Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
zurück. Schlotternd stand sie in ihrem kurzen Kleid und ihren Jimmy Choos auf der Straße und schickte Bobby wütende arabische Flüche hinterher.
Sie hatten Bobbys Apartmentkomplex erreicht, ein großes Gebäude aus Naturstein, von dem man das Fort im Blick hatte.
»Wir sind da, Sir«, verkündete Alan. »Soll ich auf Sie warten?«
»Nein, ich muss mich ein wenig hinlegen«, antwortete Bobby. »Ich werde Sie dann rufen, wenn ich so weit bin.«
»Wie Sie wünschen, Sir.«
Alan stieg aus und öffnete Bobby die Tür. Der kletterte aus dem Fond, blinzelte ins Sonnenlicht und huschte rasch auf die Sicherheitstüren zu, die das Gebäude von der belebten Straße abschirmten. Die Türen öffneten sich, und er verschwand im Haus, ohne zurückzublicken.
Alan setzte sich wieder hinters Steuer und ließ den Motor an. Er wusste nicht recht, was er in der Zwischenzeit anfangen sollte. Der alte Mr.Spurling, den er fast zwanzig Jahre lang chauffiert hatte, war so zuverlässig wie ein Uhrwerk gewesen, was seine Arbeitszeiten anging. Er erwartete, dass der Wagen um sechs Uhr abends vor dem Büro stand, um ihn abzuholen, und am nächsten Morgen um sechs Uhr früh vor der Ranch. Doch Alan hatte den Eindruck, dass die Arbeitszeiten des jungen Bobby nicht ganz so berechenbar ausfallen würden. Er musste sich mit Mr.Roarke einmal wegen seiner Schichten unterhalten. Auch seine Frau war nicht besonders erfreut über die neuen Zustände – und sie hatte sich vorher schon oft genug beklagt, dass er nie zu Hause war.
Diese Sorgen mochten zwar berechtigt sein, doch Alan ahnte nicht, dass Bobby Spurling genau in diesem Moment entführt wurde, und dass er seinen Job sowieso verlieren würde, wenn Douglas Roarke davon erfuhr.
54
H arry blickte vom Schreibtisch auf. Er sah ganz und gar nicht begeistert aus – und das hatte ausnahmsweise einmal nichts mit der frühen Morgenstunde zu tun. »Du machst wohl Witze, mein Lieber«, sagte er.
»Du weißt, dass ich keine Witze mache«, gab Jake übellaunig zurück.
Harry tippte mit dem Finger auf das Auftragsbuch, das aufgeschlagen vor ihm lag. »Aber wir haben für heute zwei Buchungen. Außerdem musste ich gestern schon zwei stornieren. Das ist …«
»Ich weiß, Harry. Aber ich kann es nicht ändern.«
Harry stand auf und trat ans Fenster, durch das er direkt zum Flamingo Creek Yacht Club am anderen Ufer blicken konnte. Eine junge schwarze Putzfrau polierte gerade das Fenster der Lounge. Draußen stand ein Gärtner und goss die Wachsblumen, die von den hölzernen Giebeln herabhingen.
»Ich kapiere immer noch nicht, warum zum Henker du dich mit diesen Leuten einlassen musstest«, fuhr er fort. »Ich meine, für wen halten die sich eigentlich? Wollen die hier die Kreuzritter spielen? Du bist Skipper eines Sportanglerboots, mein lieber Jakey! Du verdienst deinen Lebensunterhalt damit, Leute herumzuschippern! Unseren Lebensunterhalt! Wenn du jetzt losziehen willst, um den Planeten zu retten … bitte! Aber sag mir vorher Bescheid, damit ich mich um Ersatz kümmern kann.«
»Es geht hier nicht darum, die Welt zu retten«, verteidigte sich Jake. »Es geht um einen Jungen, dem man einen Mord in die Schuhe schieben will.«
Harry fuhr wütend herum. »Wenn er unschuldig ist, dann sollte er sich vielleicht stellen.«
Jake starrte seinen Partner an. Natürlich hatte Harry in gewisser Weise recht. Seine Unschuld konnte Alex Hopper am besten beweisen, indem er sich stellte. Verdammt, seine Eltern waren wahrscheinlich reich genug, um sich das Kaliber von Anwalt zu leisten, dem es gelang, diese erfundene Anklage in Stücke zu reißen. Und mit jeder Stunde, die der Junge flüchtig blieb, erhärtete sich der Verdacht gegen ihn, das wusste Jake besser als jeder andere.
Warum hatte er ihm also geholfen? Weil ihm der Junge leidtat? Oder weil er tiefsitzende Zweifel daran hatte, dass man ihn bei einem Prozess in Kenia fair behandeln würde?
Oder ganz einfach, weil er sich immer noch als den tollen Polizisten aus London sah, der sowieso alles besser wusste als die anderen?
Tja – das Ableben von Jimmy Chen hatte diese Illusion ganz massiv untergraben. Das Blut des Junkies klebte ihm immer noch unter den Fingernägeln und legte Zeugnis von seinem Irrtum ab.
Nein, Harry hatte recht. Und Jouma ebenso. Es wurde Zeit, dass Jake sich benahm wie die Person, die er wirklich war: Jake Normalbürger. Nicht der dunkle Ritter. Gleich heute Morgen würde er nach Mombasa fahren, Alex Hopper abholen und ihn
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