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Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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zurückschafften.
    Oder vielleicht wollte Jouma ihn auch anderweitig auf die Probe stellen. Das war jetzt sein Fall. Vielleicht sollte er auf diese Art ermutigt werden, das Beste daraus zu machen, ohne dass ihm auf Schritt und Tritt sein Mentor zur Seite stand.
    Schwester Gudruns Haus befand sich am anderen Ende des Dorfes. Wie alle anderen Hütten in Jalawi war auch diese aus Holzlatten und getrocknetem Lehm erbaut und mit Blättern von Kokosnusspalmen gedeckt. Der einzige Unterschied bestand in der Größe. Während die anderen Behausungen oft mehr als zwanzig Familienmitglieder beherbergten, war die Hütte der Nonne eindeutig nur für eine Person gedacht. Als Mwangi durch die Lattentür spähte, sah er, dass die einzige Möblierung neben dem Feldbett in einem Kruzifix an der Wand bestand. Das war weniger ein Haus als eine Zelle.
    Mwangi überlegte, ob er hineingehen sollte, aber plötzlich näherten sich Schritte, und er hörte mädchenhaftes Gekicher. Als er sich umdrehte, entdeckte er zwei junge Nonnen in weiß-roter Tracht, die um die Ecke bogen und auf das Haus zukamen. Die Ältere, Weißhäutige hatte ein hübsches Gesicht, umrahmt von kurzem, dunklem Haar mit einem strengen Pony. Mwangi schätzte sie vier, fünf Jahre älter als die andere, eine Afrikanerin, die kaum älter als sechzehn sein konnte. Beide trugen zusammengefaltete Bettwäsche unterm Arm und blieben abrupt stehen, sowie sie ihn erblickten. Die Jüngere schien sich hinter ihrer Begleiterin verstecken zu wollen wie ein kleines Kind hinter seiner Mutter.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte Mwangi und stellte sich vor.
    Die Ältere sagte etwas zu dem jüngeren Mädchen, woraufhin es ihr die Decken in die Hand drückte und mit gesenktem Kopf dorthin zurückeilte, woher es gekommen war.
    »Ich bin Schwester Constance«, erwiderte die Nonne, und er bemerkte einen starken europäischen Akzent. »Sie müssen Nachsicht mit Schwester Florence haben, sie ist sehr schüchtern im Umgang mit Fremden. Wenn Sie das Haus von Schwester Gudrun suchen, sind Sie hier richtig.«
    Mwangi war sichtlich verlegen. »Ich dachte, es könnte mir bei meinen Ermittlungen helfen, wenn ich sehe, wo sie gewohnt hat.«
    Constance ging an ihm vorbei ins Haus. »Da gibt es nicht viel zu sehen.«
    »Das schien mir auch so.«
    Mwangi beobachtete, wie die junge Nonne energisch Gudruns Feldbett abzog und neue Decken drauflegte.
    »Wo ist der andere Polizist?«, erkundigte sie sich. »Der alte Mann, der neulich hier war?«
    Der alte Mann? Großartig. Das würde Jouma gefallen. »Der ist … woanders mit Ermittlungen beschäftigt.«
    »Gudrun wird also immer noch vermisst?«
    »Ich befürchte ja.«
    »Dann werden wir weiter für sie beten«, erklärte Constance, während sie die gebrauchten Decken zusammensammelte. »Und ihr Bettzeug wechseln.«
    Gemeinsam gingen sie durchs Dorf zurück zur Kirche.
    »Schwester Gudrun scheint ja ein sehr karges Leben zu führen«, bemerkte Mwangi, da ihm nichts Besseres einfallen wollte. »Ich weiß nicht, ob ich ohne meinen Luxus leben könnte. Ohne meinen Laptop wäre ich wirklich verloren.«
    Constance lachte. »Ich habe das neue Album von 50 Cent auf meinem iPod, und mein Bruder schickt mir DVDs. Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass Schwester Gudrun solche Dinge als Teufelswerk betrachtete, können Sie sich wohl ungefähr vorstellen, wie unbeirrbar sie in ihrer Hingabe an Gott ist.«
    »Verstehe. Und Sie?«
    »Ich wusste schon als kleines Mädchen, dass Gott einmal meine Berufung werden würde, Detective Mwangi. Ich musste nur den Weg finden, auf dem ich ihm am besten dienen konnte.«
    »Wie lange sind Sie schon in Jalawi?«
    »Ich bin vor sechs Wochen aus der Mission in Malindi hierhergekommen. Schwester Gudrun und Bruder Willem waren gerade dabei, diese Mission aufzubauen, und brauchten Hilfe beim Unterricht der Kinder.«
    Mwangi warf einen Blick auf das große Kreuz auf dem Kirchdach, das man über den mit Palmenstroh gedeckten Hütten der Dorfbewohner erkennen konnte. »Sie haben diese Kirche in nur sechs Wochen gebaut?«
    »Spenden sind das Lebenselixier der Kirche. Mit Geld und Arbeitskraft kann man Dinge bauen. Was das Betteln betrifft, waren Bruder Willem und Schwester Gudrun einsame Spitze.« Constance lächelte kokett. »Obwohl ich annehme, die beiden würden es lieber anders formulieren: ›die wohltätige Ader der Menschen ansprechen.‹«
    Mittlerweile waren sie fast am Flussufer angekommen. In weniger als

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