Die Spur der Woelfin
sie da spielte, aber das war ihr im Moment egal. Sie war sauer und fand,
dass sie ein Recht dazu hatte, es ihm auch zu zeigen.
In dem kalten Raum, dessen einziger Inhalt lediglich der Tisch und drei
eher praktisch zu nennende Stühle waren, die man um den Tisch gruppiert hatte,
fühlte Laura sich schnell unbehaglich. Nervös trommelte sie mit den Nägeln auf
die metallene Tischplatte, während sie immer wieder auf die große Uhr ihr
gegenüber starrte. Und sie zuckte erschreckt zusammen, als sich plötzlich eine
Hand auf die ihre legte.
»Entspann dich, Laura. Du bist nur die Zeugin und nicht die Verdächtige.«
Zumindest Patrick konnte anscheinend seinen Ärger kurzfristig zur Seite
schieben, überlegte sie säuerlich. Er
klang vollkommen gelassen, während sie noch immer aufgebracht über seine
hochherrschaftliche Anordnung war, was man ihr vermutlich nur allzu gut ansah.
Zumindest ließ sie das der Blick des Detectives glauben, als dieser den Raum
betrat. Überrascht und mindestens ebenso neugierig wechselte sein Blick
zwischen ihr und Patrick, der sich sofort erhob und Laura noch einen letzten
warnenden Blick zuwarf, ehe er den Raum verließ.
Detective Foley war ein Mann in den Fünfzigern mit einem leichten
Bauchansatz und wirren, roten Haaren. Und er nahm kein Blatt vor den Mund, wie
Laura genervt bemerkte. Nachdem er das Tonbandgerät aufgestellt und ihr die
Formalia erklärt hatte, kam er umgehend auf Patrick zu sprechen. Höfliche
Floskeln schienen dem Mann fremd. Zumindest gab er sich nicht mit ihnen ab, als
er umgehend auf Patrick zu sprechen kam. Augenscheinlich hatte ihr eisiges
Schweigen ihn aufmerksam werden lassen.
»Haben Sie sich gestritten?« Zur Unterstreichung seiner Worte nickte er
gen Tür, und Laura schnaubte.
»Heute Mittag«, erwiderte sie knapp und stützte den Kopf auf die Hand.
»Worum ging es denn?«
Kurz zögerte sie, doch dann gab sie sich einen Ruck. Wenn man schon log,
sollte man dabei doch wenigstens so dicht wie möglich bei der Wahrheit bleiben.
Zumindest hatte sie das so gelernt. »Er macht sich Sorgen, dass mir etwas
passieren könnte. Deshalb will er nicht, dass ich das Haus verlasse.«
Der Detective runzelte die Stirn. »In meinen Ohren klingt das doch eher
fürsorglich.«
Gereizt verzog sie die Lippen, zwang sich dann aber zu einem
unverbindlichen Lächeln. »Schon, aber ich habe mir noch nie gerne etwas
vorschreiben lassen, und er hat zudem schlicht den falschen Ton gewählt.
Deswegen haben wir uns in die Haare bekommen.«
»Woher kennen Sie Patrick Tremaine eigentlich?«, lenkte er urplötzlich
vom Thema ab, und Laura räusperte sich verlegen. Er sah sie nicht an, blätterte
stattdessen in einer Mappe, und sie spürte, wie ihr Puls zu rasen begann. Jetzt war es also so weit. Jetzt würde sie ihr schauspielerisches Talent
wohl unter Beweis stellen können.
»Wir haben uns in der vergangenen Woche kennen gelernt. Er hat
mitbekommen, wie mir meine Handtasche gestohlen wurde, und hat mir danach
angeboten, sein Telefon zu benutzen, um alles als gestohlen zu melden.«
Er nickte, ohne aufzusehen. Dieser Umstand musste ihm also schon bekannt
gewesen sein, und kurz flackerte erneute Wut auf, als ihr bewusst wurde, dass
auch sie nach Patricks Pfeife tanzte. »Und danach haben Sie sich wieder aus den
Augen verloren?«
Sie schüttelte den Kopf, was er ordnungsgemäß zu Protokoll nahm. »Er hat
mich danach ein paar Mal angerufen. Wir haben uns gut verstanden, hatten es
aber bisher nicht geschafft, miteinander auszugehen. Und gestern Abend ...«
Fast schon auf Kommando stellte sich das nervöse Zittern ihrer Hände wieder
ein, als sie an die Bilder des Abends dachte, und Foley goss ihr mit einem
mitfühlenden Blick ein Glas Wasser ein. Lächelnd bedankte sie sich.
»Warum haben Sie ausgerechnet ihn angerufen, Miss Petersen?«
Mit dieser Frage hatte sie gerechnet, und so war sie dementsprechend
vorbereitet. Mit einem Gesichtsausdruck, der besagte, dass sie sich darüber auch
nicht ganz im Klaren war, sah sie den Detective an. »Patrick Tremaine ist ein
Mann, der unbestreitbar Ruhe ausstrahlt. Vielleicht war das der Grund. Wirklich
nachgedacht habe ich in dem Moment allerdings nicht«, gestand sie und schenkte
dem Mann ein verlegenes Lächeln.
»Und die Haushälterin? Warum haben Sie die nicht angerufen?« Endlich hob
er den Kopf wieder und sah sie in teressiert an.
Laura hob die Schultern. »Sie kommt nur in der Woche und nicht am
Wochenende. An Tessa habe ich in dem
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