Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
ich genau.«
10
S purling Developments war die größte private Baufirma Ostafrikas, und ihr Betriebsgelände war ein riesiges, über vier Hektar großes Areal, umgeben von mehreren Kilometern Elektrozaun. Dort parkten über hundert Baufahrzeuge, von vierzig Tonnen schweren Baggern bis hin zu Rammgeräten, die einen Stahlpfeiler zehn Meter tief in steinharten Boden jagen konnten. Außerdem standen dort Bürogebäude, Versorgungseinrichtungen, Satellitenschüsseln, Mobilfunkmasten, Generatoren, Öl- und Wassertanks und zehn wie Schuhkartons über- und nebeneinandergestapelte Wohncontainer, die die zweihundertfünfzig Mann starke Armee an Bauarbeitern beherbergten.
Es war im Großen und Ganzen eine funktionierende Stadt für sich, die über eine bessere Infrastruktur verfügte als sämtliche Slums in einem Radius von sechzig Kilometern.
Betriebsleiter der Firma war ein Schotte namens Frank Walker. Er war zweiundvierzig Jahre alt, klein und drahtig, und sein rötliches Stoppelhaar war so hell, dass es fast durchscheinend wirkte, wenn er seinen Schutzhelm abnahm. Im Moment dachte sich Walker gerade, dass er den Helm vielleicht lieber auflassen sollte – zwar saß er sicher in seinem klimatisierten Büro, aber seit dem Morgen stürzte eine wahre Sintflut an Bockmist über ihn herein.
»Wo zum Henker ist Mathenge, Tom?«, wollte er wissen.
»Im Werkzeugraum, Chef.«
Ihm gegenüber saß Tom Beye, ein bulliger Afrikaner mit geschorenem Schädel. Das schwarze Poloshirt und die steroidgeschwellten Muskeln entlarvten ihn sofort als Mitglied der internen Sicherheitsabteilung. Doch jetzt sah er gerade drein wie ein Kind, das man ausgeschimpft hat, weil es Spinnen die Beine ausgerissen hat.
»Ich schätze, ich sollte dankbar sein, dass er noch lebt«, murmelte Walker.
Beye starrte ihn aus blutunterlaufenen, verschleierten Augen an. Er hatte Schlupflider, und sein Mund stand leicht offen. Walker schauderte. Um Gottes willen, vor dem konnte einem echt angst und bange werden. Damals in Glasgow hatte er ja so manchen Psycho gesehen, aber dieser hier suchte seinesgleichen.
»Er ist doch noch am Leben, oder, Tom?«
Beye nickte langsam, und Walker seufzte erleichtert. Das war die erste gute Nachricht seit sechs Uhr morgens, als ihn der Lagermanager angerufen hatte, um ihm mitzuteilen, dass es einen Unfall mit einem Baggerfahrer gegeben hatte. Der Fahrer, ein kleiner Idiot namens Baptiste Mathenge, hatte sich in einer Straßenkneipe volllaufen lassen und dann beschlossen, mit seiner Cat-D10-Raupe die zehn Kilometer zurück zum Lager über den Mombasa Highway zu fahren. Ohne Licht. Mathenge hatte Glück, dass ihn die Polizei nicht aufhielt. Weniger Glück hatte allerdings der alte Mann, den er versehentlich überfuhr. Der wurde in den Spuren des Raupenfahrzeugs gefunden, und nach der verzerrten Grimasse auf den Überresten seines Gesichts zu urteilen, war er eines grässlichen Todes unter achtzig Tonnen Stahl gestorben. »Ich nehme an, Sie haben ihn nicht zu den Ereignissen befragt?«
»Er kann sich an nichts erinnern«, knurrte Beye.
»Das dachte ich mir fast«, meinte Walker.
Er war immer noch verstimmt, dass Beye zuerst zu Mathenge gegangen war, und fragte sich, wer die Sicherheitsabteilung benachrichtigt hatte. Deren Mitarbeiter waren nicht unbedingt berühmt für ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten, und für vorschriftsmäßige Disziplinarverfahren interessierten sie sich nicht allzu sehr. Der Tacho des firmeneigenen Jeeps hatte während der ganzen Fahrt von Mombasa hierher über hundertsechzig Stundenkilometer angezeigt, denn Walker wusste, dass jede Sekunde, die der unglückliche Mathenge in der Gesellschaft von Tom Beye verbrachte, seine Chancen auf ernsthafte Verletzungen oder gar Tod erhöhte.
»Okay, ich möchte, dass Sie dem Mann einen Monatslohn auszahlen und fortschicken. Haben wir uns verstanden?«
Beye runzelte die Stirn. »Aber …«
» Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage, Tom.«
»Aber wenn er … sich erinnert?«, protestierte Beye.
»Glauben Sie mir, das wird er nicht.«
Nein – sobald Baptiste Mathenge erst mal mit der Sicherheitsabteilung zusammengerasselt war, würde er seine Kündigung nebst Auszahlung eines ganzen Monatslohns so freudig begrüßen wie einen Lottogewinn.
»Wir sollten ihm den Mund für immer verschließen.«
Walker vergrub das Gesicht in den Händen. »Um Gottes willen, Tom! Hören Sie eigentlich manchmal zu, wenn ich mit Ihnen rede, verdammt noch mal?«
Beyes Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher