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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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saß wegen eines bewaffneten Raubüberfalls.
    Und dann war da noch Annie. Entführt vor zwei Tagen auf Little Horse Key. Familie? Auf jeden Fall ungewöhnlich, verglichen mit dem Durchschnitt. Vater ermordet, als sie drei war. Sie lebte mit ihrer Mutter und Urgroßmutter zusammen, beide Medien. Sie floh nach dem Fall in Lauderdale vor der Publicity.
    Sheppard griff nach dem Aufnahmegerät auf dem Beifahrersitz und schaltete es ein. »Was alle diese Entführungen verbindet, sind dysfunktionale oder ungewöhnliche Familien. Missbrauch, Alkoholismus, Geisteskrankheiten, religiöser Fanatismus, das Unheimliche der Santeria, übersinnliche Fähigkeiten und untypische Familienstrukturen. Sieht er sich als Retter? Glaubt er, sie zu befreien? Ist es das, du verdammtes Arschloch? Und was dann? Was tust du danach mit ihnen?«
    Denk nicht darüber nach.
    Aber er hatte schon dreihundertmal darüber nachgedacht, er spekulierte über die endlosen, entsetzlichen Möglichkeiten. Folter. Pädophilie. Perversionen.
    »Wheaton hat nie ein Lösegeld gefordert. Offensichtlich beobachtet er die Kinder eine Weile, er informiert sich über ihre Familien, ihre Gewohnheiten und Abläufe. Annies Entführung war die erste, bei der er ein Kind in Anwesenheit eines Erwachsenen entführt hat. Heißt das, dass er mutiger wird? Oder ist er verzweifelter? Im Pantello-Fall, als der Junge entführt wurde, während er draußen spielte, war die Mutter in der Nähe, aber im Haus. Man fand den Chloroformlappen bei allen Entführungen, außer bei der von Morgan Washington.«
    Sheppard schaltete das Aufnahmegerät aus und griff nach einem der gelben Notizblöcke, auf denen er Informationen über das schwarze Wasser festgehalten hatte. Passte es ins Bild? Und wenn ja, wie?
    Das erste dokumentierte Auftreten von schwarzem Wasser vor der Küste Floridas lag sechzig Jahre zurück, 1942, als es sich vor Pensacola an der Westgrenze des Staates bildete. Von da an bis 2003 hatte man achtzehn weitere Male gezählt. Aber es schien kein Muster zu geben, keine bestimmten Zeitabstände, keine vorherrschende Jahreszeit. Die Größe des Feldes variierte von einem Quadratkilometer bis zu knapp 2000 Quadratkilometern, dem größten Feld, das sich vor acht Monaten gebildet hatte. Auf der atlantischen Seite des Staates hatten sich nur zweimal Felder gebildet, 1989 vor Jacksonville und 2001 vor Fort Pierce. Im Westen reichten sie von Pensacola bis zu den Keys hinunter, wobei das Wasser um die Keys herum die häufigsten Formationen zeigte: 1952, 1962, 1964, 1968, 1983, 1994, 1997, 1999, 2003.
    Es beschäftigte ihn, dass bei den letzten vier Malen, wenn ein Feld sich in der Nähe der Keys gebildet hatte, jemand verschwunden war. 1994 Wheaton. 1997 war Everett entführt worden. 1999 hatte sich jemand Becky Sawyer gegriffen. Und dieses Jahr, mit bloß sechs Wochen Abstand, der Pantello-Junge und Annie.
    Es war, als begänne das Muster mit Wheatons Verschwinden 1994. Aber selbst wenn das stimmte, was hatten die schwarzen Wasserfelder damit zu tun? Zugegeben, niemand wusste, wo Wheaton steckte. Vielleicht war er auf See umgekommen, vielleicht machte er sich in Übersee ein tolles Leben mit der Kohle, der er seiner Exfrau gestohlen hatte. Aber sie hatten eine positive Identifikation für seine Anwesenheit an dem Strand, kurz nachdem Sheppard mit Mira gesprochen hatte, und sie hatten den Chloroformlappen gefunden, die einzige Verbindung zwischen den Entführungen. Wenn Sheppard richtig lag mit seiner Vermutung, dass Wheatons Motive etwas mit den Familienverhältnissen der Kinder zu tun hatten, dann musste er nah genug an den Keys leben, um in der Lage zu sein, die Kinder zu beobachten, zu studieren, ihr Leben zu erfassen.
    Und wenn er sie beobachtet hatte, dann musste ihn auch jemand erkannt haben. Es sei denn, er hatte sich irgendwie verkleidet.
    Doch nichts davon bildete eine Verbindung zu den Feldern.
    Sheppards Handy klingelte. Er schaute auf die angezeigte Nummer und überlegte, den Anruf nicht anzunehmen. Aber wenn er nicht ranging, würde der gnadenlose Leo Dillard einfach immer wieder anrufen, notfalls würde er sich an Goot wenden, um ihn zu erreichen.
    »Hey, Leo. Was läuft?«
    »Sieht so aus, als hättest du einen Serienentführer am Wickel.«
    Dillards Stimme beschwor augenblicklich sein Gesicht herauf, dick wie ein Vollmond mit einer schiefen Nase und einem Leberfleck vorne am Kinn, dazu immerhin volles weißes Haar, auf das er äußerst stolz war. Es war kein Geheimnis,

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