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Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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herauszuziehen, bohrte er geistesabwesend am Stamm herum. »Du weißt, dass du mich zum Gespött machst, wenn du Frank Walker ernennst.«
    »Mach dich nicht lächerlich …«
    »›Schau dir bloß Bobby Spurling an. Von seinem eigenen Vater übergangen, zugunsten eines Lkw-Fahrers aus einer beschissenen Glasgower Arbeitersiedlung.‹«
    »Verdammt noch mal, Bobby!«, rief der alte Mann. »Findest du, dass du mir eine andere Wahl gelassen hast? Du spielst doch die ganze Zeit den großen Playboy, mit deinen Huren und deinem Kokain und deiner Spielsucht! Glaubst du allen Ernstes, ich würde dich auch nur in die Nähe meiner Firma lassen? Die ich aus dem Nichts aufgebaut habe? Du hättest sie doch innerhalb eines Monats zugrunde gerichtet.«
    »Du hast mich immer gehasst«, schoss Bobby zurück.
    »Ach, jetzt hör aber auf mit deinem Selbstmitleid, sonst wird mir schlecht.«
    »Und ich habe nie verstanden, warum – weil ich dich vergöttert habe, Papa.«
    »Bobby …«
    Bobby bewegte sich mit katzenartiger Geschwindigkeit. Mit zwei, drei raschen Schritten war er bei seinem Vater, packte ihn und zog ihn aus dem Sattel. Clay Spurling landete mit einem unangenehm dumpfen Geräusch auf der vertrockneten Erde, und irgendwo in seinem geschwächten Körper brach hörbar ein Knochen.
    »Du mieser alter Dreckskerl«, zischte Bobby, packte seinen Vater an der Kehle und bespritzte ihm beim Sprechen das purpurrote Gesicht mit weißen Speicheltröpfchen. »Glaubst du, ich lasse zu, dass du mich einfach so über den Tisch ziehst?«
    Clay Spurlings blaue Augen traten aus den Höhlen. Als er den Mund zu einem lautlosen Schrei der Wut und des Schmerzes öffnete, stopfte Bobby ihm mit der behandschuhten Hand einen frischen Brocken aus dem Stamm der Wüstenrose hinein.
    Wäre Clay Spurling ganz gesund gewesen, hätte seine Lebenserwartung in diesem Moment vielleicht noch dreißig Sekunden betragen. Aber dieser plötzlichen, konzentrierten Ladung hochwirksamer kardiotoxischer Glykoside hatte das schwer geprüfte Herz des alten Mannes nichts entgegenzusetzen. Er war tot, bevor sein Sohn ihm das letzte bisschen Pflanzenfasern in den Mund geschoben hatte.
    Schwer atmend und zitternd rappelte Bobby sich hoch, klopfte sich den Staub von der Hose, bückte sich und hievte die Leiche mühsam in den Sattel seines Pferdes. Jetzt würde er zu den Ställen zurückkehren und dem Personal verstört mitteilen, dass sein Vater auf ihrem Ausritt einen letzten, tödlichen Herzinfarkt erlitten hatte. Ja – genau so würde er es machen. Aber zumindest war Clay Spurling gestorben, während er etwas tat, was er liebte, und zwar mit der Person, die er am meisten liebte.
    Natürlich würde er die Beerdigung arrangieren müssen. Er würde seinen Vater neben seiner Mutter beisetzen lassen, unter dem alten Flammenbaum am westlichen Rand des Grundstücks, wo die beiden immer so gerne den Sonnenaufgang über den Shimba Hills beobachtet hatten. Und er hoffte, dass die nächsten Besitzer, wenn sie ihm das Anwesen für neunzehn Millionen Dollar abgekauft hatten, die Gräber mit Respekt behandeln würden.
    Aber das war noch Zukunftsmusik. Vorerst musste Bobby Spurling ganz dringend andere Dinge erledigen. Er musste Anrufe tätigen und Meetings arrangieren. Er hatte keine Zeit zu verlieren.
    Er stieg auf seinen Araber, und während er seinem Schicksal entgegenritt, schlug der perlweiße Kopf seines Vaters im feierlichen Rhythmus einer Begräbnisprozession gegen die muskulöse Flanke des zweiten Pferdes.

15
    N ach einer halben Stunde in Gesellschaft von Bruder Willem stieß auch Mwangis Engelsgeduld an ihre Grenzen. Er war erleichtert, als er das Gespräch beenden konnte, und verließ den Priester, der sich im Halbdunkel der Kirche dem Altarschmuck widmete. Es wurde langsam spät. Jetzt wollte er unbedingt zurück nach Mombasa, um die letzten Bewegungen der vermissten Nonne nachzuvollziehen. Doch als er nach draußen kam, entdeckte er, dass nicht nur Jouma unauffindbar, sondern auch das Auto verschwunden war.
    Was war nur los in Jalawi, dass hier ständig Leute verschwanden?, dachte er.
    Nachdem er sich ein paar Minuten verlegen vor der Kirche herumgedrückt hatte, kam Mwangi zu dem Schluss, dass der Inspector nicht mehr zurückkommen würde. Vielleicht war das ja irgendein geheimer Initiationsritus, dem die Neulinge dieses Polizeipräsidiums unterworfen wurden – man ließ sie irgendwo im Nirgendwo stehen und erwartete, dass sie es allein in die Stadt

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