Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Jouma zum ersten Mal das Gefühl, dass seine Chefin und er auf derselben Seite standen. Nur schade, dass es die Seite der Verlierer zu sein schien.
26
V om Meer her näherte sich eine Gewitterfront, die dunkle, aufgetürmte Wolkenmassen mit sich führte, und im Süden, über den Shimba Hills, regnete es bereits mit aller Heftigkeit. Wenn nach längerer Trockenzeit wieder Regen niederging, war der Duft der Erde fast überwältigend. Frank Walker, der am Fenster seines Büros im achtzehnten Stock des Spurling-Gebäudes stand, schloss die Augen, atmete tief ein und stellte sich vor, er stünde auf den weiten Ebenen. Doch er roch nur den sauren Gestank der Klimaanlage und die Möbelpolitur. Nach acht Jahren Schreibtisch-Job schnürte es ihm davon immer noch die Kehle zu. Clay Spurling hatte ihm damals erklärt, dass es eine Beförderung war, aber für Walker fühlte es sich an, als hätte man ihn zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Das Telefon auf seinem Schreibtisch summte.
»Was gibt’s, Janice?«
»Entschuldigen Sie die Störung, Mr.Walker, aber hier ist ein Gentleman, der Sie unbedingt sprechen will.«
»Was will er denn?«
Doch da flog auch schon die Tür zu Walkers Büro auf, und Jake kam hereinmarschiert, gefolgt von einer aufgeregten Sekretärin. »Was ich will, Mr.Walker?«, fragte er. »Ich will wissen, was Sie mit den Dorfbewohnern von Jalawi vorhaben, sobald Sie die Genehmigung für Ihr Hotel durchhaben.«
»Ich habe ihm gesagt, dass Sie beschäftigt sind, Mr.Walker«, beteuerte die Sekretärin. Sie war den Tränen nahe. »Soll ich die Sicherheitsleute rufen?«
Walker war zuerst zwar erschrocken, fing sich jedoch rasch wieder und winkte ab. »Ist schon okay, Janice. Bitte setzen Sie sich, Mr. …?«
»Moore. Jake Moore.«
»Soll ich Ihnen einen Kaffee bringen lassen?«
»Nein, danke. Ich bin hier, weil …«
»Oh … wenn ich nicht irre, höre ich einen Tyneside-Akzent«, fiel Walker ihm ins Wort. »Woher kommen Sie?«
Jake kam aus dem Konzept. »Aus North Shields«, antwortete er und merkte, dass sein Schwung vorerst dahin war. »Obwohl ich jetzt …«
»Verdammt, das ist ja unglaublich!«, rief Walker, und auf seinem Gesicht erschien ein warmes Lächeln. »Wissen Sie, als ich noch meinen Lebensunterhalt als Lkw-Fahrer verdient habe, habe ich jeden Monat die Fähre von North Shields nach Amsterdam nehmen müssen. Mann, Sie hat’s ja ganz schön weit von zu Hause weg verschlagen.«
»Sie auch, Mr.Walker.«
»Ach ja. Hier kann man doch besser jagen als in Paisley.«
Jake beobachtete, wie Walker mit einer Patrone an seinem Schlüsselring herumspielte.
»Jagen Sie?«, erkundigte sich Walker.
»Ich bin Skipper eines Sportanglerboots.«
»Sportangeln? Ach – das ist doch keine richtige Jagd, Mann!«, rief der Schotte. »Wenn Sie mal richtigen Sport sehen wollen, dann geben Sie mir Bescheid. Ich nehm Sie mit in die Hochebene und zeig Ihnen mal, was da los ist. Übrigens – nennen Sie mich doch bitte Frank, ja? ›Mr.Walker‹ klingt so wichtig.«
»Um auf Jalawi zurückzukommen …«, begann Jake, der fest entschlossen war, dem Gespräch wieder die erwünschte Richtung zu geben, obwohl er ahnte, dass seine Chance bereits dahin war.
Walker war sich dessen sicher. »Ach – wissen Sie, ich weiß nicht recht, was ich dazu sagen soll, Kumpel«, erklärte er entschuldigend. »Ich meine … soviel ich weiß, muss der Antrag erst noch beim Planungskomitee durchgehen. Meine Aufgabe besteht ausschließlich darin, dafür zu sorgen, dass das verdammte Ding rechtzeitig fertig gebaut wird und wir dabei in unserem Budgetrahmen bleiben. Wegen der Dorfbewohner müssten Sie mit jemand anders sprechen.«
»Auf dem Schild an Ihrer Tür steht aber ›Betriebsleiter‹, Frank «, bemerkte Jake.
Walker zuckte mit den Achseln und lächelte verlegen. »Ich weiß – und eines Tages wird mir sicher auch mal jemand erklären, was zum Teufel das bedeutet. Hören Sie, ich bin nur ein kleines Rädchen. Ich tue, was man mir sagt, und die meiste Zeit sagen mir meine Vorgesetzten nichts. Aber soll ich Ihnen die Wahrheit verraten?« Walker starrte ihn aus stechend blauen Augen an. »Firmen wie Spurling Developments tun nur, was die Politiker ihnen erlauben. Und Politiker tun grundsätzlich nur Dinge, die sich für sie auszahlen. Gegen die sollten Sie lieber protestieren – die betonieren Kenia nämlich zu, nicht wir.«
»Bravo. Ich wette, die Rede haben Sie schon bei jedem probiert.«
»Nur, weil sie
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