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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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wiederholte Sheppard.
    »Ja, was glaubst du, wie viele private Ställe es auf und um Key West gibt?«
    »Bloß diesen einen.«
    »Wie viel ist sie noch einmal wert?«, fragte Goot.
    »Aktuell weiß ich es nicht. Aber fünfzig Jahre lang waren die Leniers die größten Zitrusfarmer im Staat. Ende der Achtziger haben sie für etwa achtzig Millionen an irgend so eine Firmengruppe verkauft. Sie hat vor fünf Jahren wieder geheiratet, einen Typen namens Steven Nymes. Sein Nettowert ist noch größer als ihrer. Er war ein Kindheitsfreund. Sommer auf dem Vinyard und in Europa, du weißt schon, das ganze Zeug, von dem F. Scott geschrieben hat.«
    »Scheiße, Mann, ich muss nicht Fitzgerald lesen, um zu wissen, dass die Superreichen und ich nichts gemeinsam haben.«
    Ein merkwürdiger Hunger zeichnete sich auf Goots Gesicht ab, als er sich umsah, es war ein üppiges Privatparadies aus Obstbäumen, Banyans, Pinien und Palmen, das Gras hatte die Farbe von Oz. Bougainvillearanken kletterten die dicken Stämme der Banyans hoch und breiteten sich auf dem weißen Zaun aus, der einen Swimmingpool umgab. Sheppard erhaschte durch die Bäume einen Blick auf das Haus, ein zweistöckiger Bau mit großen Panoramafenstern.
    Sheppard nahm die erste links und folgte einer gewundenen unbefestigten Straße zwischen den Bäumen hindurch. Süße Luft drang durch die offenen Fenster. Sie fühlte sich an wie der Kuss des Geldes auf seiner Wange. Auf dieser Insel gab es wirklich jede Menge Kohle, doch Sheppard vermutete, dass nicht viele Bewohner in dieser Liga spielten.
    »Übrigens, Dillard ist hier«, sagte Sheppard. »Wir sollen uns um sechs mit ihm im Hilltop Inn treffen.«
    »Scheiße, das heißt Abendessen. Mir ist gar nicht danach, mit diesem Arschloch das Brot zu brechen.«
    »Wir erzählen ihm ein bisschen was, aber möglichst nichts über die Ermittlungen. Einverstanden?«
    »Absolut.«
    Fünfhundert Meter weiter später parkte Sheppard zwischen zwei Elektrowagen vor einem aus Beton errichteten Stallgebäude, das ungefähr so groß war wie sein Haus. Dahinter befanden sich umzäunte Koppeln, auf denen Pferde grasten.
    Goot pfiff leise. »Warum sollte Wheaton das alles zurücklassen?«
    »Die Ehe war Mist?«
    »Komm schon, wenn es um so viel Geld geht, Amigo, dann kriegt man das hin. Erstaunlich, dass er ihr bloß eine halbe Million gestohlen hat.«
    Als sie ausstiegen, beobachtete sie ein makellos gekleideter Mann in Reitsachen, der in dem großen, geschwungenen Tor des Stalls stand und mit seiner Reitgerte in seine offene Hand tippte. Er stank nach Privatschule und Elite-Uni, und als er sprach, zeigte sein Ton, dass Sheppard und Goot für ihn auf einer Höhe mit dem Hauspersonal rangierten.
    »Ich gehe davon aus, Sie sind vom FBI?«
    »Sie sind Steven Nymes?«
    »Ja.«
    »Ich bin Agent Sheppard, das ist Agent Gutierrez.«
    »Ich dachte, diese Angelegenheit mit Wheaton wäre seit Jahren erledigt.«
    Interessante Wortwahl, dachte Sheppard. »Nichts hat sich erledigt, Mr Nymes. Der Fall ist immer noch offen, und es haben sich neue Informationen ergeben.«
    »Was denn?«
    »Darüber würden wir gerne mit Ihrer Frau sprechen«, sagte Goot.
    Er starrte seine königliche Nase entlang zu ihnen herunter. »Die darüber mit mir sprechen wird, Gentlemen.«
    Sheppard hatte keine Lust auf diesen Wichser. »Wir finden sie auch allein.« Er marschierte an Nymes vorbei, der entgeistert darüber war, dass das Hauspersonal es wagte, derart frech zu werden, und Goot kam hinter ihm her.
    »Sie ist in ihrem Büro«, rief Nymes ihnen nach.
    »Blöder Kontrollfreak«, murmelte Goot.
    Sheppard schnupperte – er nahm den intensiven Gestank von Pferdedung wahr, den süßeren Duft von Heu und noch etwas anderes, das sich wie ein Sturm durch die anderen Düfte zog, ein Geruch, den er nicht recht identifizieren konnte. Aber als sie das Büro betraten, wurde klar: Es war Julia Leniers Parfum, und es roch teuer.
    Sie war ein Hingucker, eine echte Blondine mit der Haut eines Engels und einem Körper, von dem man träumte, wenn das Testosteron zunahm. Sie telefonierte und deutete auf die Stühle vor ihrem Schreibtisch. Sheppard und Goot warfen einander einen Blick zu, sie kannten das Manöver beide. Sie hatten es selbst schon genutzt. Die Person hinter dem Schreibtisch hatte die Macht. Sie blieben beide stehen. Goot tigerte ruhelos durch das Büro, er inspizierte Fotos, Plaketten, das ganze Pferde-Zeug. Sheppard betrachtete die Frau und fasste sie in einem einzigen

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