Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
Bursche konnte er einen solchen Satz Prügel nicht so einfach wegstecken.
»Ich fahre gleich los«, sagte er. »Ich müsste in zwanzig Minuten am Flughafen sein, wenn der Verkehr mitspielt.«
»Bring deine Waffe mit«, erinnerte ich ihn.
»Ja, Jack. Und du bring deine mit.«
52
Carmine Noccias Haus lag eine halbe Stunde vom McCarran Airport und fünfzehn Minuten vom Strip in Las Vegas entfernt. Ich hielt mit dem Mietwagen vor dem durch ein hohes Tor abgeriegelten Viertel, das von Prominenten, Sultanen, Kasinomoguln und anderen geheimnisvollen Überreichen bevölkert wurde, die häufig auch Kunden von Private sind.
Del Rio stieg aus und sagte unsere Namen in eine Sprechanlage. Die Torflügel öffneten sich.
Ich fuhr eine gewundene Straße zu einem weiteren Tor, wo neben der Sprechanlage ein schmiedeeisernes Schild mit Noccias Hausnummer stand. Del Rio klingelte, dann wurde uns auch hier Einlass gewährt.
Als ich den Gang wieder einlegte, hörte ich fast gleichzeitig tosendes Wasser unter mir. Wir fuhren über eine Brücke, die über einen künstlichen Fluss gespannt war, vorbei an Tennisplätzen und Ställen, bis wir den Vorhof eines Hauses im spanischen Stil erreichten, dessen Front mit beleuchteten Palmen gesäumt war.
Kaum zu glauben, dass diese überkandidelte Oase auf trockenem Sand gebaut war. Doch genau das war hier der Fall.
Ein Mann in Jeans und rotem Hemd mit offenem Kragen öffnete die massive Haustür, führte uns in die Eingangshalle und verlangte, dass wir die Hände an die Wand legten. Er nahm uns die Waffen ab und filzte uns auf Abhörgeräte.
Del Rios Gesicht verfinsterte sich. Seine Wut schien ihn wieder zu übermannen, doch ich warf ihm einen warnenden Blick zu.
»Hier entlang«, wies uns der Köter im roten Hemd an und führte uns durch eine Reihe Torbogen und hohe Räume und vorbei an Billard spielenden Wichtigtuern bis zu einem herrlichen Zimmer, hinter dessen Terrassentüren der Pool lag.
Carmine Noccia saß in einem Sessel vor dem Kamin und las ein Buch. Er war von mittlerer Statur, und obwohl er erst sechsundvierzig war, wurde sein Haar bereits grau. Er trug einen grauen Seidenpullover und eine Stoffhose. Der lässige Stil konnte über den hervorragenden Stoff und den perfekten Schnitt nicht hinwegtäuschen. Ganz ohne Zweifel sah er aus wie der reiche Mafiaboss, der Sprössling der letzten bedeutenden Mafiafamilie an der Westküste, der Mann, der wöchentlich mehrere Millionen illegale Dollar einnahm.
Ich wusste ziemlich viel über Carmine Noccia. Er hatte seinen Abschluss in Stanford mit Auszeichnung und seinen Master in Marketing an der UCLA bestanden. Anschließend hatte er sich seinem Vater gegenüber bewährt und während der vergangenen zehn Jahre für das Familienunternehmen den Bereich Prostitution und wahrscheinlich auch Drogen geleitet. Nie hatte man ihm einen Mord anhängen können, auch wenn einige Prostituierte in Müllcontainern gefunden worden waren. Ein Mittelsmann, der Mädchen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken importiert hatte, war verschwunden. Und meine und Del Rios Waffen lagen auf einer antiken Kommode in der Eingangshalle.
Sobald wir eintraten, erhob sich Noccia und schob seine Hände in die Taschen. Er bat uns, Platz zu nehmen. Wir ließen uns auf ein Ledersofa fallen.
»Haben Sie das Geld mitgebracht, um Ihren Bruder auszulösen?«, fragte Noccia. »Ich hoffe. Andernfalls ist das hier reine Zeitverschwendung.«
Ich klopfte auf eine meiner Jackentaschen. »Ich benötige Ihre Hilfe in einer anderen Sache. Jemand hat Shelby Cushman getötet. Es sieht nach einem Profimord aus, davon jedenfalls geht das LAPD aus. Wenn Sie wissen, wer sie erschossen hat, würde ich es gerne erfahren. Sie war eine Freundin von mir.«
Während ich sprach, stand Del Rio auf und ging im Zimmer umher, betrachtete die Fotos und die Gewehre an den Wänden. »Reiten Sie diese Pferde da draußen in den Ställen?«, fragte er Noccia.
Noccia folgte Del Rio mit seinem Blick. »Ich weiß nicht, wer Shelby getötet hat. Ich kann Ihnen aber sagen, dass wir sie mochten. Sie war eine gute Mitarbeiterin. Sehr clever, sehr lustig.«
Ich nahm den dünnen Umschlag aus meiner Tasche und reichte ihn Noccia. Er öffnete ihn. Darin befand sich ein auf sechshunderttausend Dollar ausgestellter Scheck.
Tommys Wettschulden waren bezahlt.
»Ich gebe das an die entsprechenden Leute weiter.« Noccia legte den Umschlag in das Buch, das er las. Hoffnung wagen. Interessant. War er für oder gegen
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