Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
hundert Meter Entfernung mündete der Flamingo Creek ins Meer, und Mwangi konnte das Geschrei der spielenden Kinder hören. »Wir hoffen, dass wir eines Tages auch genug Geld zusammenbekommen, um eine Schule zu bauen«, fuhr Constance fort. »Florence und ich versuchen den Kindern grundlegende Kenntnisse im Lesen und Schreiben beizubringen. Aber wie Sie hören können, sind die Kinder vom Stillsitzen und Lernen nicht allzu angetan. Nicht, wenn draußen die Sonne scheint. Und die Sonne scheint hier ja immer.«
Mwangi verzog das Gesicht. »Ich bin in England zur Schule gegangen. Da hat es ständig geregnet.«
»Der Fluch Nordeuropas.« Constance lachte. »Ich versuche den Kindern auch unser europäisches Klima zu erklären, aber sie glauben mir nicht, dass es so einen Ort gibt. Sie meinen, wir haben so weiße Haut, weil wir in Höhlen leben. Manchmal könnte ich fast glauben, dass sie recht haben.«
Der Detective blieb stehen. »Ich muss Sie das fragen, Schwester – ist Ihnen irgendein Grund bekannt, warum Schwester Gudrun nicht von ihrer Reise nach Mombasa zurückgekehrt sein könnte? Irgendein Grund, warum jemand ihr etwas hätte antun wollen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Und würden Sie sich auch Bruder Willems Meinung anschließen, dass sie in Sicherheit ist und es ihr gutgeht?«
»Bruder Willem kennt sie besser als die meisten anderen. Wenn er das sagt, müssen wir ihm wohl glauben.«
Mwangi war überrascht über diese beinah flapsige, unverbindliche Antwort.
»Und Sie? Was glauben Sie , was mit Schwester Gudrun los ist?«, hakte er nach.
»Als Frau, die sich ganz dem Dienst an Gott geweiht hat, habe ich nur Respekt vor ihr«, erwiderte Constance. »Aber – können Sie ein Geheimnis für sich behalten, Detective Mwangi?«
»Natürlich.«
»Gudrun als Mensch … verachte ich.«
16
J ake stand auf der Brücke der Yellowfin und beobachtete den Sonnenuntergang über dem fernen Festland. Doch eigentlich sah er nur Martha Bentley, tot in ihrer Küche. Es war ihm unerträglich, sich ihre letzten paar Sekunden vor Augen zu führen, doch er konnte nicht anders. Er stellte sich die Verblüffung und den Schock vor, als der Mörder sie plötzlich packte. Den Druck gegen ihren Hinterkopf, das jähe, eiskalte Grauen – und dann nichts mehr.
Dieses Nichts war für Jake am schlimmsten zu ertragen.
Das Boot driftete ungefähr acht Meilen vor der Küste, ganz der Willkür von Strömung und Winden überlassen. In der letzten Stunde hatte Harry pausenlos versucht, ihn über Funk zu erreichen, und steigerte sich im Moment wahrscheinlich immer weiter in seine Panik hinein. Der Besuch der Special Agents Bryson und McCrickerd hatte seinem Partner einen Todesschrecken eingejagt, und jetzt war er überzeugt, dass bereits ein Mörder nach Mombasa unterwegs war, um ihm ein Messer ins Rückgrat zu jagen.
Doch Jake ignorierte die Funksprüche. Bis jetzt hatte der Tag ihm nichts als schlechte Nachrichten beschwert. Er hatte gute Lust, das Ding einfach über Bord zu werfen.
Wie war es nur möglich, dass jemand, der so voller Leben war, nun auf einmal tot war? Diese Frage ging ihm unablässig im Kopf herum, aber es wollte ihm keine Antwort einfallen.
Bryson und McCrickerd hatten ihn am Nachmittag bei seiner Rückkehr am Steg erwartet wie zwei Leichenbestatter. Als junger Polizist hatte er so manches Mal schlimme Nachrichten überbringen müssen, hatte aber nur einmal selbst eine bekommen. Und dass sein Vater an Leberzirrhose gestorben war, kam ja nicht gerade unerwartet. Das hier war etwas ganz anderes. Es aus erster Hand von jemand zu hören, der tatsächlich dabei zugesehen hatte, wie Martha in einen Leichensack gelegt wurde, das war ungefähr so, als würde ihm jemand aus voller Kraft in den Magen schlagen.
Und dann kamen die Fragen. Zunächst behutsam und respektvoll. Vor allem von Bryson. Hatte Martha jemals die Firma erwähnt, für die Patrick Noonan arbeitete? War sie jemals mit ihm verreist? Hatte Noonan in den Minuten vor seinem Tod irgendetwas Ungewöhnliches gesagt?
Dann kam McCrickerd, der Pitbull. Was hatten Sie für eine Beziehung zu ihr? Warum wollte sie Ihnen die Versicherungssumme ihres Vaters geben? Haben Sie sie gefickt, Jake?
Jake kannte diese Guter-Cop-böser-Cop-Nummer zwar aus dem Effeff, konnte sich trotzdem nicht beherrschen und ging mit den Fäusten auf den untersetzten Amerikaner los, bis Harry und Bryson ihn wegzerrten.
Später, als die FBI-Agenten wieder weg waren, war Jouma
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