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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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aufgebahrten Leichnam. »Allein«, fügte er noch eilig hinzu.
    Christian erhob sich und folgte dem Jungen, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
     
    Es überraschte ihn nicht, Otto und dessen Brüder gemeinsam mit Hedwig in der Kemenate zu sehen. Auf den Gesichtern der trauernden Fürstenfamilie sah er Verzweiflung, Abscheu und Hass.
    Otto kam ohne Umschweife zur Sache. »Christian, Ihr habt mir einst geschworen, Randolf so lange nicht zu töten, wie ich es nicht will«, begann er. »Ich entbinde Euch von Eurem Eid. Ich will, dass Ihr ihn tötet. Seid Ihr bereit, Randolf zum Zweikampf auf Leben und Tod zu fordern?«
    »Ja«, erwiderte Christian ohne Zögern.
    Es kümmerte ihn nicht, dass er nach dem Kerkeraufenthalt noch nicht wieder bei vollen Kräften war, dass er wegen der Fleischwunde am Unterschenkel immer noch leicht humpelte. Zu lange hatte er auf diesen Tag gewartet.
    »Gut«, sagte Otto. »Wir werden offiziell den Abbruch des Turniersbekanntgeben. Dann habt Ihr Gelegenheit, ihn zu einem Gottesurteil herauszufordern. Um ihn als Verräter vor Gericht zu stellen, reichen die Beweise nicht. Aber ein Gottesurteil wird seine Schuld aufzeigen.«
    Der Markgraf zögerte einen Moment, dann überwand er sich zu dem Eingeständnis: »Ich tat Euch Unrecht, als ich in all den Jahren Euren Vorwürfen gegen Randolf keinen Glauben schenkte. Ich hielt ihn für einen Mann von Ehre, einen treuen Gefolgsmann. Aber er ist ein Verräter und der Mörder meines Neffen.«
    Mit zorniger Stimme wiederholte er: »Ich will, dass Ihr ihn tötet!«
    Dann fuhr er ruhiger fort: »Meine Brüder und ich werden heute Nacht für Konrads Seelenheil und Euren Sieg beten.«
     
    Bei Sonnenaufgang sollte der Zweikampf zwischen Christian und Randolf beginnen. Auf der Turnierwiese war ein quadratisches Feld mit hölzernen Schranken abgegrenzt worden, das die Kämpfer nicht verlassen durften. Die Regeln sahen vor, dass beide Gegner ohne Kettenpanzer antraten und keine Waffen außer einem Schwert und einem hölzernen Schild bei sich tragen durften.
    Das Kampffeld befand sich genau vor der Schaubühne, von der aus vor einem halben Tag Hedwig nach dem Buhurt Konrad freudestrahlend seinen Preis überreicht hatte.
    Auf den gegenüberliegenden Seiten waren die Kontrahenten hinter zwei Schirmen verborgen, so dass keiner den anderen sehen und im Zorn vorzeitig über ihn herfallen konnte. Daneben standen die Bahren, die jeder von ihnen mitzubringen hatte, da schließlich nur einer den Platz lebend verlassen würde.
    Unzählige Menschen hatten sich versammelt, um den Kampf auf Leben und Tod mitzuerleben. Alle von Ottos Rittern, diewussten, dass es eine schon viele Jahre währende, unerbittliche Feindschaft zwischen Christian und Randolf gab, waren gekommen. Und auch viele der noch nicht abgereisten Gäste, die gehört hatten, hier solle ein Gottesurteil aufzeigen, ob einer der engsten Vertrauten des Meißner Markgrafen ein Verräter war. Zudem wurde gemunkelt, das Ganze habe etwas mit dem Tod des unglücklichen jungen Markgrafensohnes zu tun.
    Der Turniervogt trat vor. Sofort verstummten die Gespräche der Schaulustigen.
    »Zum Zweikampf auf Leben und Tod treten heute zwei Ritter an, die im Dienste unseres Fürsten Otto, Markgraf von Meißen, stehen«, verkündete er laut. »Herausforderer ist Christian von Christiansdorf. Er bezichtigt den Edlen Randolf, seinen Dienstherrn verraten und dafür gesorgt zu haben, dass für den Kaiser bestimmtes Silber geraubt wurde. Auch wenn der Schatz später zurückerobert werden konnte, hat der Überfall mehr als einem Dutzend guter, kampferfahrener Männer das Leben gekostet. Da sich der Vorwurf trotz hinlänglicher Verdachtsgründe nicht klar beweisen und sich anders keine Einigung erzielen lässt, soll der Ausgang des Kampfes zeigen, welcher der beiden Ritter die Wahrheit sagt. Der Besiegte gilt als schuldig und wird unverzüglich hingerichtet, sollte er nicht schon auf dem Kampffeld den Tod finden. Seine Lehen werden eingezogen.«
    Die Todfeinde wurden aufgefordert, einzeln vorzutreten, und jeder musste aufs Kreuz schwören, dass seine Sache gerecht und die des anderen unehrenhaft sei.
    Von der linken Seite kam Randolf und leistete den Schwur. Er hatte längst gesehen, dass sein Gegner noch abgemagert von der Kerkerhaft war und das eine Bein nachzog.
    Eid hin oder her, Randolf baute auf seine körperliche Überlegenheit und war sich seines Sieges sicher. Wenn auch Richenzaeine Hure war, in einem hatte sie recht: Da seine

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