Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
mit«, sagte ich. »Und du wirst Sportsgeist beweisen und mitkommen.«
»Du bist wahnsinnig. Au!«
»Ich bin deine beste Chance, du Arsch. Das war ich schon immer.«
»Scheißkerl«, brummte er. »Ich wünschte, du wärst tot.«
Es traf mich wie ein Blitz. Wie hatte ich das bisher übersehen können? Oder hatte ich nur das Offensichtliche aus meinen Gedanken verbannt? »Bist du es etwa, der mich die ganze Zeit anruft, Tommy? Rufst du mich Tag und Nacht an und wünschst dir, ich wäre tot?«
»Was? Au, verdammt. Ich habe dich nie angerufen, du Arschloch.« Und plötzlich schien alle Energie aus ihm zu weichen, und er begann zu weinen. »Die Schweine haben meinen Hund umgebracht.«
»Wer? Wer hat das getan? Deinen Hund? Neds Hund?«
»Leute von der Mafia.«
»Okay. Es tut mir leid, Tom«, sagte ich. »Ich lasse dich jetzt aufstehen. Aber mach keinen Quatsch, klar?«
»Soll ich mich bei dir bedanken? Darauf kannst du lange warten.«
»Ich will, dass du mitkommst– und mach mir keine Schwierigkeiten.«
»Gut. Ich tu, was du willst.«
Doch ich ließ ihn noch nicht aufstehen.
»Schwur mit dem kleinen Finger?« Ich umklammerte seinen linken kleinen Finger mit meinem. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er den Druck erwiderte.
»Ich schwör’s, du Arsch«, stöhnte er.
35
Marguerite Esperanza sagte ihrer Großmutter, sie sei in fünf Minuten zurück. Sie ließ das Fliegengitter hinter sich zuknallen, als sie das braun verputzte Haus mit dem roten Dach auf der St. George Street verließ, um, mit der Musik aus ihrem iPod im Ohr, zur fünf Minuten entfernten Videothek zu gehen, wo sie schon hunderte Male gewesen war. Sie bog auf die Rowena Avenue ab. Die vierspurige Straße war gesäumt von Pizzerien, Videotheken, Sushi-Läden. Belebt und völlig sicher.
Keine Probleme weit und breit. Abgesehen davon konnte Marguerite mit Problemen umgehen. Na, und ob!
Sie winkte ein paar anderen Jugendlichen zu, die sie kannte, und ging zielstrebig auf das Schild der Videothek zu, das am Ende des nächsten Straßenblocks blinkte. Ihr Telefon summte– sie hatte eine Nachricht erhalten.
Sie erkannte die Nummer nicht, doch nur ein einziger Mensch nannte sie Tigerpuss, und zwar Lamar Rindell. Lamar war ein superhübscher Junge aus der Oberstufe, ein Basketballspieler, der mit Marguerite sowohl persönlich als auch am Telefon geflirtet hatte. Sie hatte nach der Schule mit ihm und ein paar anderen Jugendlichen abgehangen, doch sie hoffte auf mehr.
Lam: was geht ab, tigerpuss?
Marg: hole ein video. new moon. ich vampire.
Lam: video world?
Marg: ja. ist ja nicht weit.
Lam: willst du hinterher ne pizza?
Marg: kann nicht.
Lam: ok. egal.
Marguerite lehnte sich gegen einen Briefkasten, während sie die Möglichkeiten durchdachte. Es ging um Großmutter gegen Lamar, und eigentlich war die Entscheidung klar. Der Pizzaladen war nur einen Block weiter. Und es war noch nicht dunkel.
Sie schrieb eine letzte SMS an Lamar: »okay. bis gleich.«
Anschließend rief sie zu Hause an. »Ich esse noch ein Stück Pizza. Du kannst den Laden fast vom Küchenfenster aus sehen. Ich lasse mich von Lamar nach Hause bringen.«
Marguerite richtete sich selbstbewusst auf und nahm sich vor, sich alles zu merken, worüber sie und Lamar sich unterhalten würden, um es hinterher ihrer besten Freundin T ony a erzählen zu können. Allein der Gedanke daran brachte sie zum Grinsen.
Gemäßigten Schrittes ging sie weiter, um ihren Vampirfilm zu holen, doch dann begann sie zu hüpfen.
36
Ein schwarzer Hyundai-Transporter mit dem Logo eines Kabel- TV -Senders auf der Seite fuhr durch die Straßen von Los Feliz.
»Ich habe deine Taube geködert«, sagte Morbid zu dem Typen, der neben ihm auf der Rückbank saß. »Sie hat gerade das Haus verlassen. Sie wird anbeißen und dran glauben müssen.«
»Ich bin bereit«, erwiderte Jason Pilser in seiner Rolle als Scylla. Ein Angst einflößendes griechisches Monster. Sechs Köpfe. »Lass mich das machen. Sie gehört mir.«
Morbid schob die Tastatur zu Scylla hinüber, der auf der GPS -Karte das Blinken beobachtete, mit dem Marguerite Esperanzas Position angezeigt wurde.
Scylla tippte auf der Tastatur etwas ein, um Marguerite eine SMS zu schicken. Er verwendete den Namen dieses Jungen, Lamar, der Marguerite seit ein paar Wochen Nachrichten schickte.
Und Marguerite antwortete.
Nach einem kurzen Dialog und einem Sinneswandel stimmte sie zu. Sie wollte Lamar im Pizzaladen treffen.
Scylla spürte, wie
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