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Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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gekommen, aber Jake konnte nicht mehr genau sagen, wann das gewesen war. Er sei in Jalawi gewesen, erzählte der Inspector, irgendwas mit der Missionsstation dort drüben, und da habe Sammy ihm von Martha erzählt. Er sprach ihm sein tiefempfundenes Beileid aus. Wenn es irgendetwas gäbe, was er tun könne … Aber was konnte er denn tun? Was konnte überhaupt jemand tun? Es war doch schon alles zu spät.
    Am nächsten Tag sollte er die Yellowfin zu Missy Meredith zur Reparatur bringen. Er hatte sich schon darauf gefreut, den ganzen Morgen mit einer Tasse ihres viel zu starken Kaffees vor Missys Werkstatt zu sitzen, während ihr geknechteter Bruder Walton sich an die Arbeit machte, der Yellowfin eine Generalüberholung zu verpassen.
    Doch jetzt sickerte ihm die Realität langsam ins Bewusstsein. Wie zum Teufel sollte er das alles bezahlen? Martha war ja deswegen in die USA zurückgereist, um finanziell ein paar Dinge in Bewegung zu bringen und die besten Anwälte New Yorks damit zu betrauen, die Lebensversicherungssumme ihres Vaters lockerzumachen. Wer kümmerte sich nach ihrem Tod um ihr Vermögen? Er konnte sich gut vorstellen, dass die Aasgeier schon kreisten. Die Chance, sie könnten zulassen, dass das Geld an zwei englische Versager in Afrika überwiesen wurde, war gering bis nicht existent.
    Doch je länger er darüber nachdachte, umso weniger machte es ihm aus. Das ungute, unmoralische Streben nach Geld hatte Monster wie Patrick Noonan hervorgebracht. Geld hatte Martha aus Afrika fortgeführt, wo Jake sie wenigstens noch hätte beschützen können.
    Im übernatürlichen Glühen des Sonnenuntergangs blieben seine Augen an einer Kühltasche unter dem Armaturenbrett auf der Brücke hängen. Ein Dutzend Flaschen gekühltes Tusker-Bier zwinkerte ihm durchs Kondenswasser zu. Martha hatte immer gern ein paar gekühlte Flaschen parat gehabt, wenn sie unterwegs war, gerade zur Abendstunde.
    Jake lächelte traurig. So würde er sich an sie erinnern: In der einen Hand hielt sie ein Bier, mit der anderen bediente sie geschickt die Gangschaltung der Yellowfin , während ihr die warme Brise des Indischen Ozeans durch die Haare fuhr. Er griff sich eine der beschlagenen Flaschen, machte sie auf und hob sie vor den dunkel werdenden Himmel, als würde er einen letzten schweigenden Toast auf seine Freundin ausbringen.
    Auf dich, Martha Bentley.
    Es wurde langsam spät.
    Zeit, heimzufahren.

Dritter Tag
    17
    I n einem kleinen Dorf in der Nähe von Kisumu, in der Provinz Nyanza an den Ufern des Victoria-Sees, waren zehn Menschen, die man der Hexerei verdächtigt hatte, von einer Gruppe aufgebrachter Dorfbewohner gelyncht worden. Diese Morde waren ein Racheakt für die Entführung eines Dörflers, den man gezwungen hatte, eine Leiche auszugraben und von ihrem verwesenden Fleisch zu essen. Unterdessen hatte man im Uasin-Gishu-Distrikt des Rift Valley, nördlich von Nairobi, hundertvierzig Schweine gehängt und dann angezündet, weil man glaubte, dass die Tiere vom Zauberdoktor eines rivalisierenden Stammes mit einem Fluch belegt worden waren.
    Manchmal, wenn er die Berichte der vergangenen Nacht las, die der uralte, ratternde Drucker unermüdlich ausspuckte, fragte sich Jouma, ob bestimmte, entlegene Gebiete Kenias jemals den Schritt ins fünfzehnte Jahrhundert tun würden. Geschweige denn ins einundzwanzigste.
    Bisweilen aber sehnte er sich selbst nach der primitiven Einfachheit von Aberglaube und Hexenzauber. Zum Beispiel heute.
    Er musste an Martha Bentley denken, die Opfer einer sehr modernen Verschwörung geworden war. Und all das war nur möglich gewesen, weil die Täter rund um den Globus innerhalb einer Sekunde miteinander kommunizieren und den Tod eines Menschen anordnen konnten, ohne auch nur ihren Namen nennen zu müssen. Es machte ihm Angst, dass er so wenig über diese Mechanismen der modernen Welt wusste, doch gleichzeitig war er auch erleichtert über seine Unwissenheit.
    Dann dachte er an Jake Moore. Der Engländer gehörte nicht zu den Menschen, die ihre Gefühle offen zeigten, aber Jouma wusste, dass die Nachricht von Marthas Ermordung ihn getroffen hatte wie ein Hochgeschwindigkeitszug. Gestern am Bootshaus hatte es so ausgesehen, als wäre das letzte bisschen Leben aus ihm geschwunden. Und obwohl der Inspector seinen Freund hatte trösten wollen, wusste er doch, dass man in manchen Situationen einfach keinen Trost bieten konnte. In solchen Momenten musste der Mensch seinen Kummer im stillen Kämmerlein mit sich

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