Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
Vom Netzwerk:
war so lächerlich niedrig, dass es den Leuten egal war, ob er drückte, solange er nur ab und zu zur Arbeit auftauchte. Dieses Arrangement kam Jimmy auch insofern gelegen, als es ihm Zugang zum krankenhauseigenen Apothekenschrank verschaffte. Indem er verschreibungspflichtige Medikamente stahl und verkaufte, konnte er seine eigene kostspielige Sucht einigermaßen befriedigen.
    Jimmy arbeitete nachts. Seine Schicht endete normalerweise gegen sieben Uhr morgens, und um diese Zeit bekam er dann langsam seine Zuckungen. Sein eigener Dealer war der Besitzer eines kantonesischen Restaurants in der Biashara Street, nur ein paar Minuten vom Krankenhaus entfernt. Nachdem sie sich ihren Schuss gesetzt hatten, spielten die beiden Männer Mah-Jongg, bis Jimmy sich in der Lage fühlte, nach Hause zu gehen. An einem normalen Tag konnte er davon ausgehen, dass er bis elf Uhr im Bett lag und sich nicht wieder rührte, bis ihn der Drang nach einem weiteren Schuss sechs Stunden später wieder weckte.
    Daher war er verständlicherweise nicht besonders erbaut, als ihn kurz vor zwei Uhr nachmittags lautes Gehämmere an seiner Tür aus den pechschwarzen Tiefen seines Drogenschlafs riss.
    »Verdammt, wer ist da?«
    »Die Miete«, hörte man eine Stimme auf der anderen Seite der Tür.
    »Hab ich schon bezahlt«, gab Jimmy zurück.
    »Es gibt aber ein Problem. Machen Sie die Tür auf.«
    »Was für ein Problem?«
    »Möchten Sie wirklich, dass ich das auf dem Flur erkläre, Mr.Chen?«
    Jimmy, der nichts außer einer dünnen Unterhose anhatte, öffnete fluchend die Tür. Ein Weißer in Shorts und T-Shirt stand vor ihm. »Ich hab Ihnen doch gesagt – ich hab meine Miete schon gezahlt«, erklärte Jimmy mürrisch. »Sie haben sich in der Adresse geirrt.«
    Der Mann lächelte. »Ich habe Sie angelogen, Jimmy. Ich bin nicht wegen der Miete hier, sondern wegen Mr.Gangra.«
    Jimmy erstarrte, und einen Moment dachte Jake, dass der junge Mann einen Fluchtversuch unternehmen würde.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Sagen wir mal, ich bin ein interessierter Dritter.«
    Jimmy grinste. »Okay. Ich zieh mir bloß schnell eine Hose über, ja?«
    Jake warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Sie haben dreißig Sekunden.«
    Jimmy nickte dankbar und ging wieder hinein, wobei er die Tür angelehnt ließ. Als er vierzig Sekunden später noch nicht zurück war, lief Jake in die Wohnung und entdeckte, dass das Fenster offen stand und Jimmy – jetzt mit einer Jogginghose bekleidet – auf der Feuerleiter die zwei Stockwerke zur Straße hinabkletterte.
    Fluchend schwang Jake sein Bein übers Fensterbrett und quetschte sich auf den schmalen metallenen Treppenabsatz. Bevor er die Straße erreicht hatte, rannte Jimmy schon auf die Kräne, Containerstapel und Raffinerieschlote des Hafens zu. Jake, der jetzt schon völlig außer Atem war, wusste, dass der Chinese ihm entkommen würde, wenn er es erst bis zu den Lagern am Kai geschafft hatte.
    »Jimmy!«, rief er, obwohl er wusste, dass sich seine Stimme im Verkehrs- und Industrielärm verlor, der vom Hafen herüberdrang.
    Jimmy war zwar jung und flink, aber er war eben auch ein Junkie. Bevor er die Tore erreichte, wurde er bereits langsamer. Schließlich blieb er stehen und musste sich mit den Händen auf die Knie stützen, um wieder zu Atem zu kommen. Dann richtete er sich wieder auf und sah sich nach seinem Verfolger um. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, und in diesem Moment schien Jimmy endlich zu begreifen, dass er schon tot wäre, wenn Jake ihn wirklich hätte umbringen wollen.
    »Ich möchte nur wissen, wer …«
    Keiner der beiden sah den Containerlaster, der mit halsbrecherischem Tempo aus dem Tor geschossen kam. Und als sie ihn dann registrierten, war es zu spät. Der Fahrer, der seine iPod-Kopfhörer im Ohr hatte und eine ordentliche Portion Amphetamin im Blut, bemerkte Jimmy Chen gar nicht. Eben war er noch da, im nächsten Moment lag er auch schon unter den Rädern. Das Ganze geschah schockierend schnell.
    Jake erreichte ihn, bevor das große Geschrei losging.
    »Wer hat dich darauf gebracht, Jimmy?«, fragte er und umfasste den Kopf des jungen Mannes. Jimmys Hirnmasse lief aus einem faustgroßen Loch im Schädel. »Wer hat dir von Gangra erzählt?«
    Jimmy starrte ihn an und bewegte lautlos die Lippen, doch es kam nur Blut heraus, und nach wenigen Sekunden brachen seine dunklen Augen. Ein paar Zeugen bekreuzigten sich oder murmelten einen Zauberspruch oder taten, was immer

Weitere Kostenlose Bücher