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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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Datum der Zeitung sprach dafür: 12. Juni 1968. Sie schlug die Zeitung zu und rief nach Jake. »Hören Sie, das wird jetzt wie eine komische Frage klingen«, sagte sie.
    Er lachte. »Hey, ich krieg den ganzen Tag komische Fragen gestellt. Schießen Sie los.«
    »Ist all das ein Trick?«
    Er runzelte die Stirn. »Alles was?«
    »Das.« Sie breitete die Arme aus. »Die Bar, die Deko, die Musik …« Sie schob ihm die Zeitung hin. »Das.«
    »Was meinen Sie mit Trick?«
    »Ein Witz. Ein Scherz. Wie für eine Realityshow.«
    »Was ist eine Realityshow?«
    » Survivor. Wie Survivor.
    »Davon habe ich noch nie gehört.«
    Okay, er hat also die letzten paar Jahre hinter dem Mond verbracht. Ihr Puls schlug schnell und aggressiv in ihrem Hals. »Was haben wir heute für ein Datum, Jake?«
    »Den 12. Juni.«
    »Welches Jahr?«
    »1968.«
    Sie lachte. »Ja, klar.«
    Mira deutete auf einen kleinen Fernseher, der auf einem Regal in einer Ecke hinter der Bar stand. »Können Sie den Fernseher anmachen?«
    »Klar, aber es läuft nichts.«
    »CNN läuft immer.«
    »Was ist CNN?«
    Scheiße, ich schrei gleich. Ich flippe gleich aus. »Machen Sie ihn einfach an, Jake. Bitte.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Klar. Aber wir kriegen kaum Miami.«
    Er schaltete den kleinen Fernseher ein. Schnee füllte den Bildschirm. Er schlug mit der Faust seitlich dagegen, dann griff er hinter den Fernseher und zog eine Zimmerantenne hervor, so ein Ding hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie drei gewesen war. Die Zimmerantenne half dem Empfang auch nicht. Alarmiert drehte sich Mira um, sie betrachtete die Gäste der Bar, die Typen am Billardtisch, die große, dünne Frau an der Jukebox, zwischen deren Fingern eine Zigarette brannte. Die gehören vielleicht auch dazu. Doch die zwei Männer, die jetzt in die Bar kamen, konnten nicht auch darin eingeweiht sein, oder?
    Mira eilte auf sie zu, obwohl sie auch nicht wirklich genau wusste, was es eigentlich war. »Entschuldigen Sie«, sagte sie zu dem Mann, der näher stand. Lange Haare, Tätowierungen, und wenn er grinste, blitzte ein Goldzahn. »Was haben wir für ein Datum?«
    »Das Datum? Ich weiß nicht. Irgendwas im Juni.«
    »12. Juni«, sagte sein Kumpel. »Ja, Mittwoch, 12. Juni.«
    »Welches Jahr?«, fragte sie.
    Die beiden Männer lachten. »Hey, hast du noch was von dem Kraut, das du geraucht hast?«, fragte der Erste von beiden. »Es ist 1968«.
    Sie gingen weiter, sie lachten immer noch, und Mira stand einfach da, ihr Körper drohte in sich selbst zusammenzusacken, ihre Knie waren so weich, dass sie nicht wusste, ob sie noch gehen konnte, in ihrem Kopf dröhnte es. Es gelang ihr, sich von der Tür abzuwenden, dann sackte sie auf einen der Barhocker.
    »Alles okay, Schätzchen?«, fragte eine Kellnerin, die an ihrem Tisch vorbeiging, ein Tablett auf einer Hand.
    »Bitte«, fragte Mira mit gepresster, verzweifelter Stimme. »Welches Datum haben wir? Welches Jahr?«
    »12. Juni 1968, Schätzchen. Sag mal, kann ich dir etwas Kaltes zu trinken holen? Die Hitze draußen ist die Hölle.«
    Mira kniff die Augen zusammen. Das kann nicht sein. Unmöglich. Auf keinen Fall.
    »Wollen Sie immer noch mitfahren? Und Frühstück?«
    Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sah Jake an, der jetzt neben ihrem Barhocker stand und rauchte. »Darf ich mal Ihren Führerschein sehen, Jake?«
    »Meinen Führerschein? Klar.« Er zog ihn aus seiner Geldbörse. »Aber warum?«
    »Weil Sie aussehen, aus wären Sie Anfang dreißig.«
    »Zweiunddreißig. Und?«
    »Und wann wurden Sie geboren?«
    »1936.«
    »Dann wären Sie jetzt sechsundsechzig Jahre alt.«
    Das schien ihn zu amüsieren. »Nicht so, wie ich rechnen gelernt habe, aber sehen Sie selbst.« Er reichte ihr seinen Führerschein, und da stand, direkt neben seinem Namen, Jake Romano, sein Geburtsdatum: 13.05.1936.
    »Mein Gott«, flüsterte sie. »Es stimmt.«
    RFK war seit einer Woche tot. Die vier Beatles waren nicht nur noch alle am Leben, sondern traten noch gemeinsam auf.
    In Vietnam war Krieg.
    In zwei Monaten würde die Democratic National Convention in Chicago stattfinden.
    Easy Rider würde erst nächstes Jahr ins Kino kommen.
    Ken Kesey, Janis Joplin und Jimi Hendrix waren noch am Leben.
    Nächsten Sommer würde Neil Armstrong auf dem Mond spazieren gehen.
    Die Gleichberechtigungsgesetze würden erst in vier Jahren erlassen werden.
    Die Rassentrennung würde erst im nächsten Jahr enden, mit dem Urteil des Obersten Gerichtshofes.
    Watergate hatte

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