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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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auch
nicht die idyllische Aussicht auf die Betonklötze der Strandhotels. Genau
zwischen zwei Küstendörfern herrschte hier göttliche Ruhe. Der Hauptgrund, warum
Gesche und sie hier so oft die Abende und teilweise auch die Nächte verbracht
hatten.
    Wäre sie auch nur ein wenig mehr wie Gesche, hätte sie sich jetzt
vermutlich einfach ausgezogen und wäre ins Wasser gelaufen. In dieser Hinsicht
kannte ihre Freundin keine Scham. Auch Vinces Anwesenheit hätte sie vermutlich
nicht gestört. Aber Laura war nun mal nicht Gesche. Und sie konnte schon das
Brennen auf ihren Wangen spüren, wenn sie nur daran dachte, hinterher
vollkommen unbekleidet an der frischen Luft zu sitzen und darauf zu warten,
dass das Wasser auf ihrer Haut wieder trocknete.
    »Lass dich von mir nicht stören. Wenn du schwimmen willst, bitte«,
meinte Vince, der bis dahin entspannt neben ihr auf der Decke gelegen hatte,
die sie ebenfalls im Supermarkt erstanden hatten.
    Doch Laura schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Badesachen mit«,
erwiderte sie betrübt und hörte ihn schnauben.
    »Ich werd's überleben.« Sein trockener Kommentar ließ sie aufgebracht zu
ihm herumfahren.
    »Ich aber nicht. Im Gegensatz zu dir bin ich nicht so schamlos«, fauchte
sie, und er lachte.
    »Mein liebes Mädchen«, begann er feierlich, aber seine Stimme zitterte
vor unterdrücktem Lachen, »in über sechzig Jahren wärst du nicht die erste Frau,
die ich nackt gesehen habe. Und wenn ich das mal so sagen darf: Was ich bisher
von dir gesehen habe, lässt mich nicht glauben, dass du dich wegen irgendwas
schämen müsstest. Also hör auf, dich wie eine verklemmte Jungfer aufzuführen.
Wir wissen beide, dass du es nicht bist.«
    Empört schnappte Laura bei seinen Worten nach Luft. Doch als er sie
daraufhin spöttisch angrinste, raffte sie ihren letzten Rest Stolz zusammen und
stand auf, ehe sie es sich wieder anders überlegen konnte, und begann, sich
auszuziehen.
    »Ich bin nicht verklemmt«, schnappte sie giftig, und grinsend sah Vince
ihr nach, wie sie ins Wasser lief.
    Das Wasser, der leichte Sog der Strömung, hatte schon immer bewirkt,
dass sie sich entspannte. In tiefen Zügen schwamm sie bis hinaus zur Schwimmer-Boje,
zögerte kurz, drehte dann aber um, um wieder in Richtung Strand zu schwimmen.
In New Orleans hatte sie es nicht einmal geschafft, raus ans Meer zu fahren,
und die See war ihr auch nicht wirklich als einladende Alternative vorgekommen.
Jetzt genoss sie es, endlich wieder das Salz des Meeres auf ihrer Haut zu
spüren.
    Schon von weitem konnte sie sehen, dass Vince nicht mehr auf der Decke
lag. Im ersten Moment bekam sie einen Schreck, doch dann bemerkte sie das große
Tier, das unweit ihres Liegeplatzes durch die Dünen rannte. Kopf-schüttelnd sah
sie ihm zu, wie er, mal hier, mal dort schnuppernd, sich seinen Weg durch das
scharfe Seegras suchte, machte sich dann aber wieder daran, den Rest der
Strecke zurückzulegen.
    Diesen Mann würde sie wohl nie verstehen, sie tröstete sich aber mit dem
Gedanken, dass sie es auch gar nicht musste. Er konnte das größte Arschloch
diesseits des Horizontes sein, dann aber wieder schaffte er es mit einer
winzigen Geste, ihr zu zeigen, dass er auch ganz anders konnte. Nun, sie musste
ihn nicht verstehen, sie musste ihn nur akzeptieren.
    Zitternd ließ Laura sich schließlich wieder auf die Decke sinken. Ihr
Ausflug hatte über eine Stunde gedauert, und erst jetzt begriff sie, wie
untrainiert sie doch war. Ihre Muskeln waren eine solche Belastung nicht mehr
gewöhnt.
    Als sie es hinter sich rascheln hörte, zog sie die Beine enger an ihren
Körper und legte das Kinn auf die Knie. Doch erschreckt fuhr sie auf, als sich
plötzlich etwas Kaltes, Glattes in ihren Rücken drückte. »Durst?«
    Mit einem Stoßseufzer entspannte Laura sich wieder. »Himmel, musst du
einen so erschrecken?« Als er ihr eine Flasche vors Gesicht hielt, griff sie
danach, versteifte sich dann aber, als sie sah, wie er sich neben ihr auf die
Decke fallen ließ. Dabei versuchte sie tunlichst zu übersehen, dass seine
Kleider ein paar Meter neben ihnen im Sand lagen.
    »Du hast mich schon vorher gehört«, erwiderte er gelangweilt, und sie
seufzte.
    »Aber erschreckt habe ich mich trotzdem«, wandte sie pikiert ein, stieß
dann aber mit ihm an, als er ihr seine Bierflasche hinhielt.
    Eigentlich hatten sie nicht lange bleiben wollen, Laura zumindest nicht.
Doch Vince schien keinerlei Eile zu haben. Und als sie sehnsüchtig auf das
Sixpack linste,

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