Die Spur der Tar-Aiym - Foster, A: Spur der Tar-Aiym - Flinx Transcendent
dass die Neuankömmlinge in ein oder zwei Tagen wieder entlassen werden würden.
Doch genau diese Zeitspanne war es auch, die die Mitglieder des Ordens zur Weißglut trieb. Wenn sie nicht rasch ihre Handlungsfreiheit zurückgewännen, wäre der wichtigste Grund dafür, dass sie wieder frei sein wollten, von dieser Welt verschwunden.
Niemand hätte sich vorstellen können, dass der Rechtsanwalt, der zu einer Unterredung mit dem Sprecher und dem alten Mann ins Gefängnis kam, versuchen würde, Waffen mit hineinzuschmuggeln. Damit hätte er sich nicht nur einer Straftat schuldig gemacht, wofür er belangt werden würde, sondern er hätte auch automatisch und auf Dauer seine Berufszulassung verloren. Was die Personen, die das Vollzugssystem auf Nur entwickelt hatten, nicht vorhersehen konnten, war die völlige Hingabe der Mitglieder des Ordens von Null an ihren Glauben und die Tatsache, dass ihr gesetzlicher Vertreter diesen mit ebenso großem Eifer ausübte wie jene, die er verteidigen sollte. Die Mitglieder jeder Organisation, die den Tod herbeiführen wollte, verspürten so gut wie keine Angst vor der Strafverfolgung und nutzten das bestehende Rechtssystem so gut sie konnten, um ihre eigenen extremen Bedürfnisse voranzutreiben.
Daher gelang es dem Rechtsberater, eine Hand voll einfacher Waffen für ein halbes Dutzend seiner Glaubensbrüder und -schwestern in die Anstalt zu schmuggeln und sie hinauszuführen, während sich die unbewaffneten Ordensmitglieder opferten, um die Verfolgung zu verzögern und die Flucht der Sieben zu ermöglichen. Wenn man bedachte, wie kurzfristig die Flucht organisiert worden war, so verlief sie doch beachtlich reibungslos. Das lag jedoch vor allem daran, dass kein Polizist, der auch nur marginale Einsichten in das Verhalten von Kriminellen besaß, mit einem gewalttätigen Gefängnisausbruch von Insassen gerechnet hätte, die ohnehin nur für zwei oder drei Tage festgesetzt worden waren. Wer, der bei klarem Verstand war, würde es riskieren, zu einer Gefängnisstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt zu werden, nur um einige harmlose Nächte in Gefangenschaft zu vermeiden?
Allerdings waren die Behörden irrtümlich davon ausgegangen, dass die Mitglieder des Ordens von Null bei klarem Verstand wären.
Als die benommenen Polizisten bekannt gaben, dass sich sechs bis dato harmlos wirkende Kurzzeitinhaftierte und ihr Rechtsanwalt den Weg aus dem Gefängnis freigeschossen hatten, waren die Entflohenen mit dem Skimmer des Anwalts bereits ins Zentrum von Sphene geflogen. Die Stadt beherbergte zwar keine großen Industrieanlagen, aber es gab dennoch einige Geschäftsviertel, in denen so viel Verkehr herrschte, dass sie darin untertauchen konnten. Das gelang den Flüchtlingen jedoch nur kurzzeitig. Nachdem sie vermutlich einen beachtlichen Teil ihrer zukünftigen Freiheit für die Möglichkeit, sofort fliehen zu können, geopfert hatten, waren sie nicht gewillt, das bisschen Zeit, das ihnen zur Verfügung stand, zu vergeuden.
Ihr Rechtsanwalt hatte nicht auf eigene Faust gehandelt. Neben jenen, die ihm beim Gefängnisausbruch geholfen hatten, gab es weitere, die bei einem alten Lagerhaus warteten, das den Skimmer in sich aufnahm.
Sobald sie im Inneren sicher und außer Sicht waren, handelten der Sprecher, der alte Mann und die anderen vier hochrangigen Ordensmitglieder, die aus der Inhaftierungsanstalt geflohen waren, schnell.
»Ich glaube, Sie haben etwas für uns, Gefährtin Delahare?«
Die irgendwie altbacken wirkende Frau mittleren Alters, die der Sprecher angesprochen hatte, besaß das Aussehen und das Auftreten einer zufriedenen Hausfrau, deren Tage mit dem Aufziehen des Nachwuchses im Teenageralter, dem Austausch von außerweltlichen Rezepten mit Freundinnen aus der Nachbarschaft und dem Aufrechterhalten der Sauberkeit und Ordnung ihres Haushalts ausgefüllt waren. Tatsächlich tat sie auch all das - und noch viel mehr. Zu dem »mehr« gehörte ihr Hang zu Sprengstoffen, mit denen sie erstaunlich gut umgehen konnte. Das Paket, das sie dem Sprecher überreichte, war gerade mal groß genug, um ein Paar Schuhe in sich aufzunehmen.
»Ich habe die ganze Nacht und den heutigen Morgen daran gearbeitet, seit die Anfrage über die üblichen Kanäle kam, und es ist mir gelungen, das hier fertigzustellen.« In ihren Worten schwang unverkennbar Stolz auf ihre Leistung mit. Doch sie hätte auch genauso gut über die Zubereitung ihres Lieblingsrezepts reden können. »Ich hoffe, es erfüllt
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