Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
sich Schweißperlen an seinem Haaransatz bildeten. Er klopfte auf seine Jackentasche und zog saubere Handschuhe an.
Er hörte über Lautsprecher, wie Marguerite mit ihrer Großmutter sprach. Als sie sich verabschiedete, parkte Steemcleena den Wagen auf der Rowena Avenue ein. Vielleicht zwanzig Meter von der Pizzeria entfernt. Mehr nicht.
Scylla beobachtete, wie sich Marguerites Symbol dem Symbol des Vans näherte. Er blickte durch die abgetönte Scheibe, als das Mädchen am Schreibwarenladen vorbeiging.
»Ein niedliches Püppchen«, stellte er fest.
»Und sie gehört dir, Scylla. Sie ist dein Püppchen. Meinst du, du schaffst das mit ihr?«
Ein paar Sekunden lang würde sich Marguerite zwischen der Reinigung und dem Van aufhalten. Wie bei einer Mondfinsternis.
»Scylla, los«, wies Morbid ihn an. »Raus jetzt.«
Scylla schob die Tür auf. Erst jetzt hatte er einen ersten guten Blick auf sein Ziel. Das Mädchen war größer, als er gedacht hatte, mindestens eins fünfundsiebzig, und sah muskulös aus. Da Scylla nur wenig Zeit hatte, um eine Entscheidung zu treffen, sprang er auf den Bürgersteig, rannte hinter sie, stülpte einen Stoffsack über ihren Kopf und zog die Schnur zusammen.
Marguerite kreischte und wehrte sich.
Scylla hielt ihr den Mund zu. Er war so mit Adrenalin vollgepumpt, dass es für ihn zusammen mit Morbid ein Leichtes war, sie vom Bürgersteig in den Van zu verfrachten. Morbid zog die Tür zu und schlug mit der flachen Hand gegen die Trennscheibe als Zeichen für Steem loszufahren. Dann warfen er und Scylla sich auf das sich wehrende Mädchen.
»Ich hab dich«, sagte Scylla. »Jetzt sei ein braves Mädchen.«
»Wenn du die Klappe hältst, geben wir dir die Chance zu gewinnen«, rief Morbid.
Scyllas Mund wurde trocken. Er war völlig aufgekratzt. Selbst wenn er gewollt hätte, gab es kein Zurück mehr.
»Was meint ihr damit?«, fragte sie. »Was kann ich denn gewinnen?«
37
Mit quietschenden Reifen hielt der Van an. Die Türen wurden geöffnet, und Scylla und Morbid hievten Marguerite an ihren langen Armen und Beinen nach draußen und trugen sie rasch von der Straße fort, bis sie sie auf den Boden warfen.
In null Komma nichts riss sie sich den Sack vom Kopf und sprang auf die Beine. Sie holte mit den Armen aus, um sich Platz zu verschaffen, und blickte auf Scylla, der nur eine Körperlänge entfernt in Kampfhaltung kauerte.
Er grinste unter seiner Skimaske. Das hier war etwas ganz anderes als die Gegner, mit denen er es in Commandos of Doom zu tun hatte. Sie war real und damit erschreckend und aufregend, doch vor allem war sie eine Herausforderung.
»Hey, Tigerpuss. Hier, miez-miez-miez«, lockte er sie.
»Wer seid ihr?«, schrie Marguerite zurück.
»Ich bin derjenige, der dich auf die Probe stellen wird«, antwortete Scylla. »Ich gegen dich, Marguerite.«
Das Mädchen blickte sich um. Sie befanden sich auf der Rowena Avenue jenseits der Einkaufszentren und Läden gleich am Ufer des Speichersees, eines Orts, der so verlassen war wie die Rückseite des Mondes. Autos brausten auf der anderen Seite des Zauns vorbei.
Morbid und Steem tanzten um Marguerite herum, sie starteten Scheinangriffe, die Scylla aus Commandos of Doom kannte. Damit brachten sie das Ziel nicht nur aus dem Gleichgewicht, sondern hielten es auch in Schach.
Doch wo andere Mädchen gebettelt und geweint hätten, holte Marguerite aus. Sie ließ die Handkante vorschnellen und versetzte Scyllas Nase einen krachenden Schlag.
Vor Schmerzen aufschreiend, fiel er, beide Hände übers Gesicht gelegt, nach hinten. Marguerite drehte sich um und wollte fliehen, sie huschte zwischen den anderen im Zickzack hindurch, als bereite sie sich in einem Basketballspiel auf einen Korbleger vor.
Steem streckte seine Hand aus, packte sie am Haar und riss sie zu Boden. Doch dann ließ er sie wieder los und trat zurück. Das Mädchen gehörte nicht ihm.
Scylla dachte, er wüsste, was er zu tun hatte. Er ging auf Marguerite zu, während er sich vorstellte, sie in den Schwitzkasten zu nehmen– doch sie war viel schneller als er.
Sie wirbelte herum, versetzte ihm eine Art Karateschlag und wollte ihm zwischen die Beine treten. Er sah den Tritt kommen und wich aus, doch ihr Fuß traf seine Hüfte, was immer noch höllisch wehtat. Ein weiterer harter Tritt landete auf seinem Unterarm. Hatte sie ihn gebrochen?
Er wich weiteren Schlägen aus, ging aber nicht zu Boden, wenn sie einmal traf. Der Schmerz peitschte ihn auf, echter Schmerz,
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