Die Spur der Woelfin
Schmetterlinge im Bauch bezeichnete.
Vielleicht ein wenig, aber das hier war mehr. Und im ersten Moment war sie so
dermaßen überrascht, dass sie sogar vergaß zu atmen.
Allerdings hielt dieses Gefühl nicht an. Als sie spürte, wie seine freie
Hand in ihren Nacken glitt, um sie am Wegdrehen zu hindern, und seine Zunge zwischen
ihre Lippen schlüpfte, seufzte sie leise und schlang einen Arm um seinen Hals.
Ob er mit ihrer Abwehr gerechnet hatte, konnte sie nicht sagen, musste es aber
annehmen, denn als sie seinen Kuss erwiderte, spürte sie, wie er sich merklich
entspannte.
Schön, etwas Besseres fiel ihr nicht ein, um die Gefühle zu beschreiben,
die Patrick bei ihr auslöste. Er überfiel sie nicht damit. Sein Kuss war
genauso ruhig und vorsichtig wie er selbst. Er nahm sich nicht schlicht, was er
haben wollte, sondern brachte sie dazu, sich ihm aus eigenem Antrieb heraus zu
öffnen. Von ihm im Arm gehalten zu werden war erregend und beruhigend zugleich,
und so war sie schließlich vollkommen außer Atem, als sie zaghaft mit der
flachen Hand gegen seine Schulter drückte. Sofort beendete er den Kuss, ließ
sie aber nicht los. Und auch sie unternahm nichts, um sich aus seiner Umarmung
zu lösen.
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre«, wisperte sie mit
belegter Stimme und sah, wie das warme Leuchten in seinen Augen erlosch. Und
Laura spürte Enttäuschung, als er sie noch im selben Moment wieder losließ und
sich halb abwandte. Noch immer hatte sie das Gefühl, seine Lippen auf den ihren
zu spüren, und nervös biss sie sich auf die Unterlippe, um das Zittern zu
verbergen. Ihr Atem kam unregelmäßig, und ihr Puls raste, aber er schien nicht
zu bemerken, was er da eigentlich angerichtet hatte.
»Nein, das wäre es nicht«, hörte sie ihn nach einer Weile kühl sagen,
und als er sich ohne weiteren Kommentar und ohne sich auch nur nach ihr umzudrehen
wieder auf den Weg zurück machte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu
folgen.
Noch nie, nicht mal in ihrem ersten Semester an der Tulane, hatte sie
das Gefühl gehabt, dass eine Woche so schnell vergangen war wie diese eine, die
sie nun in Patricks Haus verbracht hatte. Aber plötzlich waren sieben Tage ins
Land gegangen. Eine Woche voller neuer Gesichter. Patrick, Daniel und mehr oder
weniger Vince hatte sie nun schon an ihrem ersten Tag kennen gelernt. Aber die
vergangene Woche war für sie die Gelegenheit, auch die sechs anderen zu
erleben, die zum Rudel gehörten. Rasselbande wäre wohl der bessere Ausdruck
dafür.
Mit zehn Personen, sie inbegriffen, war dieses Haus zwar noch bei weitem
nicht ausgelastet, aber wohin man auch trat, stolperte man förmlich über dessen
zeitweilige Bewohner. Mittlerweile begann sie sich sogar schon zu fragen, wie
sie es geschafft hatte, ihnen an ihrem ersten Tag hier nicht zu begegnen.
Selbst Daniel lungerte hier von morgens bis abends rum, hatte sich sogar Urlaub
genommen, damit er auch ja nichts verpasste, Von den Reportern nicht, die
beständig vor der Toreinfahrt lagerten, von den Polizisten nicht, die hier
zweimal aufgetaucht waren, und natürlich durfte er auch nicht fehlen, wenn sie
und Vince wieder einmal aneinander gerieten. Anscheinend genoss er die
dramatischen Blutspritzer auf dem Boden, wenn sie aufeinander trafen.
Laura hatte wirklich versucht, diesem ungehobelten Kerl aus dem Weg zu
gehen, der ihr bei jeder Gelegenheit das Leben schwer zu machen versuchte. Aber
wie Daniel
schon zu Beginn erwähnt hatte: Das war leider unmöglich. In der
Rangfolge des Rudels rangierte er direkt hinter Patrick, ein Beta, wie man ihr
erklärt hatte, und er machte sich einen Spaß daraus, genau diese Position ihr
gegenüber immer wieder auszuspielen. Er schüchterte sie ein, er reizte sie, bis
sie versucht war, ihm etwas Schweres an den Kopf zu werfen. Und er machte sich
über sie lustig, was fast noch schlimmer war als alles andere zusammen.
Sie hatte versucht zu vergessen, warum sie hier war. Hatte versucht,
nicht daran zu denken, wie sie June und Peter aufgefunden hatte. Doch hatte die
Polizei es ihr schwer gemacht. Zwei Mal war Foley noch mit weiteren Polizisten
im Schlepptau aufgetaucht, hatte sie mit Fragen bombardiert, bis sie geglaubt
hatte, selbst bei dem Mord anwesend gewesen zu sein. Er hatte sie in die Ecke
gedrängt, hatte sie wieder und wieder nach ihrem Verhältnis zu ihren
Arbeitgebern befragt, bis sie schließlich froh gewesen war, Daniel an ihrer
Seite zu haben. Er hatte sich von Anfang an als
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