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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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bemerken.
    »Vielleicht gibt er Konrad noch ein paar weise Worte über ritterliches Betragen mit auf den Weg«, mutmaßte er, ebenso verwundert.
    »Da ist der arme Junge aber genau an den Richtigen geraten«, spottete Raimund.
    Christian sah nach vorn, zur hohen Tafel, wo Otto neben Hedwig, dem Kaplan, Dietrich und seinen inzwischen angereistenBrüdern saß: Heinrich von Wettin, Friedrich von Brehna und der durch seinen gewaltigen Körperumfang nicht zu übersehende Dedo von Groitzsch.
    In diesem Moment erhob sich Otto und bot Hedwig seinen Arm. Also durften auch sie jetzt den Saal verlassen.
    »Kommt, wir suchen nach den beiden«, sagte Christian. Er hatte Konrad seit seiner Rückkehr noch nicht gesehen, denn der Sitte entsprechend hatte der Junge die Nacht vor seiner Schwertleite fastend und im Gebet vor dem Altar verbracht.
     
    Sie arbeiteten sich durch das Gewühl in der Halle, in der wegen des bevorstehenden Festes noch mehr Menschen als sonst aneinandergedrängt saßen, viele davon in farbenprächtigen Kleidern.
    Raimund entdeckte Konrad zuerst. Bleich und angespannt stand er bereits in seinen Festgewändern inmitten einer Gruppe auf dem Hof.
    Als Konrad sie entdeckte, hellte sich sein Gesicht auf. »Ich bin so froh, Euch lebend wiederzusehen«, sagte er. Und dann, zu Marthe gewandt: »Und Euch nicht als Gemahlin des Ekkehart.«
    Christian wehrte die Fragen seines Schützlings nach dem Geschehenen ab. »Heute ist dein Tag. Gott schütze dich bei allem, was du künftig als Ritter und Erbe deines Vaters zu bestehen hast. Ich bin sicher, du wirst ihm Ehre machen.«
    »Ich wünschte, ich könnte Eure Zuversicht teilen«, wehrte Konrad düster ab. »Einerseits kann ich es kaum erwarten, in den Ritterstand aufgenommen zu werden. Doch wenn ich all diese bewährten Männer hier sehe, denke ich, noch ein, zwei Jahre unter Eurer Anleitung hätten auch ihr Gutes. In den letzten Wochen bei meinem Vater hatte ich wieder wie früher das Gefühl, ich könnte ihm nie gerecht werden.«
    Christian legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Du warst ein guter Schüler. Und wenn du meinst, dann und wann noch ein paar Übungskämpfe zu brauchen – jederzeit und gern.«
    »Wo ist deine Mutter? Ist sie nicht zu deinem großen Tag gekommen?«, wollte Marthe wissen. Sie hatte Dobronega, Markgraf Dietrichs Gemahlin, noch nie an dessen Seite gesehen.
    »Nein, sie blieb auf ihrem Landgut«, antwortete Konrad. »Sie hält sich immer von meinem Vater fern. Eigentlich kenne ich sie kaum. Seit ich als Page zu meinem Onkel geschickt wurde, habe ich sie nicht mehr gesehen. Und vorher auch nicht so oft, wenn ich mich recht erinnere.«
    Als er das Mitgefühl in Marthes Augen sah, sagte er rasch: »Für mich ist meine Tante immer wie eine Mutter gewesen.«
     
    Der prächtig gekleidete Haushofmeister drängte sich zu ihnen durch, um Konrad fortzuführen. Gleichzeitig verkündeten Hornstöße, dass das Fest nun beginnen würde.
    Für die feierliche Schwertleite war ein hölzernes Podest auf dem Burghof errichtet worden, auf dem nun die vornehmsten Gäste Platz nahmen. Mit bewegten Gesichtern sahen Dietrich, Hedwig und auch Christian, der als einer der Lehrmeister Konrads dort stehen durfte, wie Markgraf Otto seinem Neffen mit feierlichen Worten sein neues, mit Edelsteinen am Knauf verziertes Schwert umgürtete, ihm Lanze, Sporen und Kettenhelm überreichte.
    Die Menschen jubelten, als sie den schlanken jungen Mann in dieser Pracht vor sich sahen. Nachdem Otto den jungen Ritter ermahnte, stets die Pflichten und Tugenden seines Standes zu erfüllen und zu wahren, trat ein Priester vor und segnete die blitzenden Waffen.
    Als die Zeremonie endlich vorbei war, schritt Markgraf Dietrich als Erster auf seinen Sohn zu und umarmte ihn.
    »Ich bin stolz auf dich«, sagte er, und Konrads Augen leuchteten. Christian beglückwünschte seinen einstigen Schüler nicht weniger herzlich zu der neu erlangten Würde.
    »Ich stehe in Eurer Schuld«, sagte Konrads Vater zu Christian.
    »Was er durch Euch an Geschicklichkeit mit dem Schwert gewonnen hat, ist beeindruckend.«
    »Ihr werdet nie in meiner Schuld stehen«, wehrte Christian ab.
    »Dazu bin ich Euch und dem Hause Wettin viel zu sehr verpflichtet.«
     
    Dem jungen Ritter wurde eine üppige Mahlzeit gereicht. Schließlich hatte er seit dem Vortag gefastet. Diener schenkten Wein an die hohen Gäste aus, die ihre Becher auf das Wohl Konrads erhoben. Erst danach sollte sich die ganze Festgesellschaft zur

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