürs Krankenlager. Wenn du nicht in elf Tagen in Meißen auftauchst, verheiratet Otto deine Frau mit Ekkehart.«
    Christian starrte den Freund an. Dann sagte er nur: »Hilf mir auf.«
     
    Es dauerte fast bis zum Morgengrauen, bis Christian gewaschen, rasiert und in saubere Sachen gekleidet war. Den Bart hatteLukas ihm völlig abgenommen. Er würde wieder nachwachsen, bis sie in Meißen waren, und ohne Bart würde er schwerer wiederzuerkennen sein, falls nach ihm gesucht wurde.
    Maria brachte ihnen noch Proviant und musterte Christian aufmerksam. »Er ist zwar noch totenbleich und mager, aber jetzt sieht man ihm wenigstens wieder an, dass er ein Ritter ist.«
    Lukas entschädigte sie großzügig für ihre Hilfe.
    »Das hier ist für dein Stillschweigen«, erklärte er verlegen, um keine Irrtümer darüber aufkommen zu lassen, wofür er ihr den doppelten Preis zahlte. Flammende Röte zog über Marias Gesicht, dennoch lächelte sie ihn an. »Gott beschütze Euch auf dem Weg.«
    »Und schenke dir einen guten Ehemann.«
    Unversehens erwachte ein Stück alter Spottlust in ihr. »Da steht er vor einer schwierigen Aufgabe …«
    Sie öffnete die Tür zu dem Stall, in dem reisende Gäste ihre Pferde und Maultiere unterstellen konnten.
    Lukas hatte Zweifel, ob Christian, der sich kaum auf den Beinen halten konnte und außerdem wegen der Pfeilwunde noch hinkte, es aus eigener Kraft aufs Pferd schaffen würde. Er hatte schon gesattelt und wartete nun, um helfend einzuspringen, wenn Christian das wollte. Aber der zog sich mit zusammengebissenen Zähnen in den Sattel. Er wankte, als er oben saß, doch er gab Lukas das Zeichen zum Aufbruch.
    Sie gehörten zu den Ersten, die an diesem Morgen am östlichen Stadttor eintrafen, um Braunschweig zu verlassen. Entweder wurde Christian noch nicht gesucht, oder niemand erkannte in den zwei Rittern einen säumigen Gefangenenwächter und einen Gefangenen, der nach allgemeiner Auffassung die Nacht nicht überlebt haben konnte. Lukas zählte darauf, dass niemand mehr übergroßes Interesse an Christian hatte, da der gefürchtete Alchemist tot war.
    »Geht es Eurem Begleiter nicht gut?«, erkundigte

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