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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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stand, kündeten Ausrufer den nahenden Beginn des Turniers an. Die gesamte Festgesellschaft, viele von weither angereiste Ritter und Zuschauer von Rang zogen als farbenprächtige Menschenmenge zur Turnierwiese.
    Nur Geistliche waren diesmal keine dabei. Schon vor Jahrzehnten hatte die Kirche Turniere strikt verboten. Die Teilnahme käme der vielen Unfälle wegen einem Selbstmord gleich, was letztlich die schlimmste Sünde überhaupt sei, außerdem würden Turniere Todsünden wie Wollust, Eitelkeit, Habgier, Hass und Neid fördern und nicht zuletzt so manchen Ritter samt seiner Familie in den Untergang treiben, wenn der Besiegte dem Sieger Waffen, Ross und Kettenpanzer überlassen musste.
    Doch das Verbot kümmerte keinen der Anwesenden. Zu groß war die Verlockung, beim ritterlichen Waffenspiel vor den Augen unzähliger Zuschauer sein Kampfgeschick zu beweisen, Ruhm zu ernten und die Gunst der schönen Frauen zu erringen. Ganz zu schweigen von den ausgesetzten Belohnungen. Und zu groß und unwiderruflich die Schmach, in den Ruf eines Feiglings zu geraten.
    Als Erstes, so kündigte der Ausrufer an, sollte ein Buhurt stattfinden, ein Massenkampf zweier »gegnerischer« Parteien zu Pferde, an dem auch der soeben in den Ritterstand erhobene Sohn des Markgrafen der Ostmark teilnehmen würde.
    Begeisterte Rufe waren zu hören, als Konrad in seinem glänzenden Kettenpanzer über dem farbenprächtigen neuen Bliaut auf das Kampffeld ritt.
    Es war bereits ausgelost worden, wer von den vier Dutzend Teilnehmern auf welcher Seite kämpfen sollte.
    Jede Mannschaft stellte sich in einer breiten Front nebeneinander auf, Pferd an Pferd.
    Christian, der auf Befehl des Markgrafen ebenso wie Lukas, Randolf und Ekkehart am Buhurt nicht teilnehmen durfte, weil der befürchtete, sie könnten das Durcheinander für ihre privaten Feindseligkeiten ausnutzen und sich gegenseitig erschlagen, hatte Konrad noch alle guten Segenswünsche für seinen ersten Kampf mitgegeben. Wohl war ihm nicht dabei, da er nicht unmittelbar an der Seite seines Schützlings reiten konnte. Zu sehr lag ihm Marthes Warnung auf der Seele. Aber Markgraf Otto war nicht zum Einlenken bereit.
    Die Zuschauer jubelten, als der Turniervogt das Zeichen gab und die beiden Reitergruppen mit ihren Lanzen aufeinander zupreschten.
    Kettenhemden und Helme blitzten im Sonnenlicht, Hufe donnerten, Menschen schrien vor Begeisterung. Doch als sich die gegnerischen Kämpfer einander näherten, verdeckte der von den Pferdehufen aufgewirbelte Staub für die Zuschauer einen Großteil des Geschehens, der vom Wind in Richtung der Tribüne getrieben wurde, auf der das Markgrafenpaar und die hochrangigen Gäste saßen.
    Christian, Marthe und Lukas hatten sich in die Nähe der Schranken gestellt, die das Kampffeld begrenzten, um genau verfolgen zu können, wie sich Konrad schlug. Christian ließ die Hand nicht vom Schwert. Er war bereit, notfalls auch über die Schranken zu springen und einzugreifen, sollte dem Jungen ernste Gefahr drohen – selbst wenn ihm das einen Platzverweisund Konrad vielleicht Häme und Spott eintragen sollte. Aber es beruhigte ihn, zu wissen, dass Raimund an Konrads Seite ritt und nicht von ihm weichen würde.
    Nach allem, was sie in den letzten Wochen erlebt hatten, schlossen sie nicht aus, dass jemand ein scharfes Schwert unter die vorgeschriebenen stumpfen Waffen geschmuggelt hatte oder auf andere Weise Markgraf Dietrichs Sohn nach dem Leben trachtete.
    Mit Getöse stießen die Parteien aufeinander, Lanzen splitterten, Pferde wieherten, Körper stürzten zu Boden.
    Erst als sich der Staub lichtete, weil die im Sattel gebliebenen Reiter zunächst weiterritten, dann ihre Pferde wendeten und wieder Aufstellung nahmen, konnten die Zuschauer erkennen, was geschehen war. Eine Partei hatte drei Kämpfer verloren, die zu Boden gestürzt waren, die andere fünf. Aber Konrad hielt sich immer noch im Sattel. Er musste sogar einen Gegner mit der leicht zerbrechlichen Lanze getroffen haben, denn schon lief Jakob herbei, um ihm eine neue zu reichen.
    Die Zuschauer jubelten. Sechs der Gestürzten humpelten mehr oder weniger lädiert vom Kampffeld, die anderen zwei hatten ernstere Verletzungen erlitten und wurden in ein Zelt getragen. Dort wartete bereits der Wundarzt, dessen Geschicklichkeit Marthe und Lukas erlebt hatten, als er dem blonden Ritter die Pfeilspitze aus dem Muskelfleisch gezogen hatte.
    Die verbliebenen Kämpfer stellten sich wieder in zwei Reihen auf und stürmten

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