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Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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kleiner Mann mit perlweißem Haarschopf, stand auf der anderen Seite des Paddocks und war in ein Gespräch mit einem Stallburschen vertieft. Als Bobby seinen Vater so sah, erschrak er. Er hatte erwartet, einem Skelett mit papierener Haut gegenüberzutreten, das ihm seine letzten Worte vom Totenbett entgegenkeuchen würde. Stattdessen war dieser Wichser die Gesundheit in Person! Er hatte abgenommen und sah in seinem Poloshirt, der Jodhpur-Hose und den ledernen Reitstiefeln so aus, als hätte er gerade eine entspannte Runde Polo gespielt. Er war vierundsiebzig, aber zum Ärger seines Sohnes sah er zehn Jahre jünger aus.
    »Papa!«
    Der alte Mann blickte auf und fixierte seinen Sohn mit stechend blauen Augen. In diesem Moment befielen Bobby die altbekannten Symptome – schwitzige Handflächen, Herzklopfen –, die er in Gegenwart seines Vaters immer gehabt hatte, hervorgerufen von Panik und einem Gefühl der Minderwertigkeit.
    Clay umrundete den Paddock.
    »Gute Reise gehabt?«, bellte er seinem Sohn entgegen. »Wie geht’s dir so in Johannesburg?«
    »Super, ganz super. Aber, Papa, ich dachte …«
    » … ich wäre schon tot?«
    »Nein …«
    Clay Spurling lachte rauh. »Schon erstaunlich, was die heutzutage so alles hinbekommen, was?«
    Bobby sah ihn verständnislos an.
    » Nanotechnologie . Miniaturroboter, gerade mal so groß wie ein Molekül. Kannst du dir so was vorstellen? Da mampfen nun Millionen von diesen winzig kleinen Maschinen an den fettigen Ablagerungen in meinen Arterien herum! Keine Narben, nichts. Natürlich werd ich den Rest meines Lebens Tabletten schlucken müssen. Aber ich will mich nicht beschweren. Und du, Bobby?« Eine sehr betonte Frage.
    »Ich kann’s einfach nicht glauben, Papa«, erwiderte Bobby.
    Eine Antwort, die sicher in jeder Hinsicht den Tatsachen entsprach.

13
    S eit seinem Abschluss an der Polizeischule in Nairobi vor neun Monaten hatte David Mwangis Tätigkeit darin bestanden, mit einem Taschenrechner in der einen Hand und einem Steuerratgeber in der anderen hinter seinem Schreibtisch zu sitzen. Steuerliche Unregelmäßigkeiten aufzudecken war allerdings nicht gerade das, was er sich erhofft hatte, als er in diese Abteilung eingetreten war.
    Das zeigte natürlich nur, wie naiv er war.
    Wenn man der Sohn eines prominenten Ministers war, in eine angesehene öffentliche Schule in England gegangen war und dann noch einen erstklassigen Abschluss in Mathematik an der Oxford University gemacht hatte, war man zu kostbar, um für so profane Tätigkeiten wie Mordermittlungen eingesetzt zu werden. Nein, so ein analytisches Hirn war viel nützlicher, um undurchsichtige buchhalterische Betrügereien aufzuspüren – vor allem, wenn die mutmaßlichen Betrüger politische Feinde der Regierung waren, die ihm letzten Endes das Gehalt zahlte.
    Viele Leute in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität waren verärgert, als Superintendent Simba ihn von dort abkommandierte, denn im Laufe der Zeit hatten sie sich daran gewöhnt, dass er ihre ganze Arbeit machte. Doch Mwangi fühlte sich wie neugeboren, als er Nairobi verlassen durfte. Endlich konnte er an Fällen arbeiten, bei denen er nicht stundenlang schwindelerregende Spalten mit Zahlen durchforsten musste. Nachdem er bisher nur dem Namen nach Detective gewesen war, bekam er jetzt endlich die Chance, sich zu beweisen – und er würde diese Gelegenheit ganz sicher nicht vertun.
    Darum holte er eilfertig sein Notizbuch aus der Jackentasche, als er mit Bruder Willem im kühlen Altarraum saß.
    »Erzählen Sie mir von Schwester Gudrun«, bat er freundlich.
    Willems Gesicht verzog sich gereizt, und er trommelte mit den Fingern ungeduldig auf einem Plastikstuhl herum. »Ich habe das alles schon Inspector Jouma erzählt«, blaffte er.
    »Das ist mir bewusst«, erwiderte Mwangi, der von der Reaktion des Priesters etwas verschreckt war. Doch er war entschlossen, sich die Zügel nicht aus der Hand nehmen zu lassen. »Würden Sie mir jetzt bitte trotzdem ein wenig erzählen?«
    Willem seufzte theatralisch und erklärte in schmollendem Ton, dass Schwester Gudrun – wie fast alle der Kirchenältesten in der Redeemed Apostolic Gospel Church – holländischer Abstammung war. Über vierzig Jahre war sie nun in Afrika missionarisch tätig, und, nein, er wusste nicht genau, wie viele. So etwas fragte man nicht.
    »Und wie steht es mit Ihnen, Bruder Willem?«
    »Inwiefern?«
    »Wie sieht Ihr Hintergrund aus?«
    Willem verdrehte die Augen und

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