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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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auf das Zeichen des Turniervogts von neuem aufeinander zu.
    Immer mehr lichteten sich die Reihen. Konrad hielt sich wacker unter den Kämpfenden, behielt zu Christians Zufriedenheit und Erleichterung die völlige Kontrolle über sein Pferd und auch die »Gegner« im Auge.
    Nach vier Lanzengängen waren alle Reiter der einen Partei besiegt, von der anderen waren noch vier übrig, unter ihnen auch Konrad und Raimund.
    Marthe atmete tief durch, als der Ausrufer das Ende des Kampfes und den Sieg der Mannschaft verkündete, zu der Konrad gehörte.
    Die Zuschauer jubelten, als die vier Sieger mit gesenkten Lanzen vor der Schaubühne Aufstellung nahmen, auf der die besonders hohen Gäste saßen. Hedwig verteilte kostbare Preise an die Sieger.
    Erneut brandete begeisterter Jubel auf, dann ritt die Kavalkade mit Ottos gerade zum Ritter ernannten Neffen vom Turnierplatz.
    Während Helfer eilig die zersplitterten Lanzenreste aufsammelten, kündigte der Ausrufer an, dass als Nächstes bewährte Ritter aus edlem Hause zum Tjost antreten würden, zum Zweikampf zu Pferd mit der Lanze.
     
    Konrad hatte nur Augen für seinen Vater gehabt, als er aus Hedwigs Händen den Siegerpreis entgegennahm. Markgraf Dietrich hatte vor dem Kampf so besorgt gewirkt, dass Konrad von neuen Selbstzweifeln geschüttelt wurde. Traute sein Vater ihm gar nichts zu?
    Doch nun sah er in das strahlende Gesicht seines Vaters, sah die stolzen Mienen seiner Onkel und war überglücklich, die erste Bewährungsprobe im Ritterleben bravourös bestanden zu haben. In diesem Moment fühlte er sich in der Lage, Berge zu versetzen.
    Dann suchte sein Blick nach Christian. Er entdeckte ihn und freute sich über die anerkennende Miene seines Lehrmeisters. Das, so dachte er überschwenglich, ist der schönste Tag meines Lebens!
    Glücklich ritt Konrad zu einem der Zelte, in denen sich die Kämpfer aus den Kettenpanzern schälen, umziehen und den Staub abspülen konnten.
    Dort wartete schon Jakob auf ihn, bereit, ihm Kettenhemd, Helm und Gambeson abzunehmen.
    »Du warst unglaublich! Wie der heilige Georg höchstpersönlich!«
    »Und du übertreibst schamlos«, erwiderte Konrad lachend.
    »Aber ich hab mich wirklich gefühlt wie in einem echten Kampf. Und ich bin froh, im Sattel geblieben zu sein.«
    »Das ist keine Kunst, wenn alle angehalten sind, Euch nur mit Scheinangriffen zu attackieren und dafür zu sorgen, dass Euch kein Haar gekrümmt wird, während Eure Gegner bei der ersten Berührung den Kampf aufgeben sollten«, tönte hinter ihnen eine kühle Stimme.
    Beide fuhren herum und starrten auf die Gestalt, die das Zelt unbemerkt betreten hatte.
    »Ihr lügt!«, fuhr Konrad den Eindringling an. »Das wäre unehrenhaft.«
    »Euer Vater und Euer Onkel fürchteten wohl viel mehr die Schande, wenn Ihr aus Ungeschicklichkeit schon beim ersten Lanzengang aus dem Kampf geschieden wärt«, widersprach der Mann.
    »Mir mag es noch an Kampferfahrung fehlen, doch ich hatte einen guten Lehrer«, entgegnete Konrad, so ruhig er konnte.
    »Meint Ihr? Mir ist er nur als Versager bekannt. Bisher hat sich fast jeder, den er ausgebildet hat, abschlachten lassen müssen, und er selbst verbringt auffallend viel Zeit in fremden Kerkern, weil er sich bei jedem ernsthaften Kampf gefangennehmen lässt.«
    »Ihr beleidigt einen ehrenhaften, tapferen Mann! Nichts von dem, was Ihr sagt, ist wahr!«, brauste Konrad auf.
    »So? Dann beweist es doch«, schlug der Ritter gelassen vor. »Beweist, wie gut er Euch mit Schwert und Lanze unterrichtet hat. Und diesmal nicht in einem Kampf, bei dem alle heimlich angewiesen sind, Euch zu behüten wie ein kränkelndes Pflänzchen, sondern beim Tjosten, Mann gegen Mann! Aber dafür fehlt Euch der Mut.«
    Der Eindringling schnaubte verächtlich und wandte sich zum Gehen.
    »Ich werde es tun«, rief Konrad ihm nach und griff nach der Kettenhaube, um sie wieder aufzusetzen. »Und Ihr werdet Euch für Eure Beleidigung entschuldigen müssen, bei mir und bei Christian!«
    Jakob fiel ihm in den Arm. »Tu das nicht, er will dich nur provozieren. Du hast dich heute schon bewiesen, lass es gut damit sein!«
     
    Nach dem für seinen Sohn so glücklichen Ausgang des Buhurts zwängte sich Markgraf Dietrich durch die Menschenmenge, um seinen Sohn zu suchen und zu beglückwünschen.
    Diesmal ist die böse Vorahnung nicht eingetroffen, dachte er erleichtert. Die Warnung von Marthe und Christian hatte ihn zutiefst beunruhigt. Doch es gab keinen ehrenhaften Weg, Konrad vom

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