Die Spur der Woelfin
versuchte so zu tun, als wäre nie etwas
gewesen. Und das funktionierte auch - zumindest so lange, bis ihr Mann die
Küche betrat. Jede gute Laune, die sich gerade versucht hatte einzustellen,
zerstob, als er in Arbeitskleidern durch den Raum marschierte und seiner
Tochter und Vince einen abfälligen Blick zuwarf.
»Dir scheint Amerika gut bekommen zu sein«, meinte er schließlich, und
Laura presste die Lippen zusammen, als er einen anzüglichen Blick auf Vince
warf. »Der lässt dir deine Flausen wohl nicht durchgehen«, überlegte er laut,
und Laura wurde erst schneeweiß im Gesicht und dann hochrot, als er lauthals zu
lachen anfing. Steif kam sie auf die Beine und wandte sich an Vince.
»Ich denke, wir sollten jetzt nach oben gehen«, erklärte sie in
gepresstem Tonfall, und stirnrunzelnd kam er ihr nach. »Vater, tu uns alle den
Gefallen und erspar uns deine Kommentare. Ich werde nicht lange hier bleiben,
und die Zeit, die ich nun mal hier verbringen muss, will ich meine Ruhe haben.«
Und noch ehe er etwas erwidern konnte oder ihre Mutter die Chance hatte, etwas
einzuwerfen, war sie auch schon, gefolgt von Vince, aus der Küche und schnappte
sich ihre Taschen, die sie im Hausflur stehen gelassen hatte.
»Was hat er gesagt?«
»Das willst du gar nicht wissen«, erwiderte sie, während sie vor ihm die
Treppe hinaufging. Und Vince staunte nicht schlecht, als sie im oberen
Stockwerk eine Tür zu einem weiteren Flur aufzog und hinter sich verschloss.
Mit einem kleinen Lächeln zog sie den Schlüssel ab und lehnte sich gegen die
Tür.
»So, da wären wir. Mein persönliches Reich. Ein bisschen klein
vielleicht, aber ...« Mit einem vergnügten Blitzen in den Augen hielt sie den
altmodischen Schlüssel in die Höhe. »Hierher kommt niemand, wenn ich es nicht
will.
»Würde sich mein Kind so absondern, würde ich es übers Knie legen«,
meinte Vince mit einem Stirnrunzeln, doch Laura grinste schief.
»Ich habe ein Recht darauf. Immerhin zahle ich die Miete. Dann kann ich
auch auf Privatsphäre bestehen.«
Jetzt war er überrascht. »Du zahlst Miete ? Bei deinen eigenen
Eltern?« Scheinbar gelangweilt hob sie eine Schulter und stieß die Tür zum
Gästezimmer auf.
»Ich habe meinen Vater auf Unterhalt verklagt, und er hat im Gegenzug
dazu auf Mietzahlungen bestanden, woraufhin ich diesen Teil des Hauses für mich
beansprucht habe, da er einen separaten Eingang besitzt.«
Kopfschüttelnd stellte Vince seine Taschen auf den Boden und sah sich in
dem Zimmer um. Der Unterschied zwi-
schen diesem Teil des Hauses und dem Rest war offensichtlich. Schon
gleich beim Betreten des Hauses war ihm die konventionelle, fast schon biedere
Einrichtung aufgefallen, die vor zwanzig Jahren vielleicht noch modern gewesen
war, mittlerweile aber nicht mal mehr in Kaufhäusern zu finden war. Lauras
Wohnung dagegen war ... bunt. Wirkte bei ihren Eltern alles dunkel und
drückend, hatte sie den Großteil der Wände weiß belassen und sich damit begnügt,
eine Wand oder Teile der Wände farbig zu gestalten. Im Flur hatte sie sogar
eine Wand mit Fototapeten beklebt. In diesem Zimmer hatte sie die Wand mit der
Tür zum Flur dunkelrot angemalt, während Tür und Zarge weiß waren. Eine
nussbaumfarbene Kommode auf dünnen Füßen, die verdächtig nach dem Stil der
Fünfziger wirkte, eine blaue Schlafcouch, ein Tisch und Stühle in der gleichen
Farbe sowie eine im gleichen Rotton wie die Wand gehaltene
Regal-Schrank-Kombination komplettierten das Zimmer.
»Wenn ich dieses Zimmer sehe, kann ich nur hoffen, dass du nicht allzu
lang mit Patrick zusammen sein wirst«, murmelte er. Dann sah er auf und grinste
sie doch tatsächlich an. »Du wirst das ganze Haus auf den Kopf stellen, habe
ich Recht?«
»Mal schauen«, gab sie nichts sagend zurück und sah, wie er die Augen
verdrehte. Dieser Mann besaß also tatsächlich Humor. »Aber keine Sorge, vom
Prinzip her gefällt mir euer Haus. Es müsste nur dringend generalüberholt
werden. Und«, meinte sie mit einem kleinen Naserümpfen, »ihr braucht dringend
eine neue Küche. Weiß der Geier, wie ihr das geschafft habt, aber an der ist ja
nichts mehr heile.« Abwehrend, aber mit einem kleinen Lächeln, hob er die Hände
und folgte ihr, als sie mit ihren Sachen in ihr eigenes Schlafzimmer ging.
»Damit wendest du dich bitte an Patrick. Ich habe damit nichts zu tun.
Es ist sein Haus, und er zahlt. Außerdem ist es deine Marotte, und du bist
seine Freundin, er
muss damit also zurechtkommen. Ich muss
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