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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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Allein würde sie den Weg nie zurückfinden.
    Die Gegend, in die er sie gebracht hatte, war ihr vollkommen unbekannt,
aber dem Gestank nach zu urteilen, mussten sie ganz in der Nähe des Bayous
sein. Noch immer regnete es wie aus Kübeln, doch der klare Geruch des Regens
wurde fast vollständig vom faulenden Geruch der Kanäle überlagert.
    Laura musste sich zwingen, um einigermaßen ruhig zu wirken, als Dave sie
grob aus dem Wagen zerrte und über einen aufgeschwemmten Feldweg vom Wagen
wegbrachte. Eine Ewigkeit hetzte er sie so durch das labyrinthartige Geflecht
von Wegen, hielt sie an ihrem pochenden Handgelenk fest, wenn sie stolperte und
zu fallen drohte, und noch bevor sie die halb verfallene Hütte erreichten, war
Laura nicht nur durchweicht und ausgekühlt vom Regen, sondern auch mit ihren
Kräften am Ende. Dave hatte es Spaß gemacht, sie jedes Mal unter ihrem Knebel
wimmern zu hören, wenn er an ihrer Fessel gerissen hatte, und inzwischen war
sie sich sicher, dass er wenigstens einen Knochen gebrochen haben musste.
    »Fühl dich wie zu Hause«, höhnte Dave, als er die windschiefe Tür zu der
Bretterbude aufstieß und sie kichernd über die Schwelle schubste. Steif, wie Laura
inzwischen von der Kälte war, blieb sie an der kleinen
    Kante im Boden hängen. Hilflos taumelte sie in die Mitte des Raumes, ehe
sie endgültig das Gleichgewicht verlor und mit einem erstickten Stöhnen zu
Boden ging. Mit einem dumpfen Knall schlug sie auf den feuchten Dielenbrettern
auf, und ihr wurde schwarz vor Augen, als sie sich abzurollen versuchte und
dabei auf ihrem Handgelenk landete.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, stand Dave breitbeinig über ihr, und
kurz wurde ihre Angst von Wut abgelöst, als er sie lachend am Ellenbogen zu
sich hochzog.
    »Ist wohl nicht ganz das, was du gewöhnt bist, Sweety, aber vielleicht
wirst du dich hier einleben.«
    Der Regen hatte Daves Surfer-Image restlos davonge-spült. Seine Kleider
klebten an seinem Körper, betonten die harten Muskeln, die sich darunter bisher
verborgen hatten, und bei dem kalten Blick, den er abschätzig über sie gehen
ließ, lief es ihr kalt den Rücken herunter. Seine sommerblonden Haare hingen
ihm in langen Strähnen um den Kopf, und als er seine Lippen zu einem grausamen
Lächeln verzog, erschien er nicht mehr im Mindesten so attraktiv, wie er völlig
widersinnig noch vor einer Stunde auf sie gewirkt hatte. Jegliche Maske, die er
sich antrainiert zu haben schien, war nun von ihm gewichen, abgewaschen von den
sintflutartigen Regenfallen, und er präsentierte sich ihr als das, was er war.
    »Und vielleicht finde ich ja auch Gefallen an dir«, murmelte er, während
er mit verblüffender Vorsicht den Knoten ihres Knebels löste. »Patrick scheint
wirklich einen ausgezeichneten Geschmack zu haben.«
    Laura schluckte, zwang sich aber, still zu halten, als er den Knebel
wegzog und seine freie Hand über ihre Brust gleiten ließ. »Was wollen Sie?«,
fragte sie schließlich gepresst und sah, wie sein Blick von ihren Brüsten wieder
in ihr Gesicht ging. »Dich.«
    Und trotz ihrer Angst brachte sie ein verächtliches Schnauben zustande.
»Ja, und ich glaube an den Weihnachtsmann.«
    Mit einem klatschenden Geräusch traf seine flache Hand ihre Wange, und
Laura stolperte und ging zu Boden unter der Wucht des Schlages. Sterne tanzten
vor ihren Augen, Blut füllte ihren Mund, lief aus ihrem Mundwinkel, umständlich
wischte sie es an ihrer Schulter ab. Ihre Wange brannte nicht, sie war schlicht
taub geworden, und tastend fuhr sie mit der Zungenspitze die Zahnreihen ab.
Alles noch da, wo es hingehörte, und mühsam rappelte sie sich wieder auf und
rutschte mit dem Rücken an die Wand.
    Wie ein gefangenes Tier lief Patrick in der Bibliothek auf und ab. Vor
Stunden hatte er sich hier zurückgezogen, was ungefähr so viel bedeutete wie
>Lasst mich alle in Ruhe<. Doch solche Feinheiten hatten Vince noch nie
geschert, und er würde damit auch jetzt ganz gewiss nicht anfangen.
    Es war ein Schock für ihn zu sehen, wie sehr die Entführung Lauras an
Patricks Substanz zehrte. Und mit einem noch viel größeren Schreck musste er
sich eingestehen, dass auch an ihm ihr gewaltsames Verschwinden nicht spurlos
vorüberging. In Deutschland hatte er genügend Gelegenheiten gehabt, sie kennen
zu lernen, und nun fühlte er sich zum Teil mitverantwortlich für das
Vorgefallene. »Pat?«
    Mitten im Lauf hielt der Angesprochene abrupt inne, und Vince konnte
sehen, dass ihm schon eine scharfe

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