Die Spur der Woelfin
ansehnlichen Körperbau verfügten und keiner von ihnen es
einzusehen schien, für sie zur Seite zu rücken, fühlte Laura sich zwischen den
beiden eingekeilt. Und noch ehe Patricks Anwesen auch nur in Sichtweite gerückt
war, war sie stolze Besitzerin von mindestens drei weiteren blauen Flecken und
beschwerte sich lautstark darüber, dass keiner der beiden sich angeboten hatte,
im anderen Wagen zu fahren, der mit nur zwei Insassen heillos unterbesetzt war.
Die ganze Zeit über blieb Patrick still. Er fragte sie nicht nach dem,
was bei ihren Eltern vorgefallen war. stattdessen verzog er sich gleich nach der
Ankunft mit
Vince in die Bibliothek und überließ es den anderen, sich um die vielen
Taschen zu kümmern, die im Kofferraum des Wagens darauf warteten, nach oben
gebracht zu werden. Es versetzte Laura einen kleinen Stich, dass er sie so
einfach aus den Geschehnissen ausschloss, schluckte dann aber ihren Ärger
herunter und machte sich unter lautstarkem Protest der anderen daran, ihnen
beim Ausladen zu helfen.
Erst am späten Abend sollte Laura Patrick wieder zu Gesicht bekommen.
Nicht mal während des Abendessens, das trotz ihres Angebots zu kochen vom
Chinesen bestellt wurde, bekam sie ihn oder gar Vince zu Gesicht. Und als sie
sich schließlich auf den Weg in ihr Bett machte, sah sie noch immer unter der
Tür zur Bibliothek Licht brennen. Doch obwohl sie eigentlich geglaubt hatte,
müde vom Flug zu sein, fand sie keinen Schlaf. Unruhig drehte sie sich hin und
her und richtete sich schließlich auf, als Patrick den Raum betrat.
Hatte er schon am Flughafen erschöpft gewirkt, so befand er sich jetzt
in einem, gelinde gesagt, katastrophalen Zustand. Dunkle Ringe lagen unter
seinen Augen, die Haut wirkte eingefallen und blass, und Laura sprang hastig
auf, als er sich Halt suchend an der Kommode neben der Tür festklammerte.
»Warte, ich helfe dir.« Sie hatte die Worte noch nicht ganz heraus, als
sie auch schon bei ihm war und seine Hand auf ihre Schulter legte. Im ersten
Moment knickte sie leicht ein, als er sich schwer auf sie stützte, fing sich
dann aber wieder und führte ihn zum Bett.
»Warum in drei Teufels Namen bist du nicht im Bett geblieben?«,
herrschte sie ihn an, während sie ihn sacht auf die Bettkante drückte und sich
daranmachte, ihm das Hemd aufzuknöpfen. Widerstandslos ließ er es über sich
ergehen und stemmte sich schließlich sogar hoch, als sie ihm die Hose ausziehen
wollte. Missbilligend schnalzte sie
mit der Zunge, als so der Verband an seinem Oberschenkel zum Vorschein
kam. Die Wunde darunter schien aufgebrochen zu sein, Blut färbte den einst
reinweißen Verband in der Mitte, und Laura wollte sich schon daranmachen, ihn
abzuwickeln, als Patrick ihre Handgelenke umfasste und von sich schob.
»Lass das!« Sein scharfer Ton ließ sie erschrocken zurückfahren, und
sprachlos sah sie ihm ins Gesicht, als er sich mit verbissenen Lippen selbst
daranmachte, den Verband zu lösen.
»Warum soll ich dir nicht helfen?«
Kurz hielt er inne, sah zu ihr auf, und sie hörte ihn seufzen. »Es ist
ein Irrglaube, dass ein Mensch nur durch einen Biss zum Werwolf werden kann«,
erklärte er leise. »Auch unser Blut überträgt das Virus, und ich will dich
nicht aus einer Unachtsamkeit heraus verlieren. Die Chance ist nicht sehr groß.
Das Virus zerfallt innerhalb weniger Minuten an der frischen Luft, aber ...«
Entschuldigend sah er zu ihr auf, und sie schluckte.
Keine Frauen. Es gab keine weiblichen Werwölfe, da Werwölfe nur Söhne
zeugten und noch keine Frau eine Umwandlung überlebt hatte. Der Schreck, den
sie bekam, als sie begriff, wie gefährlich ihre Hilfsbereitschaft gerade für
sie hätte werden können, ließ sie stumm werden.
»In der Kommode liegen frische Verbände, und wenn du so nett wärst ...
In der Küche liegen noch ein paar Schmerzmittel.«
Bei dem zerknirschten Eindruck, den Patrick gerade machte, zwang sich
Laura zu einem Lächeln. Er hatte sie nicht anfahren wollen, das war ihm
deutlich anzusehen, und hastig suchte sie nach dem Verband und machte sich
anschließend auf den Weg in die Küche.
Die Medikamente fand sie nach kurzem Suchen zwischen den Gewürzen. Von
Ordnung hatte in diesem Haus
anscheinend noch keiner etwas gehört. Und sie hatte sich gerade wieder
auf den Weg nach oben machen wollen, als Miles aus dem Wintergarten in die
Küche geplatzt kam.
»Oh!«, entfuhr es ihm überrascht. Offensichtlich hatte er nicht mit ihr
gerechnet, und im ersten Moment war
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