Die Spur der verlorenen Kinder
getötet, wegen eines Mädchens. Sie schlief sowohl mit Billy als auch mit dem Mörder.«
»Der Mörder ist also in Billys Alter?«
Sie wusste es nicht. »Er schien zugleich älter und jünger zu sein.« Mira runzelte die Stirn. »Das Mädchen. Sie ist ein Hingucker. Eve? Eva? So etwas.«
»Das ist Eva Wheaton.« Er schien überrascht zu sein, dass er neben ihr auf dem Boden lag, und stand schnell auf, dann half er ihr hoch.
»Sie war seine Freundin?«
»In dieser Gegend bilden diese reichen jungen Leute aus dem Norden den Sommer über Allianzen, die nur hier gelten. Wenn sie nach Hause zurückkehren …« Er zuckte mit den Achseln. »Egal. So eine Art Freundin war sie jedenfalls.«
»Weiß sie, dass Billy tot ist?«
»Nein. Im Moment wissen es nur seine Familie und die Verwandten. Seine Eltern haben uns eine Liste seiner Freunde gegeben, die überprüfen wir gerade.«
»Ich würde die Frau gerne sehen, Joe. Ist es möglich?«
»Schaffen Sie das?«
»Definitiv.«
»Toll. Gehen wir.«
Fontaine sprach kurz mit einem der Polizisten, die vorn standen, und er stieg aus, gab Fontaine die Schlüssel zu seinem Wagen, und sie fuhren los. »Wenn dieser Typ jung ist, warum hatte er dann einen Stock?«, fragte Fontaine.
»Er wollte harmlos wirken. Ungefährlich erscheinen. Er hat noch andere solche Hilfsmittel.«
»Er hat das schon mal getan?«
Vorsicht. »Ich weiß nicht, ob er schon getötet hat, aber ich glaube, er hat andere Dinge getan, bei denen er ähnliche Hilfsmittel einsetzte.«
Sie fuhren schweigend weiter.
Das Tor zu Wheatons Grundstück stand offen, und Fontaine fuhr hinein, er hielt hinter einem weißen Mercedes. Das Haus war das einzige in der Straße, das auf Betonpfeilern stand, so wie es in naher Zukunft Standard sein würde. Ein Teil des Bereichs unter dem Haus war mit Fliegengitter zu einer Terrasse abgeteilt worden, der Rest sah aus, als wäre es ein Lagerraum. Der Garten war wunderbar, ein Stückchen Sandstrand und tropische Pflanzen mit einem privaten Steg und einem Kanal, der zur Lagune führte, die man vom Haus aus sehen konnte.
»Das war sicher nicht billig«, murmelte Fontaine.
»Was machen die Eltern?«
»Sie sind Wissenschaftler oben in Massachusetts, sie kommen im Sommer und in den Ferien hierher.«
Als er die Fliegengittertür für sie offen hielt, empfand sie augenblicklich eine Unsicherheit, sie wollte …
Lauf, versteck dich, bevor es zu spät ist.
Aber es war schon zu spät. Fontaine hatte geklingelt, und eine hübsche Frau in einer engen Caprihose – 1968 Pedal Pusher genannt – und einem ärmellosen Hemd, das sie vorne, in der Taille, verknotet hatte, schaute sie durch das Fliegengitter an. Ihre Locken waren hellblond und fielen bis auf ihre Schultern.
»Mrs Wheaton?«
»Ja, ich bin Katherine Wheaton.«
»Ma’am, ich bin Sheriff Fontaine. Ist Eva zu Hause?«
»Sie schläft noch.« Sie öffnete die Fliegengittertür und trat hinaus auf den Treppenabsatz, die Arme vor der Brust verschränkt. »Worum geht es?« Ihre dunklen Augen huschten zu Mira, dann zurück zu Fontaine. »Ist ihre Tochter mit Billy Macon ausgegangen?«
»Genau genommen ist sie meine Stieftochter, und: Ja, sie ist mit Bill ausgegangen, warum?«
»Er wurde letzte Nacht ermordet, Ma’am, und wir würden Eva gern einige Fragen stellen.«
»Ermordet?« Sie schlug ihre Hand vor den Mund, und ihr Blick füllte sich mit dem Entsetzen, das alle anständigen Menschen empfanden, wenn ein Mord praktisch im eigenen Garten geschah. »Aber … aber … Eva weiß nichts darüber.«
»Das sage ich auch nicht, Ma’am. Wir möchten bloß gern mit ihr sprechen. Vielleicht weiß sie etwas über Billys Leben, das uns weiterbringt.«
»Ja. Natürlich.« Das Entsetzen flaute ab. »Kommen Sie herein, bitte.«
Miras Unsicherheit nahm zu, während sie und Fontaine Katherine Wheaton nach oben in ein geräumiges Wohnzimmer folgten. Sie bat sie, sich zu setzen, und sagte, sie würde Eva wecken. Mira war zu unruhig und besorgt, um sich zu setzen. Sie ging im Zimmer umher, berührte aber nichts, sah sich nur um. Sie blieb vor einer Reihe Familienfotos stehen. Mom, Dad, Eva und ein junger Mann, der vermutlich ihr Bruder war.
Etwas an dem jungen Mann fiel ihr auf. Sie beugte sich vor. Seine Augen? Waren die es? »Sie kommt in ein paar Minuten runter«, sagte Mrs Wheaton, als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte.
»Ist ihr Sohn zu Hause? Mit dem würden wir auch gern sprechen«, sagte Mira.
»Er ist in der Lagune angeln. Er
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