Die Spur der Hebamme
meines Silberdorfes. Aber vorher seid so gut und sucht jemanden, der meine Gemahlin aufweckt und zu uns schickt.«
Vielleicht gelingt es ihr, zwischen den Streithähnen zu vermitteln, dachte er bei sich.
Hedwig und Dietrich hatten sich kurz hintereinander unter einem Vorwand von der Tafel entfernt: Hedwig, weil sie sich angeblich nicht wohl fühlte, und Markgraf Dietrich, um noch einmal mit seinem Sohn zu sprechen, bevor der die Nacht im Gebet in der Kirche verbrachte, um sich auf die Schwertleite vorzubereiten.
Sie wussten beide, dass es sträflicher Leichtsinn war, was sie da taten, doch sie konnten nicht anders. Unmittelbar nach Konrads Aufnahme in den Ritterstand musste Dietrich zum Kaiser aufbrechen, um ihn über die Alpen zu begleiten. Niemand konnte wissen, wann und ob er je von diesem Feldzug zurückkehren würde.
Wieder trafen sie sich in der Gästekammer, die Hedwig bewusst frei gehalten hatte, obwohl es auf der Burg von Gästen nur so wimmelte. Sie stürzten aufeinander zu und küssten sich leidenschaftlich. Schließlich löste sich Dietrich von ihr, entkleidete seine Geliebte und begann, jeden Zoll ihres Körpers zu liebkosen. Hedwig stöhnte vor Sehnsucht und Begehren auf. Sie hatte sich eine halbe Ewigkeit danach verzehrt und wollte keinen Augenblick länger warten.
Doch er ließ sich nicht beirren, obwohl auch sein Verlangen übermächtig war. Zum ersten Höhepunkt wollte er sie nur mit seinen Händen und seinen Lippen treiben. Bald fühlte er ihren Körper erbeben. Noch während er sanft an ihren Brustwarzen sog, zog sie ihn begehrend über sich. Da gab er seine Zurückhaltung auf und drang tief in sie ein, langsam und voller Hingabe.
Und dann übermannte ihn die Leidenschaft. Während er immer weiter ausholte, wölbte sie sich ihm entgegen und folgte seinem schneller werdenden Rhythmus. Schließlich drehte er sie um, spreizte ihre Beine mit dem Knie und umklammerte ihre Hüften. Statt an seiner Schulter, erstickte sie ihre leidenschaftlichen Schreie im Kissen.
Länger konnte er seinen Höhepunkt nicht mehr zurückhalten. Doch er wusste, er hatte sie schon dreimal über die Grenze getrieben, als er sich endlich in sie ergoss.
Wortlos ließen sie sich beide auf das Laken fallen. Sie strich sanft mit der Hand über seine Wange, während sie tapfer versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten – Tränen des Glücks und der Verzweiflung, weil ihnen dieses Glück immer nur so kurz und für einen hohen Preis vergönnt war.
Sie erschraken beide, als es leise an der Tür klopfte.
»Mein Herr«, ertönte von draußen eine gedämpfte Stimme.
»Kommt schnell!«
Selbst in dem flackernden Kerzenlicht konnte Dietrich erkennen, wie Hedwig erblasste. Hastig streifte er sein Bliaut über, ging nach draußen und wechselte ein paar kurze Worte mit seinem treuesten Gefolgsmann, der jedes Mal unauffällig dafür sorgte, dass sie unentdeckt blieben, wenn er sich heimlich mit Hedwig traf.
Dann kam er in die Kammer zurück. »Otto sucht nach dir, du musst sofort gehen«, sagte er.
Mit geschickten Händen half er ihr, das Kleid zuzuschnüren, legte ihr den einfachen Umhang um und zog ihr die Kapuze tief ins Gesicht. »Mein Ritter wird dafür sorgen, dass du unbemerkt bis in die Nähe deiner Kammer kommst. Denk dir einen Grund aus, warum du nicht dort warst, dann geh in die Halle. Ich bleibe noch einen Augenblick, damit uns niemand zusammen sieht.«
Mit schreckensstarrer Miene nickte Hedwig ihm zu und verließ die Kammer. Sie hatte immer befürchtet, dass dieser Augenblick kommen würde. Im Gang wartete Dietrichs Ritter auf sie, ohne zu erkennen zu geben, dass er wusste, wer vor ihm stand.
»Der Weg zur Treppe ist frei«, raunte er. »Ich folge Euch in einigem Abstand. Sollte Euch jemand entdecken, bevor Ihr den Gang zur Halle erreicht, steche ich ihn nieder.«
Hedwig nickte ihm stumm zu und lief, so schnell sie konnte, nach vorn. Unbehelligt gelangte sie zur Treppe, wo sie ihren bestickten Umhang verborgen hatte, schob stattdessen die einfache Verkleidung in das Versteck, huschte die Stiege hinab und zwang sich, ruhig und gelassen zu wirken.
Als Erste kam ihr ausgerechnet Richenza entgegen.
»Meine Herrin, wir haben überall nach Euch gesucht. Wo wart Ihr nur?«, säuselte sie scheinbar besorgt.
»Auf der Heimlichkeit, wo sonst?«, entgegnete Hedwig mit mühsam gespielter Kühle. »Hat sich nicht bis zu Euch herumgesprochen, dass mir das Mahl nicht bekommen ist? Ich glaube nicht, dass ich Euch
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