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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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die Lohburgerstraße entlang oder ziellos durch die Stadt, in der Hoffnung irgendwo ihren Zopf wippen zu sehen. Im Restaurant am Bahnhof Lutum sagte mir der Schlaksige, sie habe frei. Wie lange? Er versuchte, es auf seinem Kalender herauszufinden, blieb aber erfolglos. Der Kuss fiel mir ein, den ich nicht geküsst hatte. Verpasste Gelegenheiten. Tagelang starrte ich auf den Bildschirm und wartete.
    Nach zwei Wochen verblasste ihr Bild. Es wäre natürlich ein Leichtes gewesen, ihre Anschrift herauszufinden. Ich hätte an einem Samstagabend bei ihr aufkreuzen können mit Blumen und einer Flasche Wein oder Eintrittskarten fürs Theater. Aber ich tat es nicht. Ich wartete. An einem Septembermorgen, weit nach den Nebeln, traf ich sie bei Wegs , einem Gemüsehandel im Industriegebiet. Die Ratsherren hatten den kleinen Laden aus der Innenstadt verbannt. Normalerweise hätte ich dort nicht angehalten, wenn Toni mich nicht gebeten hätte, seine Bestellung mitzubringen. Die Gemüsefrau schleppte gerade eine Kiste mit Eisberg­salat, Gurken, Tomaten, Zwiebeln heran, als die Türschelle ging. Mein Herz blieb stehen.
    Wider Erwarten schlug es weiter. »Du hast mir nicht geschrieben.«
    »Zweiundzwanzigvierzig«, sagte die Gemüsefrau und legte mit Handschuhen, die nur die Finger frei ließen, die handgeschriebene Rechnung auf den Tisch.
    »Mein Computer ist kaputt.« Sie hob die Schultern, neigte den Kopf und strahlte.
    »Es gibt Telefone.«
    »Ja.«
    Wir sahen uns an, während die Gemüsefrau nach hinten ins Kühlhaus eilte.
    Sie schleppte eine neue Kiste herbei: »Es sind noch zwei. Was Besonderes los bei Ihnen? Hochzeit?«, fragte sie.
    »Beerdigung.«
    »Ja, aber …« Die Frau musterte die drei Kisten. Nach Beerdigungen gab es Butterkuchen, Käsebrote und eine Suppe, kein Bankett.
    »Es ist eine große Beerdigung. Und morgen ein Siebzigs­ter.«
    »Läuft ganz gut der Laden, was?« Die Gemüsefrau reichte ihr die Rechnung. »Kein Wunder, seit Sie kochen. Demnächst komme ich mit meinem Mann vorbei. Er hat mich eingeladen.«Kleine Fältchen um ihre Augen.
    Sie bezahlte und nahm eine Kiste. »Danke. Das freut mich.«
    »Moment. Ich helfe Ihnen.« Die Gemüsefrau war schon fast hinter dem Ladentisch hervor.
    »Lassen Sie mal, ich mach das«, sagte ich und schnappte mir die beiden Kisten auf einmal. Wir beluden den Kofferraum eines Kleintransporters, auf dessen Seiten der Schriftzug Up de Tenn e klebte. Die Kisten waren verstaut, der Kofferraum klappte zu, erste Tropfen fielen aus dem Grau über der Stadt.
    »Was jetzt?« Ich wusste nicht weiter. Die Gedanken in meinem Kopf verknäulten sich, zerfaserten, holperten unwägbare Pfade entlang. Die Worte, die ich mir zurechtge­legt hatte für genau diesen Fall, irrlichterten im Dschungelwechselnder Bilder, ohne dass ich sie hätte greifen, sinnvolle Sätze daraus machen können. Deshalb fragte ich noch einmal:»Was jetzt?«
    Sie schwieg, schaute nur mit ihrem Honigbraun. Nach einer Unendlichkeit sagte sie: »Ich kann nicht.«
    Zwischen uns regnete es.
    »Du wirst nass.« Der Dschungel lichtete sich allmählich.»Einen Kaffee kannst du.« Ein Lächeln wäre angebracht, also lächelte ich. Es war nicht recht. Früher hatte ich gewusst, was recht war, heute tat ich so, als ob ich es wüsste. Und es half.
    Sie lächelte zurück. »Ja, einen Kaffee kann ich.«
    Wir gingen die paar Schritte durch den Regen zum Café neben dem Möbelhaus an der Umgehungsstraße.
    »Ich hab dich gesucht«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Du kochst gut.« Eigentlich hätte sie jetzt lachen müs­sen, aber sie tat es nicht. Das Café hatte den Charme eines Warte­saals. Sie bestellte Erdbeer-Sahne an der Kuchentheke. Bauarbeiter holten belegte Brötchen, Hausfrauen kamen und gingen, drei Omas sahen zu uns herüber und tuschelten. Ich brachte zwei Pötte Kaffee an einen Tisch am Fenster.
    »Warum hast du dich nicht gemeldet«, fragte ich nach dem ersten Schluck.
    »Du kennst mich nicht.«
    »Genau das würde ich gern ändern.« Wie sehr, wurde mir immer klarer.
    »Du kannst wen anders kennen. Das ist besser«, sagte sie.
    »Ich kenne noch wen anders.« Jedenfalls den einen oder anderen, viele sogar. Die Jungs im Brauhaus zum Beispiel und Toni und Isabell. Nein, die hatte ich wohl nicht gekannt.
    »Na, siehst du. Dann brauchst du mich ja nicht.«
    »Warum hast du dann angerufen? Warum hast du dich mit mir verabredet?« Sie hatte keine Ahnung, wie sehr ich wen brauchte.
    Sie rührte mit gesenktem Kopf in ihrem

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