Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Oberkante seiner breitrandigen Brille den Mann, der sich auf der anderen Seite des Schreibtisches befand.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr.Craven?«
    »Ich würde gern mit Ihnen über die wachsenden Probleme in Jalawi sprechen«, begann der Chef der Rechtsabteilung von Spurling Developments.
    »Welche genau?«
    »Insbesondere über die Frage, wie viele Menschenleben noch geopfert werden sollen, bis Ihr Planungskomitee zu einer Entscheidung über unseren Antrag kommt.«
    »Menschenleben?« Kosgei schien verblüfft.
    »Im Moment ermittelt die Polizei im Falle eines brutalen Mordes. Ein vagabundierender Plantagenarbeiter ist gestern erschlagen worden, kaum einen Kilometer von Jalawi entfernt. Hauptverdächtiger ist einer der Umweltschützer, die in der Nähe des Dorfes ihr Lager aufgeschlagen haben. Und ich muss betonen, das Ganze passierte unmittelbar nach einem unprovozierten Angriff dieser Leute auf unsere Männer. Sie haben nicht nur eines unserer Autos zertrümmert, sondern auch noch einen Mann krankenhausreif geschlagen – und die Ärzte sind nicht sicher, ob er auf seinem rechten Auge jemals wieder etwas sehen wird.«
    Während er das aufsagte, das Bobby Spurling und Douglas Roarke ihm heute Morgen eingetrichtert hatten, blieb Craven nach außen hin nahezu ungerührt – obwohl ihm fast schlecht wurde, wenn er sich so reden hörte.
    »Diese Leute sind gemeingefährlich«, fuhr er in unheilverkündendem Ton fort. »Da muss etwas unternommen werden, bevor es weiteres Blutvergießen gibt. Bevor noch mehr Unschuldige ihr Leben lassen.«
    Kosgei überlegte. Dann fragte er: »Hat die Polizei in Zusammenhang mit diesen Vorfällen schon jemanden festgenommen?«
    »Nein, aber …«
    »Nicht einmal nach einem Fall schwerer Körperverletzung, der einen Mann ins Krankenhaus gebracht hat?«
    Das war nun nicht die Antwort, die Roarke oder Bobby Spurling erwartet hätten – aber andererseits kannten sie Dr.Kosgei ja auch nicht so gut wie Craven. Kosgei war nicht wie die Vorsitzenden anderer Bauausschüsse. Deren Eitelkeit und Gier waren ihm völlig fremd. Er erwartete nicht, dass mit dem Baugenehmigungsantrag ein Umschlag mit Hundert-Dollar-Noten eingereicht wurde. Ebenso wenig erwartete er ein neues Auto, einen Europaurlaub oder freie Mitgliedschaft in einem Hotelclub für seine ganze Familie.
    Doch Craven war auch noch nicht ganz fertig.
    »Vielleicht glauben Sie, dass Spurling Developments in dieser Sache eigennützige Interessen verfolgt, Dr.Kosgei«, fuhr er fort. »Und damit hätten Sie auch gar nicht unrecht. Aber vielleicht wollen Sie sich auch anhören, was andere dazu zu sagen haben.«
    Craven lehnte sich zurück. Er hatte seinen Job erst mal erledigt. Jetzt war der Mann neben ihm dran. Und Craven wusste sehr gut, dass Bruder Willem von der Redeemed Apostolic Gospel Church am meisten zu verlieren hatte, wenn dieses Hotelprojekt Schiffbruch erlitt.
    »Alle sind in größter Sorge, Dr.Kosgei«, erklärte Bruder Willem ernst. »Die Dorfbewohner – sogar die, die nicht zu meiner Gemeinde gehören – kommen zu mir und fragen mich, wann das Hotel endlich gebaut wird, damit dieser Alptraum ein Ende hat.«
    »Wollen Sie damit sagen, die Dorfbewohner sind für das Hotel?«, hakte Kosgei misstrauisch nach.
    Willem nickte. »Jalawi ist ein kleines Fischerdorf – und es stirbt langsam dahin. Die jungen Leute heutzutage haben kein Interesse daran, in die Fußstapfen ihrer Väter und Großväter zu treten. Sie wissen, dass es jenseits ihres Dorfes eine Welt voller Möglichkeiten gibt. Vor zehn Jahren lebten noch über tausend Menschen in Jalawi. Heute sind es weniger als zweihundert. Ob Sie den Bau nun genehmigen oder nicht, Dr.Kosgei, dieses Dorf wird so oder so bald ausgestorben sein. Mit diesem Projekt haben die Leute zumindest noch eine Chance, sich ein neues Leben aufzubauen.«
    Kosgei betrachtete den Priester mit steinerner Miene.
    »Tatsächlich?«, fragte er.

    »Ich glaube, das ist gut gelaufen«, stellte Willem optimistisch fest, als Craven und er auf dem Rücksitz der Firmenlimousine saßen und von Kosgeis Büro zurückfuhren.
    »Ach ja?«, meinte Craven. »Dann müssen Sie in einer anderen Besprechung gewesen sein als ich.«
    »Nach allem, was passiert ist, wüsste ich nicht, wie Kosgei irgendeine andere Empfehlung geben könnte als die Genehmigung Ihres Antrags.«
    »Sagen Sie mal, Bruder Willem – wären Sie auch so stark für dieses Projekt, wenn Spurling Developments nicht bereit wäre, Ihnen eine