Die Spur der Hebamme
von unten erkannte und die sich eindeutig danach anhörte, als wollte sie einen Mann betören. Sollte er an diesem gottverdammten Unglückstag auch noch zum Hahnrei gemacht werden?!
Nicht mit ihm!
Wutentbrannt polterte er die Treppe hinauf und bekam gerade noch mit, dass der andere Mann Richenza zurechtwies, während diese weiter verführerisch auf ihn einsprach. Hure!
»Randolf, mein Liebster! Endlich kommst du«, strahlte sie ihn an. »Mir war nicht wohl, aber dieser edle Ritter war so gütig, mir seine Hilfe anzubieten.«
Randolf erkannte den Mann, einen Vertrauten von Ottos Bruder, und er sah, wie angewidert dieser auf seine Frau blickte.
»Kümmert Euch um Eure Gemahlin. Sonst wirft Ihr Benehmen am Ende noch ein schlechtes Licht auf Euch«, forderte ihn Dietrichs Ritter auf.
Das brachte für Randolf das Fass zum Überlaufen. Mit einem Satz nahm er die letzten Stufen und stürzte auf Richenza zu, um ihr eine wuchtige Ohrfeige zu verpassen.
»Verräterische Hure!«
Sie prallte hart gegen die Wand und sackte zu Boden.
»Du Narr!«, ächzte sie.
Jetzt wird niemand Hedwigs Geheimnis enthüllen, war ihr letzter Gedanke.
Randolf drehte sich abrupt um, doch er wurde von dem Landsbergerzurückgerufen, der stumm auf die kleine Blutlache an Richenzas Hinterkopf deutete.
Immer noch voller Zorn, blickte Randolf auf seine reglose Frau, die in seinen Augen durch ihr Verhalten in letzter Zeit die Prügel mehr als verdient hatte.
»Ihr solltet sie nach unten bringen und den Wundarzt rufen«, riet Dietrichs Gefolgsmann leise, der im Gegensatz zu Randolf erkannte, dass hier womöglich jede Hilfe zu spät kam.
»Das ist nur wieder eines ihrer Täuschungsmanöver«, grollte der Hüne. »Lasst sie hier liegen, irgendwann wird sie es schon leid werden, wenn niemand sie beachtet.«
Verächtlich drehte er sich um und polterte die Treppe hinab. Schließlich gab es bei Otto Wichtigeres zu bereden.
Dietrichs Gefolgsmann wartete, bis Randolf fort war, dann gab er seinem Herrn das Zeichen, dass er gehen konnte, und schickte nach jemandem, der die Tote nach unten trug.
Christian versuchte, Herr über das Gefühlschaos zu werden, das in ihm herrschte, als er zusehen musste, wie Marthe von ihm weggeführt wurde.
Von Lukas erklärt zu bekommen, dass Otto die Hochzeit befohlen hatte, war eine Sache – zu wissen, dass Marthe hinter jener verschlossenen Tür mit Ekkehart im Brautbett lag, eine andere. Und dann noch Randolf und dessen Freunde dort zu erblicken, trieb ihn zu rasender Wut.
Erst als er seine Frau mit einem Dolch in der Hand stehen sah, um die Männer fernzuhalten, beruhigte er sich ein wenig. Anscheinend war noch nichts von dem geschehen, was er befürchtet hatte.
Ottos tiefe Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
»Wir mussten Euch für tot halten«, sagte der Markgraf und räusperte sich mit einem Anflug von Verlegenheit.
Mittlerweile war die Runde vollständig, die er zusammengerufen hatte: Christian und Lukas, Ekkehart und Randolf sowie Hedwig, die beunruhigt wirkte, auch wenn sie sich glücklich über die Rückkehr des Totgeglaubten gezeigt hatte.
Als der Priester mitbekam, dass Otto mit den Männern beraten wollte, hatte er darauf bestanden, dabei zu sein, und stand nun in einigem Abstand von den Rittern, da ihn niemand aufforderte, näher zu treten oder gar Platz zu nehmen.
»Wollt Ihr uns berichten, wie Eure wundersame Rückkehr zustande kam?«, forderte der Markgraf Christian auf.
Der Priester mischte sich ein. »Der Bischof wird wenig erfreut sein, zu hören, durch Euer Weib« – er sah abwechselnd zu Christian und Ekkehart – »schon wieder vor eine schwierige Entscheidung gestellt zu werden.«
»Die Entscheidung kann ich ihm abnehmen«, knurrte Christian und blickte auffordernd zu Ekkehart. »Bist du bereit, die Sache mit dem Schwert auszutragen?«
»Jederzeit«, antwortete der. »Sobald du genesen bist. Ich trete nicht gegen einen Gegner an, der nach einer Kampfverletzung noch hinkt.«
»Mach dir darum keine Sorgen!«, herrschte ihn Christian an.
»Ich will meine Frau wieder für mich allein. Und zwar heute noch!«
»Schluss damit«, ging Otto mit donnernder Stimme dazwischen. »Sosehr wir uns freuen, Euch wieder bei uns zu wissen, Christian – kaum seid Ihr wieder da, geht das Gezänk los. Ich dulde nicht, dass meine Ritter, noch dazu so verdiente wie Ihr beide, gegeneinander zu einem Kampf antreten, nach dem nur einer den Platz lebend verlässt. Spart Euren Mut und Euer Blut für
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