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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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ihr Rechtsbeistand ausgegeben
und hatte interveniert, wenn Foleys Fragen zu aufdringlich geworden waren.
    Diese wenigen Stunden waren die einzigen, in denen sie den eher
kindlichen Daniel von einer ganz anderen Seite erleben konnte. Er wirkte fast
schon erwachsen in seinem souveränen Verhalten und konnte damit selbst den
De-tective einschüchtern. Doch auch, wenn Daniel sie vor den Fragen der
Polizisten zu schützen versuchte, konnte er dennoch nicht verhindern, dass die
Erinnerungen, welche die beiden Befragungen heraufbeschworen, sie anschließend
um den Schlaf brachten.
    Und auch ihr Anruf bei Junes Schwester, Doreen, bei der Josh und Sandra
zunächst untergebracht worden waren, war nicht wirklich dazu geeignet gewesen,
sie von den Bildern der Toten zu befreien. Doreen war nervlich am Ende gewesen
und schlicht in Tränen ausgebrochen,
    als sie telefoniert hatten. June war ihre einzige
Schwester gewesen, und ihr Tod hatte die ohnehin schon
labile Frau vollends aus der Bahn geworfen.
    Laura hatte in der ganzen Woche kein weiteres Mal bei ihr angerufen, auch wenn Doreen sie darum gebeten
hatte. Sie hatte sich auch nicht die Kinder geben lassen, auch wenn diese nach ihr gefragt
hatten. Das hätte sie einfach nicht ertragen. Sobald die Polizei die Leichname
freigab, wäre die Beerdigung. Doreen hatte bereits alles in die Wege geleitet, und
mit ein bisschen Glück war sie dann wieder in der Lage , sich den
trauernden Angehörigen zu stellen. Bis dahin würde sie sich
ablenken müssen.
    Eigentlich hatte sie vorgehabt, an ihrer Hausarbeit
weiterzuschreiben. Doch schon sehr schnell hatte sie
feststellen müssen, dass sie im Augenblick nicht die Ruhe dazu besaß. Und so hatte sie sich
eine andere Beschäftigung ge sucht.
    Da sie es noch nie lange ausgehalten hatte, still zu sitzen und auf besseres Wetter zu warten, hatte sie das gemacht, was sie schon
von klein auf getan hatte: Sie hatte sich den Haushalt unter den Nagel gerissen. Wenn sie schon nicht für ihre Versorgung mit Geld aufkommen
durfte, da Patrick es strikt abgelehnt hatte, hatte sie eine andere Möglichkeit
finden müssen, um sich irgendwie erkenntlich zu zeigen. Und der Haushalt hatte
förmlich danach geschrien. Keiner der anwesenden Männer schien sich sonderlich
um den Zustand des Hauses zu scheren, nicht mal Patrick.
    Und als sie angefangen hatte, systematisch Zimmer für Zimmer von Staub,
Spinnenweben unter der Decke und dem überall anzutreffenden Chaos zu befreien,
hatte Daniel sich doch tatsächlich bemüßigt gefühlt, sie zu fragen, warum sie
die Sachen von links nach rechts trage. Das hatte ihm ein fliegendes Buch
eingetragen, was er ihr aber nicht weiter übel genommen hatte, da er, als
Jüngster der Bande, solche Dinge gewöhnt war. Insgesamt herrschte hier ein
etwas rüderer Ton, als sie es gewohnt war, wenn man mal von ihrem Vater absah.
Doch auch wenn sie ungehobelt waren, fehlte es ihnen dabei aber — mit Ausnahme
von Vince — nicht an Herzlichkeit. Laura konnte das anhand dreier blauer Flecke
beweisen, die sie allein in zwei Tagen kassiert hatte. Nachdem die Übrigen sie
kennen gelernt und anscheinend beschlossen hatten, ihr ihre Anwesenheit in
ihrem kleinen Reich nicht übel zu nehmen, hatten sie sie herzlichst bei sich
aufgenommen. Besonders nachdem sie auch das Kochen übernommen hatte. Sie
wusste, dass sie eine gute Köchin war, und alle im Haus wussten es nun auch —
selbst Vince, der zu den Mahlzeiten mit stoischer Miene am Tisch saß und
gleich, nachdem er fertig war, den Raum wieder verließ, sofern er nicht etwas
gefunden hatte, womit er auf ihren Nerven herumhacken konnte.
    »Ich kenne keine Frau, die nicht für Schokolade alles stehen und liegen
lassen würde«, hörte sie jemanden hinter ihrem Rücken sagen, gefolgt von einem
Kuss auf ihre Schulter. Und mit einem Kopfschütteln fuhr sie herum, grinste
dann aber zu Daniel auf, der mit einem siegessicheren Lächeln einen
Schokoriegel in die Höhe hielt. Sie versuchte, nach ihm zu greifen, doch er
lachte nur und hob ihn höher über seinen Kopf.
    »Nichts da. Lass mich meinen Bestechungsversuch ordentlich zu Ende
bringen.« Daniel war einunddreißig und sah somit als Einziger nicht jünger aus,
als er es in Wahrheit war. Dennoch benahm er sich, als wäre er höchstens
sechzehn. Er liebte es, sie aufzuziehen ... und mit ihr zu flirten, womit er
mit der Hälfte der hier Lebenden etwas gemein hatte. Sie war die erste Frau,
die dieses Haus jemals betreten hatte, Handwerkerinnen mal

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