Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Waschbrettbauch ruhen, von dem noch das Wasser abperlte.
»Vielleicht könnten wir zusammen Mittag essen.«
»Weißt du was, amado ?« Isidro betrachtete sich im Ganzkörperspiegel in der Garderobentür. »Ich glaube, du hast mir besser gefallen, als du einen Job hattest. Da hast du nicht ständig so an mir geklebt.«
»Ich hab immer noch einen Job«, erinnerte ihn Fearon.
»Ja? Und warum gehst du da dann nicht mehr hin?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Isidro zwängte sich in eine ausgeblichene Jeans. Dann drehte er sich zu William Fearon um und lächelte kokett. »Tja, ich hoffe, die Geschichte ist bald vorbei. Du gefällst mir gar nicht, wenn du immer so angespannt bist. Ich möchte meinen dicken, glücklichen papa zurück.«
»Komm her.«
Gehorsam trat der Junge ans Bett. Fearon ließ die dicken Finger über Isidros Brustkorb wandern und von dort weiter nach unten, wo eine dicke Haarlinie von seinem Nabel abwärts wuchs, um dann hinter den offenen Knöpfen seiner Jeans zu verschwinden.
»Du bist so wundervoll.«
Isidro kicherte und bückte sich, um dem älteren Mann einen raschen Kuss auf die Wange zu geben. »Du solltest aufstehen, amado «, meinte er, zog sich ein ärmelloses weißes T-Shirt über den Kopf und schlüpfte in ein Paar Espadrilles. »Fahr doch mal raus und mach dir einen schönen Tag.«
» Musst du denn in die Arbeit gehen?«, fragte Fearon und ließ sich aufs Kissen zurückfallen.
»Tja, einer von uns muss wohl arbeiten, Baby.« Mit diesen Worten zog Isidro seinen Ledergürtel zu – den mit dem amerikanischen Adlerkopf aus Metall, den Fearon ihm in den Osterferien auf ihrer Reise nach Disneyworld gekauft hatte – und verließ das Zimmer.
Natürlich hatte er recht, dachte Fearon, während er an den Deckenventilator starrte, der sich träge über seinem Kopf drehte.
Die Situation mit Bobby Spurling war kein Grund, in Starre zu fallen, auch wenn sie das Ganze mittlerweile ihren Anwälten übergeben hatten. Vielleicht war das sogar die Chance, nach zwanzig Jahren an diesem Fleckchen Erde endlich einmal seinen Horizont ein bisschen zu erweitern. Erst, als er einen Schritt zurückgetreten war und die Dinge mit etwas Abstand betrachtet hatte, war ihm aufgegangen, wie sehr er sich von Spurling Developments hatte vereinnahmen lassen. Zwölf- ja, sogar Vierzehn-Stunden-Tage waren irgendwann die Regel gewesen. Abgesehen von Isidro hatte er überhaupt kein Leben außerhalb der Firma gehabt – und ihre Beziehung gedieh nur, weil sie beide zu solchen Zeiten arbeiteten, die ein normales, geselliges Leben eigentlich verboten.
Es war immer sein ganzer Ehrgeiz gewesen, Aufsichtsratsvorsitzender zu werden, aber je länger er darüber nachdachte, umso weniger war er überzeugt, dass er das wirklich wollte, vor allem im Moment. Seine juristischen Berater hatten ihn gewarnt, dass es Monate, wenn nicht Jahre dauern konnte, bis er sich gegen Bobby durchgesetzt hatte und sich an die Spitze der Firma setzen konnte. Und was dann? Jetzt war er siebenundfünfzig. Wenn er Glück hatte, konnte er jetzt noch acht Jahre arbeiten, bevor er in Ruhestand ging. Acht Jahre Stress und Sechzig-Stunden-Wochen – immer vorausgesetzt natürlich, dass er überhaupt noch so lange lebte. Oder die drei Millionen Dollar, die Cyril Craven ihm angeboten hatte, damit er leise abtrat? Er wollte zehn, doch er wusste, dass das ziemlich hoch gegriffen war. Trotzdem, drei war immer noch ein ganzes Stück unter den fünf Millionen, die er zu akzeptieren bereit wäre – mit dem Geld konnten Isidro und er dann überall hingehen, wohin sie wollten. Wenn sie wollten, konnten sie den ganzen Tag im Bett bleiben.
Fearon stemmte sich aus dem Bett und schlüpfte in seinen Seidenkimono. Dann tapste er vom Schlafzimmer in die Küche und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Irgendwo im Haus hörte er ein Poltern, und er warf einen Blick Richtung Eingangshalle, um die Ursache des Lärms herauszufinden. Der Raum war geräumig und hell, mit einem Panoramafenster, das ungehinderte Sicht aufs Meer gestattete. Die Schiebetür zum Balkon stand offen, und der Wind bewegte die hölzernen Jalousien.
»Isidro!« Er hatte dem Jungen ungefähr tausendmal eingeschärft, die Tür hinter sich zuzumachen, wenn er ging. Dieser Abschnitt von Shanzu Beach war äußerst exklusiv und nur den Reichsten der Reichen vorbehalten – was ihn zum beliebten Ziel für Einbrecher machte. Wie der Vertreter des örtlichen Wachdienstes immer so schön sagte: Eine offene
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