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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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nie Scheiße oder verdammt oder fuck. Er dreht durch, wenn er das F-Wort hört. Ich sage es jetzt oft vor ihm, ich hoffe, dass er durchknallt, dass er mir eine Entschuldigung liefert, ihm eine in die Fresse zu hauen. Aber ich bin mittlerweile so groß wie er und viel stärker. Ich trainiere, ich laufe. Wenn ich fuck sage, weiß er nicht mehr, was er machen soll.«
    Das war alles durcheinander. Erst erzählte er ihr, dass Peter gar nicht so ein schlechter Kerl sei, bloß ein bisschen komisch im Kopf, und jetzt beschrieb er ein Monster. »Ist er ein Kannibale, wie Lecter? Ist er so schlimm?«
    »Wer ist Lecter?«
    »Anthony Hopkins.« Oder war es Perkins? Nein, das war Psycho. Aber sie konnte sich nicht an den Namen des Films erinnern, in dem Hopkins gewesen war. Das war schlecht. Das war echt übel. Sie erinnerte sich noch ganz genau, dass sie, ihre Mutter, Shep und Nadine den Film zusammen gesehen hatten, auf Video, zu Hause. Sie erinnerte sich, dass ihre Beinahefreundin Nicky bei ihr übernachtet hatte, und deren Mutter ließ sie keine Filme sehen, die erst ab sechzeht freigegeben waren, was sie allerdings erst erwähnte, als der Film zu Ende war. Aber sie konnte sich nicht an den Titel des blöden Film erinnern.
    »Hör mal, ich habe hohes Fieber«, sagte sie zu Brad Pitt. »Es frisst meine Erinnerungen.«
    »Das liegt wahrscheinlich am Korridor, nicht an deinem Fieber. Petes Gedächtnis ist durch den Korridor ziemlich im Eimer.«
    »Was ist der Korridor?«
    Brad Pitt drückte ihr noch einmal den kühlen Lappen auf die Stirn, gab ihr einen Schluck Wasser. »Ich erzähle es dir später.«
    »Ich brauche einen Arzt. Ich glaube, ich brauche wirklich einen Arzt.«
    »Hör mal, wenn es dir nicht bald besser geht, dann holt er Lydia. Sie ist besser als jeder Arzt. Sie hat Medizin. Sie hat mich gerettet. Sie kann dich auch retten, wenn du nimmst, was sie dir gibt. Ich lasse dir eine Schüssel neben dem Sofa stehen, falls dir wieder schlecht wird. Das Bad ist dort rechts. Folg einfach seinen Regeln, dann ist alles in Ordnung. Aber sag ihm nicht, dass ich dir all das gesagt habe, okay?«
    Okayokayokay …
    Annie stürzte in das Echo des Wortes und krabbelte plötzlich wieder auf dem Boden herum, mit ihrem Daddy, ihrer Mami, ihrer Nadine.
    Als sie wieder zu sich kam, beugte sich Brad Pitt über sie, er wischte ihr wieder mit dem kühlen Tuch über die Stirn, und ein Hund leckte ihr Gesicht. War das Teil ihres Traums? Es schmerzte, die Augen zu öffnen, sich zu bewegen, aber sie tat beides, sie streckte den Arm aus, ihre Finger fuhren durch den seidigen Pelz. Das ist echt. Der Hund hechelte und leckte ihr wieder das Gesicht.
    »Das ist Sunny«, sagte Brad Pitt. »Ich schätze, sie ist etwa sechs. Ich habe sie ungefähr zwei Jahre, nachdem Pete mich durch den Korridor geholt hat, auf dem Weg von der Schule nach Hause am Straßenrand gefunden. Seitdem gehören wir zusammen. Wir beschützen einander. Sie wird dich beschützen, während du hier drin bist.«
    »Beschützen«, murmelte sie und klopfte auf das Sofa, sie lud den Hund ein, zu ihr hochzukommen.
    Die Hündin sprang aufs Sofa und legte sich neben sie. Annie fuhr mit den Fingern durch ihr seidiges Fell.
    Brad Pitt redete jetzt wieder, und sie zwang sich zuzuhören. Immerhin sprach Brad Pitt nicht jeden Tag mit normalen Sterblichen. »Erzähl mir von deinem Leben«, sagte er.
    »Scheiße.«
    »Warum?«
    »Mom. Sieht Sachen. Will Shep nicht heiraten.«
    »Was sieht sie? Und wer ist Shep?«
    Zu kompliziert. Und sie war zu müde. Annie drehte sich auf die Seite, ihre Finger ruhten im seidigen Fell der Hündin.
    »Wer hat die Wahl gewonnen?«, fragte er.
    Hä? Sie zwang ihre Augen auf. »Wovon redest du?«
    »Die Präsidentenwahl in 2000? Wer hat gewonnen? Pete hat sich geweigert, es mir zu sagen.«
    Oh. Jetzt begriff sie. Er war in Argentinien und drehte im Jahr 2000 diesen Film über den Dalai Lama. Klar. Sie kicherte. »Klar.«
    »Wer ist Präsident?«
    »Bush.«
    » Bush? Große Scheiße.«
    »Oberster Gerichtshof«, sagte sie.
    »Was soll das heißen? Hier, nimm noch einen Schluck Wasser. Du musst viel trinken.«
    Sie hatten doch auch CNN in Argentinien, oder nicht? Vielleicht hatten sie während der Wahl einen Film auf dem Mond gedreht. Sie nippte. Ihr Hals tat weh. Jetzt sah sie zwei Brad Pitts, doppelter Spaß, doppelte Freude, oh Scheiße, ihr wurde schlecht. »Ich brauche Papaya, Brad.«
    »Ich besorg dir welche. Erzähl mir, was das heißen soll, das mit dem

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