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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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etwas
gemeinsam hatten: Sie sahen die gleichen Filme. Und noch immer konnte sie sich
an den entgeisterten Blick des Kassierers erinnern. Ob er sie für ein Pärchen
gehalten hatte, das sich einen netten Abend machen wollte, konnte sie nicht
sagen, zumindest aber musste sie es glauben, denn sein Blick hatte ständig
verwirrt vom einen zum anderen gewechselt, während er die drei Horrorfilme
eingescannt hatte.
    Den ersten Film hatten sie noch komplett gesehen. Doch auch die Gewaltfreudigkeit
des zweiten hatte nicht vor dem Einschlafen geschützt. Vince und sie hatten
zusammen auf ihrem Bett gesessen, später gelegen, und als Laura gegen zwei Uhr
wieder aufgewacht war, hatte er noch immer tief und fest geschlafen, und der
DVD-Player war in Stand-by gegangen.
    Zu ihren besten Zeiten hatten sie schon zu dritt in ihrem selbst
gezimmerten Podest-Bett geschlafen. Doch Vince dort hegen zu sehen, kam ihr
seltsam vor, auch wenn er nicht der erste Mann wäre, mit dem sie in einem Bett
geschlafen hatte. Aber sie hatte es nicht über sich gebracht, ihn zu wecken und
ins Gästezimmer zu scheuchen. Also hatte sie einfach den Fernseher ausgestellt
und es sich wieder neben ihm gemütlich gemacht.
    Vince hatte immer noch geschlafen, als sie am nächsten Morgen wieder
aufgewacht war. Und so war sie leise aufgestanden, hatte sich geduscht und sich
anschließend ihr altes Fahrrad geschnappt und war zum Bäcker gefahren. Nachdem
die Situation in ihrem Elternhaus so unhaltbar geworden war, hatte sie sich
einen gebrauchten Kühlschrank gekauft, damit sie auch in ihrem Zimmer essen
konnte, ohne dass sie dabei Gefahr lief, ihrem Vater über den Weg zu laufen.
Und da sie nicht vorhatte, etwas an diesem Ablauf zu ändern, kaufte sie auch
noch Aufschnitt und alles Weitere ein, ehe sie sich wieder auf den Rückweg
machte.
    Es war ein seltsames Gefühl, wieder hier zu sein. Alles war beim Alten
geblieben, selbst ihr Vater schien problemlos wieder an dem Punkt anzuknüpfen,
an dem sie weggegangen war. Doch sie fühlte sich hier fremd. In dem Jahr in den
Staaten hatte sie sich verändert, vermutlich hatten die Geschehnisse der
letzten Wochen einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen, zumindest aber,
so begriff sie nun, als sie schon wieder auf dem Rückweg war, war dies hier nicht
mehr ihre Welt. Wohl gefühlt hatte sie sich hier schon lange nicht mehr, aber
jetzt bekam sie obendrein auch noch das Gefühl, ein Gast zu sein. Ein Gast bei
ihren eigenen Eltern. Nicht mal bei Patrick hatte sie sich so gefühlt, obwohl
sie dort eigentlich wirklich nur Gast gewesen war. Und sie fand es merkwürdig,
sogar ein wenig erschreckend, dass man sich so von seinem alten Leben entfernen
konnte. Aber es war geschehen.
    Auf ihrem Rückweg konnte sie aus der Ferne den Nachbarhof sehen. Auf dem
Hinweg hatte sie es vermieden, in diese Richtung zu blicken, doch nun hielt sie
sogar an und sah von der Straße aus auf das große Haus, das links und rechts
von Stallungen flankiert war. Dort war es passiert. Die Küche lag in der zur
Straße gewandten Längsseite des Hauses, sie konnte sogar das Fenster sehen,
hinter dem es geschehen war. Und zu ihrer eigenen Verwunderung stellte sie
fest, dass sich die vertraute Bitterkeit nicht einstellte. Was dort geschehen
war, schien plötzlich einem anderen Leben zu entspringen, und mit einem kleinen
Lächeln stieg Laura wieder auf ihr Fahrrad und machte sich auf den Weg nach
Hause. Es war vorbei.
    Sie hatte gerade das Fahrrad zurück in den Schuppen geschoben und zu der
Wendeltreppe gehen wollen, die zu ihrer Wohnung führte, als sie ihre Erkenntnis
korrigieren musste. Es war vielleicht für sie vorbei, aber für ihren Vater ganz
gewiss nicht. Sie hatte gerade die Mitte des Hofes erreicht, als er aus dem
alten Stall kam, in dem er sämtliche Landmaschinen unterstellte.
    Sie hatte gehofft, ihm nicht mehr begegnen zu müssen oder dass er sie,
wenn er sie schon sah, ignorieren würde, wie er es früher schon oft getan
hatte. Doch musste sie diese Hoffnung begraben, als er direkt auf sie zukam.
Weglaufen machte keinen Sinn, das würde alles nur noch verschlimmern. Also
blieb sie stehen und wartete ab, was er zu sagen hatte.
    »Wie lange wollen du und dein Freund bleiben?« Die Betonung, die
er in dieses Wort legte, ließ einen angewiderten Schauer auf ihrem Rücken
entstehen, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
    »Er ist ein Freund, nicht mein Freund, Vater«, entgegnete
sie daher kühl und sah, wie er wissend grinste.
    »Einer von

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