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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Adresse erinnern könnte. Möglich, dass ich sie in meinem Handy gespeichert hatte. Bei ihr konnte ich eine Pause einlegen. Ich hatte Hunger. Und Durst.

9
    Der Morgen brach mit zwei Überraschungen über Julia herein. Zum einen kitzelte ein Sonnenstrahl sie an der Nase, während sie Kaffee eingoss, und zum anderen rief Sven an, Conrad sei aus dem Koma erwacht. Draußen glänzte der Himmel und die Sommerblumen der Krause wetteiferten um das knalligste Rot. Die Nacht lauerte noch im Hinterzimmer. Sollte sie. Sorgfältig wählte Julia ihre Kleider aus. Ganz unten im Schrank fand sich eine Bluse in Türkis, von der sie nicht mehr wusste, wie sie dahingekommen war. Die Jeans ließ sich nicht vermeiden, es war eine der beiden Hosen, die noch halbwegs passten. Irgendwann müsste sie sich entschließen, ein paar Neuanschaffungen zu machen, nicht heute.
    So viel Elan, wie die Morgensonne ihr schenkte, hatte sie seit Wochen nicht empfunden. Nur hatte sie keine Ahnung, was sie damit tun sollte. Rose Lux schien allein auf dieser Welt, jedenfalls wusste ihre Kollegin wenig von ihr, fast nichts, nur dass sie einen namenlosen Freund hatte, der mit ihr irgendwo wohnte. Also würde sie das Telefonbuch fragen, das Einwohnermeldeamt, das Finanzamt und das Internet. Ihr Elan wurde ein wenig gebremst. Ein paar Telefonate und wenige Tassen Kaffee später kehrte er zurück. Auf das Finanzamt war Verlass. Julia hatte sich mit einem liebenswürdigen Menschen unterhalten, der ihr in weni­gen Minuten die gewünschte Information lieferte. Sie hatte sich recht höflich bedankt und insgeheim gehofft, dass niemals jemand auf die Idee kam, diesen liebenswürdigen Menschen nach ihrer Adresse zu fragen. Rose Lux wohnte also am Jacobiwall.
    Julia sah aus dem Fenster. Hoch oben zerschnitten Schwalben das Blau, es würde ein warmer, vielleicht heißer Tag werden. Sie nahm das Rad. Der Jacobiwall lag in der Innenstadt, eine schmale Allee direkt an der Berkel, und war nur für Fußgänger, Radfahrer und Anlieger frei. Sie fand das Haus sofort, allerdings nicht den Namen von Rose Lux auf den Schildern neben den Klingeln, sondern Ostermann und B. Achenbach. Einer von denen konnte der Freund sein. Wie kam Rose Lux zu ihrer Post, dachte Julia, während sie sich zunächst für Ostermann entschied. Wahrscheinlich wusste der Postbote Bescheid. Postboten wussten immer Bescheid, nur ihre Vertretungen nicht.
    »Wer ist da?« Ein Stimme brüchig wie eine alte Kiefer, daneben WDR4-Musik. Julia sagte es ihr.
    »Was?«
    »Kriminalpolizei, Morgenstern. Ich würde gern …«
    »Ich kaufe nichts.« Es klickte und die Stimme war fort.
    Nicht schlimm, das konnte nicht der Freund der Vermiss­ten sein. Also B. Achenbach. Die Wechselsprechanlage blieb still, egal, wie oft sie ihren Finger auf die Klingel drückte. Gerade wollte sie sich wieder auf ihr Bike schwingen, als erneut WDR4 ertönte, kurz darauf: »Hauen Sie ab, sonst rufe ich die Polizei.« Sympathischer Zeitgenosse.
    »Die Polizei zieht sich zurück«, murmelte Julia. Sie radelte die Promenade entlang, musste Fußgängern und Kinderwagen ausweichen, überquerte die Kreuzung und bog links ab in Richtung Präsidium. Der funktionale Achtzigerjahrebau lag noch verregnet da.
    Sie fand Sven, wie nicht anders zu erwarten, an seinem Rechner.
    »Er kann sich an nichts erinnern«, sagte er statt eines Grußes und ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen. Julia hängte ihre Tasche an den Stuhl, schüttete kalten Kaffee in das Waschbecken und brühte frischen. Wieso schaffte es nicht ein Kerl, Überbleibsel wegzuräumen?
    »Wie geht es ihm?«
    »Der Arzt sagt, er hätte Glück gehabt.«
    »So was sagen die immer.« Glück. Was war schon Glück? »Hat man Glück, wenn man etwas Schreckliches nicht hat?«
    »Heute ‘n philosophisches Wörterbuch gefrühstückt? Er kann alles bewegen und verhältnismäßig normal sprechen. Und den Schwestern auf den Hintern glotzen kann er auch.«
    »Das nenne ich Glück.« Julia dachte an die Ausladende mit der Figur eines Kühlschranks. Sie startete ihren Computer und blätterte in der Akte Lux. »Er hat überhaupt keine Erinnerung?«
    »Nur bis zu dem Zeitpunkt, als er seine Wohnung verlassen hat. Sie nennen es retrograde Amnesie. So was käme meist vor bei so einer Hirnschwellung. Kann sein, dass die Erinnerung wiederkehrt, kann auch nicht sein. Man weiß es nicht.«
    »Also habt ihr nichts.«
    »Nichts«, bestätigte Sven.
    »Und jetzt?«
    »Die Rechtsmedizin arbeitet an den Spuren. Fasern

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