Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
Barack Obama? »Wenn ich etwas über Shelby höre, rufe ich Sie an«, versprach er. »Sie haben mich heute Abend beeindruckt, Jack. Sie haben das Richtige für Ihren Bruder getan.«
53
Am nächsten Morgen saß Andy Cushman mir am Schreibtisch gegenüber. In seinem roten Gesicht prangten dort, wo seine Sonnenbrille gesessen hatte, zwei weiße Kreise, das Zeichen für zu viel am Pool verbrachte Zeit. Sein Haar war gekämmt, er hatte sich rasiert, und er trug saubere und ordentliche Kleidung. Er sah nicht aus, als wäre er völlig am Boden zerstört, doch ich wusste, in den nächsten Minuten würde sich das ändern.
»Du hast Neuigkeiten für mich«, sagte er.
Colleen brachte mein Red Bull und für Andy einen Espresso.
»Andy, ich muss dir etwas mitteilen, das dir nicht gefallen wird.«
»Keine Sorge, Jack. Was auch immer es ist, ich kann es verkraften. Deswegen bin ich hier.«
Ich nickte, als stimmte ich zu. Dann erzählte ich ihm, wir wüssten jetzt, dass Shelby gearbeitet hatte, bevor sie umgebracht worden war, und auch wo– im Benedict Spa.
Andy sprang auf und stieß mit dem Finger in die Luft. »Was erzählst du für einen Scheiß!«, schrie er. »Sie hat dort gearbeitet? Das ist totaler Schwachsinn. Eine Lüge! Da will dich jemand verarschen, Jack!«
Ich wartete, bis sich Andy wieder beruhigt und Platz genommen hatte. Ich verstand seine Aufregung. »Ohne vorherige Prüfung hätte ich es dir gar nicht erzählt, Andy. Es tut mir leid, aber es entspricht der Wahrheit.«
Andys Gesicht war puterrot vor Wut, er atmete schnell und flach. Hoffentlich bekam er in meinem Büro keinen Herzinfarkt, womöglich noch einen tödlichen.
»Dann sag mir, warum, Jack. Sag mir, warum. Sie hatte alles, was sie brauchte, und wir hatten ein aktives Sexualleben.« Er drückte sich vom Schreibtisch ab. »Ich will Beweise. Die brauche ich. Das ist schließlich dein Job. Dinge beweisen. Beweise es, Jack, beweise es.«
»Del Rio und ich waren gestern Abend in Las Vegas und haben uns mit Carmine Noccia getroffen.«
Andy schien beinahe aus den Latschen zu kippen. »Was hat der denn damit zu tun? Das ergibt doch keinen Sinn, Jack.«
»Ihm gehört das Benedict Spa. Er kennt Shelby und hat nicht abgestritten, dass sie für ihn gearbeitet hat. Aber er weiß nicht, wer sie umgebracht hat. Sagt er.«
»Du willst mir also erzählen, meine Frau war eine Hure und eine Lügnerin, und obendrein soll sie für die Mafia gearbeitet haben? Warum, Jack? Sie brauchte kein Geld.«
»Es tut mir sehr leid, Andy«, wiederholte ich.
»Dann hätte sie also jeder miese Wichser mit einer Waffe töten können? Ist es das, was du herausgefunden hast?«
»Wir arbeiten daran. Wir arbeiten alle daran. Wir werden den Kerl finden, der das getan hat.«
Andy hieb mit der Faust auf den Schreibtisch. »Weißt du was? Mir ist es egal, wer sie getötet hat. Ich will keinen Cent mehr für sie ausgeben. Ich scheiß drauf, Jack. Ich scheiß drauf.«
Ich schüttelte den Kopf. »Bitte denk noch einmal darüber nach. Wenn wir Shelbys Mörder nicht finden, wird sich die Polizei weiterhin an dich halten.«
»Sollen sie doch. Sie haben nichts gegen mich in der Hand und werden auch nichts finden. Du hast dich gerade selbst um einen Job gebracht, Jack. Ich entziehe dir den Auftrag.«
Andys Stuhl kippte nach hinten, als er sich erhob und zur Bürotür stürmte, wo er beinahe Colleen umrannte, die gerade hereinkam.
»Habe ich richtig gehört?«, fragte Colleen und stemmte eine Hand in die Hüfte. Sie trug ihre neue Uhr. »Er hat uns den Auftrag entzogen?«
»Nein. Oder doch. Er ist wütend, aber er ist mein Freund. Wir arbeiten weiterhin an dem Fall. Aber ab jetzt kostenlos.«
»Ich kümmere mich drum, Jack«, sagte Colleen und schloss die Bürotür. »Bin ich denn noch deine Freundin?«
54
Cruz hielt vor dem Benedict Spa und beobachtete, wie eine fantastisch aussehende junge Frau durchs Haupttor trat und den Hügel hinunter in die Richtung kam, aus der er sie beobachtete.
Sie war etwa eins fünfundfünfzig groß, von schmaler Statur und hatte kurze blonde Haare. Zu einem grünen Stretchoberteil trug sie eine schwarze Radfahrerhose und flache Schuhe. Sie entriegelte ihr Lexus-Kabrio, während Cruz auf sie zuging.
»Hallo, könnten Sie kurz warten?«, fragte er. Sie stieg rasch ein und verriegelte die Tür. Cruz zeigte ihr seine Marke und bedeutete ihr mit einer kreisenden Bewegung, die Scheibe herunterzukurbeln.
»Was sind Sie?«, fragte sie. » FBI
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