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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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woher Theresas beharrliches Interesse für ihren Roman kam. Zudem erschien ihr Theresa nicht wie jemand, der sich für Bücher interessiert.
    »Oh, bitte entschuldige, ich hoffe, dass war jetzt nicht … ich meine … ich wollte nicht …«, stammelte Theresa und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Fiona hob die Schultern und schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Schon in Ordnung. Aber wie kommst du eigentlich darauf, dass es am helllichten Tag entführt worden sein soll?«, fragte sie betont beiläufig, während ihre Augen wieder einmal einem Tablett mit Champagnergläsern folgten. Was würde sie jetzt nur für ein Gläschen geben. Nur ein einziges.
    »Keine Ahnung«, murmelte Theresa, »hab ich mir eben einfach so vorgestellt. Na ja, lassen wir das einfach, ist wohl kein Thema für eine Party.«
    Schweigend nickte Fiona. »Hast du eigentlich Kinder?«, wechselte sie das Thema, während sie den Gruß eines dicklichen Mannes erwiderte, dessen Name ihr nicht mehr einfallen wollte.
    »Ich? Kinder? Nein. Nein, nein«, entgegnete Theresa. In ihrer Stimme schwebte etwas Verunsichertes, beinahe Verstörtes. »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Überrascht dich die Frage?«
    Theresaverzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. »Überrascht? Nein. Sagen wir so, die Frage hat sich mir konkret einfach nie gestellt«, sie biss sich auf die Unterlippe, »irgendwie war es wohl immer der falsche Zeitpunkt oder der falsche Mann«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung, als sei das Thema für sie damit vom Tisch.
    Die Kellnerin brachte die Getränke. »So, da hätten wir zwei Champagnergläser mit Apfelschorle«, sagte sie, etwas lauter, als es Fiona lieb war. Sofort nahm sie die verstohlenen Blicke zweier Männer wahr. Doch schnell wurde ihr klar, dass diese nur dem tiefen Rückenausschnitt von Theresas Kleid galten.
    Theresa grinste. »Ich könnte die ganze Zeit einfach nur diese Leute hier beobachten«, amüsierte sie sich. »Guck mal, der da hinten zum Beispiel – der Typ, der sich da drüben rechts neben der Torte schon seit Ewigkeiten mit den anderen beiden unterhält. Er lügt.«
    Fiona drehte sich nach ihm um. »Er lügt?«
    »Ja. Wenn du lange genug hinsiehst, wird dir auffallen, dass er sich bei fast jeder Antwort am Nacken kratzt, wegschaut oder sonst irgendeine verräterische Geste macht.«
    Fiona sah mit zusammengekniffenen Augen zu den Männern hinüber. »Dann lügt der Gute aber, dass sich die Balken biegen, was?«
    »Wer lügt?« Die Frage kam von Rolf Jobst. Er standdirekt hinter ihnen, grauschläfig, mit gepflegter Urlaubsbräune. Nachdem seine Frau ihn vor drei Jahren verlassen hatte, hatte er seine Kinderarzt-Praxis in Schöneberg aufgegeben, um in einem voll verglasten Immobilienbüro am Potsdamer Platz maßgeschneiderte Zukunftsträume aus Marmor und Stein zu verkaufen. Überschwenglich gutgelaunt wie immer, begrüßte er Fiona mit einem Kuss auf die Wange.
    »Darf ich vorstellen, Theresa, das ist Rolf. Rolf, Theresa«, meinte Fiona.
    Er grinste. »Freut mich.«
    Theresa schenkte ihm ein charmantes Lächeln, bevor sie in Richtung Toiletten verschwand.
    Rolf sah ihr hinterher und nippte an seinem Glas. »Ich habe deine Freundin noch nie hier gesehen. Ist sie vom Verlag?«
    Fiona schüttelte den Kopf. »Wir haben uns erst vor ein paar Wochen beim … beim Joggen kennengelernt.«
    »Du gehst joggen?«
    »Öfter, als man mir ansieht.«
    Rolf lachte. »So war das nicht gemeint.«
    Sie lächelte kühl. »Wo ist eigentlich die Blonde, mit der du gekommen bist?«
    Rolf runzelte die Stirn. »Du meinst Melissa? Ach, frag lieber nicht, ich werde einfach nicht schlau aus dem Mädchen. Aber wo ist überhaupt unser Gastgeber? Ich habe Adrian zwar den ganzenAbend durch die Gegend laufen sehen, aber …«
    »Wenn man vom Teufel spricht«, unterbrach ihn Fiona, als Adrian grinsend auf sie zukam.
    »Na, vergnügst du dich hinter meinem Rücken mit meiner Verlobten?« Er boxte Rolf gegen die Schulter. »Gib’s doch zu, man kann dich alten Schwerenöter keine Sekunde allein lassen, ohne dass du deine Finger von anderen Frauen lässt.«
    Rolf lachte und hob sein Glas. »Auf dich, mein Lieber!«
    Fiona räusperte sich, als Theresa zurückkam. »Adrian, darf ich dir Theresa vorstellen? Ich hatte dir doch neulich von ihr erzählt.«
    Noch immer lachend, wandte Adrian sich von Rolf ab. Schlagartig verflüchtigte sich seine gute Laune. Sein Gesicht wurde todernst, und doch verriet nichts darin, was in ihm

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