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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Gekritzel.
    »Nicht schlecht, ist wohl ein ziemlicher Prachtkerl, was?«, meinte sie, strich Luna zärtlich über den Kopf und reichte ihr die Götterspeise.
    Die leuchtenden Augen des Mädchens sprachen Bände. Gierig löffelte Luna die Götterspeise, bevor sie die Schale abstellte und Fiona unverhofft umarmte. Die Zärtlichkeit, mit der das kleine Mädchen ihr so plötzlich begegnete, ließ Fiona beinahe in Tränen ausbrechen.
    »Möchtest du mit rauskommen?«, fragte Fiona.
    Doch Luna warf den Kopf von links nach rechts und machte sich sogleich wieder daran, ein neues Porträt von Mister Brown anzufertigen.
    »Na gut, aber wenn noch irgendwas ist, kannst du jederzeit zu mir kommen, ja? Ich werde deiner Mutter sagen, sie soll mich anrufen, wenn sie wiedereinmal einen Babysitter braucht«, sagte Fiona noch und verließ hastig den Raum, ehe sie ein weiterer Gefühlsausbruch überkam.
    Gerade als sie sich wieder ins Getümmel gestürzt hatte, tippte ihr jemand von hinten an die Schulter.
    »Mutter! Wie schön, dass ihr gekommen seid«, meinte Fiona und herzte ihre gewohnt elegant gekleidete Mutter, in deren feine Gesichtszüge sich seit ihrem letzten Besuch eine gewisse Strenge eingeschrieben hatte.
    Fionas Vater, wie immer mit Hut, machte einen Schritt zurück. »Lass dich mal anschauen, bin ja gar nicht mehr gewohnt, meine Tochter in so einem Aufzug anzutreffen – toll siehst du aus«, lächelte er und nahm sie in den Arm.
    »Viktor, natürlich sieht sie toll aus, sie ist schließlich meine Tochter«, scherzte ihre Mutter und blickte sich neugierig um.
    »Findest du, der ganze Umbau war wirklich nötig?« Sie gab sich keine Mühe, den abschätzigen Unterton in ihren Worten zu verbergen.
    »Ach Henriette«, sagte Fionas Vater, »nun fang doch nicht schon wieder damit an.«
    »Ich mein ja nur.«
    Fiona seufzte. »Mutter, wie oft denn noch: Adrian wird schon wissen, was er tut. Und ich werde ihm bestimmt nicht vorschreiben, wie er mit unseremGeld zu haushalten hat«, konterte sie und ärgerte sich gleichzeitig, dass sie sich vor ihrer Mutter rechtfertigte.
    »Deinem Geld«, bemerkte Henriette Seeberg nebenbei.
    Viktor lachte auf. »Jetzt reicht’s aber, Henriette.« Sein fröhlicher Ton klang unecht.
    Fionas Mutter verzog den Mund zu einem spitzen Lächeln. »Dass du wieder zu ihr hältst, war mir klar.«
    Fiona war heilfroh, als ihre Eltern den Vorstandsvorsitzenden des Polo-Clubs an der Austernbar erspäht hatten und sich auf ihn zubewegten. Im selben Augenblick winkte ihr eine große schlanke Frau mit streng zurückgeschlagenen roten Haaren zu. Theresa. Sie trug ein schlichtes, weinrotes Nylonkleid, das ihre Rundungen jedoch perfekt zur Geltung brachte.
    »Ich freue mich, dass du’s geschafft hast«, sagte Fiona und brachte ein Lächeln über die Lippen. »War mir nicht sicher, ob du wirklich kommen würdest.«
    »Na klar, glaubst du, ich lasse mir eine Einladung in so einen Nobelschuppen entgehen?«, gab Theresa scherzhaft zurück und sah sich um. Der dunkle Lidschatten betonte ihre wachen grünen Augen.
    »Einen Champagner für die Damen?«, erkundigte sich eine vorbeieilende Kellnerin.
    Fiona zögerte.
    »BringenSie uns doch bitte zwei Gläser Apfelschorle – in einem Champagnerglas«, schaltete Theresa sich ein und zwinkerte Fiona zu, als die Kellnerin weg war. »Sieht genauso aus, merkt aber kein Mensch. Und bevor dumme Fragen kommen, ist es besser, als gar nichts in der Hand zu halten.«
    Fiona lächelte dankbar.
    »Übrigens, schickes Kleid«, bemerkte Theresa.
    »Danke, gleichfalls«, gab Fiona zurück, auch wenn sie nicht wirklich meinte, was sie sagte.
    Theresa blickte an Fiona herunter. »Das hat doch bestimmt ein Vermögen gekostet.«
    »War nur ein Schnäppchen aus dem Ausverkauf«, log Fiona.
    Theresa lachte auf. »Da, wo du deine Kleider kaufst, kann ich sie mir nicht mal im Ausverkauf leisten.«
    Fiona rang sich ein Lächeln ab, als Theresa sie fragend musterte.
    »Und sonst, wie läuft’s so mit deinem Roman?«, fragte Theresa nach kurzem Schweigen.
    Die Frage kam unvermittelt, und Fiona wusste nicht, was sie darauf sagen sollte.
    »Kann man eigentlich mal was lesen?«, erkundigte sich Theresa, noch ehe Fiona antworten konnte, und nippte an ihrem Glas. »Würde mich interessieren, wie du dir das im Buch alles so vorstellst. Ich meine, dass ein Kind am helllichten Tag einfach entführt wird.«
    IhreWorte trafen Fiona direkt in die Magengrube. Sie starrte in ihre Apfelschorle und fragte sich,

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