Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
euch beide um.«
»Ich muss jetzt leider los, Tom«, erklärte Walker. »Aber wenn Sie immer geradeaus gehen, erreichen Sie gegen Sonnenuntergang die Autobahn – vorausgesetzt, dass die Löwen Sie nicht vorher erwischen. Ansonsten können Sie Ihr Glück auch auf der Ranch versuchen. Die liegt ungefähr fünf Kilometer in diese Richtung. Ich hab gehört, dass Bobby sie verkaufen will, aber vielleicht hat er das Telefon ja noch nicht abgemeldet.«
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E in durch und durch widriger Tag, der an jeder Ecke mit neuen Frustrationen aufwartete. Erst Mugo und Abdelbassir, dann Jake und Alex Hopper – Jouma fragte sich langsam, wer ihm wohl jetzt noch bei seiner wichtigen Polizeiarbeit dazwischenkommen könnte.
Nachdem sich der Inspector beim diensthabenden Beamten Wa’ango im Polizeipräsidium eine starke Taschenlampe geliehen hatte, straffte er endlich die Schultern und betrat den schmalen Durchgang, der die Ndia Kuu mit der Mabaraki Road verband. Die beklemmende Enge der Gasse und die Tatsache, dass sie stank wie die Gedärme des Leibhaftigen, störten ihn dabei nicht. Jouma war überzeugt, dass hier der Schlüssel zum Rätsel um Lol Quarries Tod lag. Mochte man es nun Instinkt oder Erfahrung nennen – er wusste, irgendwo hier in diesem Dreck würde er die Antwort finden.
Als Erstes entdeckte er, woher die vielen bösartigen Ratten kamen, die aus der Gasse zu kommen schienen. Unter dem Kothaufen, in dem Mwangi die Krawattennadel entdeckt hatte, befand sich ein verrutschter Gullydeckel, der höchstwahrscheinlich den Zugang zur Kanalisation unter Mombasas Straßen verdecken sollte. Er schob den schweren Metalldeckel mit dem Fuß an seinen Platz, wo er mit einem befriedigenden »Klonk!« in seine richtige Position fiel. Na, immerhin konnte er einen Sieg über die Schädlinge verbuchen.
Aber das Geräusch erinnerte ihn an etwas. An etwas, das er nur allzu leichtfertig als das dumme Geplapper eines senilen alten Mannes abgetan hatte.
Klonk! Klonk! Klonk!
So hatte es der alte Möbeltischler beschrieben. Dieses Geräusch hatte er aus der Gasse gehört, an dem Tag, als Lol Quarrie verschwand.
Er musste an den befremdlichen, faulig riechenden Schleim denken, den er an der Kleidung des Toten festgestellt hatte. War es möglich, dass …? Mit klopfendem Herzen kauerte Jouma sich nieder und versuchte, seine Finger unter die Kante des Gullydeckels zu schieben. Doch der war aus fast drei Zentimeter dickem Stahl und viel zu schwer, als dass der kleine Inspector ihn hätte bewegen können. Er kam zu dem Schluss, dass man hier entweder eine spezielle Gerätschaft benötigte oder einfach jemanden, der ein bisschen mehr Muskeln hatte.
Fluchend eilte Jouma zurück zum Präsidium und knallte die Taschenlampe vor Wachmann Wa’ango auf den Tresen. »Ich brauche einen von Ihren Männern«, erklärte er. »Am besten einen richtig kräftigen.«
Doch aus irgendeinem Grunde lächelte Wa’ango nur geheimnisvoll und tippte sich mit Verschwörermiene auf die Nase. »Gratuliere, Inspector Jouma.«
»Wovon reden Sie, Wa’ango?«
»Die Neuigkeit hat sich schon wie ein Lauffeuer im Präsidium verbreitet.«
»Was für eine Neuigkeit?«
»Wie Inspector Mugo und Sie den Mörder des Polizisten im Fort Jesus festgenommen haben!«
Ungläubig starrte Jouma den Mann an. »Mugo und ich haben nichts dergleichen getan, Wa’ango.« Doch noch während er sprach, breitete sich ein klammes Gefühl des Grauens in ihm aus.
»Sie sollten nicht so bescheiden sein, Sir.« Der wachhabende Beamte grinste. »Der Hafenarbeiter hat alles gestanden. Vor einer knappen Stunde ist er in Handschellen ins Gefängnis von Kingorani abtransportiert worden, und Inspector Mugo hat die Presse schon zu einer Konferenz ins Präsidium bestellt.«
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M ichael Gulbis’ linkes Bein, das mit dem Trümmerbruch, war eingegipst und auf einer speziellen Vorrichtung in einem Winkel von dreißig Grad hochgelagert. Doch das war auch die einzige Unannehmlichkeit, die der Junge aus San Fernando Valley erdulden musste. Er war sauber und wohlgenährt, neben seinem Bett stand eine Vase mit Blumen und eine gutbestückte Obstschale, er hatte Bücher und Zeitschriften zur Verfügung, und wenn er keine Musik auf seinem iPod hörte, konnte er sich immer noch DVDs auf seinem tragbaren Player ansehen.
»Sie sehen ja gut aus, Michael«, begrüßte ihn Jake, während er die Vorhänge rund ums Bett zuzog. »Wie geht’s denn so?«
Michael, der nach dem Mittagessen ein kleines Nickerchen
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