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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Aufträge einzubringen.
    Er forderte die unerwarteten Gäste auf, Platz zu nehmen, ließ auch ihnen einen Becher Bier einschenken und wartete, dass sie ihr Anliegen vortrugen.
    Seine Besucher sahen sich kurz an, starrten wie auf Kommando zu Jonas hinüber, dann schnell wieder ins Leere und schienen sich nicht entscheiden zu können, wer von ihnen als Erster sprechen würde.
    Christian warf einen Seitenblick auf Marthe und wusste sofort, dass auch sie eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, wohin diese Unterhaltung führen würde. Und es schien ihr ebenso wenig zu gefallen wie ihm.
    Es verblüffte ihn immer wieder, wie schnell sich Neuigkeiten in seinem Dorf herumsprachen. Denn wenn ihn nicht alles täuschte, war dieser Besuch kein spontaner Einfall, sondern mit etlichen Gesprächen gründlich vorbereitet worden.
    Der Tuchhändler, ein grauhaariger Mann, dessen behäbig wirkendes Gebaren täuschte, räusperte sich und stellte seinen Bierkrug ab.
    »Wir danken Euch für den freundlichen Empfang, Herr«, sagte er und schien beim Sprechen sein Selbstbewusstsein wiederzuerlangen. »Wir kommen im Namen der Kaufleute aus dem Nicolai-Viertel.«
    Er machte eine kurze Pause, aber Christian erwiderte bewusst nichts und ließ ihn schmoren.
    Wieder räusperte sich Josef. »Uns ist zu Ohren gekommen, dass morgen der neue Vogt eintrifft, um mit dem Bau eines Bergfrieds zu beginnen«, sagte er und blickte erwartungsvoll auf Christian.
    »Richtig«, entgegnete dieser. »Der Markgraf wünscht, dass hier eine Burg errichtet wird, um die Silberausbeute zu schützen und das Dorf gegen Überfälle zu verteidigen.«
    »Wir Kaufleute fürchten, es könnte Ärger geben, Herr.«
    »Weshalb?«, fragte Christian zurück, nicht ohne einen spöttischen Ton in seiner Stimme. »Es werden noch mehr Menschen hierherkommen, ins Burglehen werden sogar Ritter mit ihren Familien ziehen – wohlhabende Kundschaft für Euch. Ihr werdet Eure Geschäfte bald vergrößern müssen, um die Nachfrage nach guter Ware zu befriedigen.«
    »Beten wir, dass es so eintrifft«, meinte der Gewandschneider.
    »Obwohl Ritter oft schwierige Kundschaft sind, sie zahlen nicht oder spät.« Im nächsten Augenblick besann er sich, wer sein Gastgeber war, und beeilte sich anzufügen: »Damit meinen wir natürlich nicht Euch und Eure Gefolgsleute. Mit Euch ist es stets ein Vergnügen, Geschäfte zu machen.«
    Der Tuchhändler bemerkte, dass sein Mitstreiter drauf und dran war, sich zu vergaloppieren, und übernahm wieder das Wort. »Was uns hierherführt und mit Sorge erfüllt, Herr: Uns ist zu Ohren gekommen, dass dieser neue Vogt vor Jahren schon einmal hier war und es damals sogar Tote gab.«
    »Ihr habt nichts zu befürchten«, entgegnete Christian ruhig. »Markgraf Otto hat ihn aufs Kreuz schwören lassen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Vogt Randolf droht härteste Strafe, sollte er seinen Eid brechen.«
    Ich wollte, ich könnte mir dessen so sicher sein, dachte er dabei bitter. Doch seine persönliche Rechnung mit Randolf ging die anderen nichts an.
    Die beiden Besucher aus dem Kaufmannsviertel wechselten erneut einen Blick miteinander.
    »Nun, Herr, wir wissen auch, dass es damals eine heftige Auseinandersetzung zwischen diesem Randolf und Meister Jonas, dem Schwarzschmied, gab«, fuhr Josef fort.
    Jetzt kommen wir also zur Sache, dachte Christian grimmig. Oh, ihr Kleingläubigen!
    »Wir halten es für besser, wenn ein anderer der Dorfschulze wäre, damit der Vogt nicht bei jeder Gelegenheit an diesen Streit erinnert wird und sein Zorn auf alle, die hier leben, von neuem aufflammt«, erklärte Josef salbungsvoll. Erleichtert, seine heikle Botschaft losgeworden zu sein, lehnte er sich zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er und auch der Gewandschneider vermieden es strikt, zu Jonas zu blicken, der verächtlich auf die beiden herabsah.
    »Und Ihr sprecht im Namen aller Kaufleute?«, fragte Christian kühl. »Dann habt Ihr sicher schon jemanden aus Euren Reihen vorzuschlagen?«
    »Aber nein, Herr«, beeilte sich Josef wenig überzeugend zu versichern. »Wir glauben nur, ein gestandener Kaufmann mit einigem Vermögen hätte bei dem neuen Vogt ein besseres Ansehen.«
    »Wen die Dorfbewohner als Fürsprecher haben wollen, ist ihre Entscheidung«, erklärte Christian knapp. »Ruft sie zusammen, beratet und wählt.«
    Erleichtert standen Josef und Anselm auf und verbeugten sich, um zu gehen, doch Christian hielt sie zurück.
    »Auf ein Wort

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