Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
Vom Netzwerk:
an der Kleidung, der Junge hatte Hautzellen unter den Nägeln, ein paar Haare. Aber wo wir anfangen sollen zu suchen …« Er zuckte die Schultern. »Wir können wohl kaum sämtliche Schüler der weiterführenden und Berufsschulen einem Gentest unterziehen.«
    »Konnte die Krause keine Beschreibungen abgeben?«
    »Drei junge Männer, mittelgroß, zwei von ihnen mit Kapuzenshirts, einer mit dunklem Haar. Kennst du sie?«
    Julia seufzte. Wenn die Alte ein einziges Mal was Sinnvolles beisteuern könnte …
    »Immerhin wussten die Eltern von einem Kumpel, den Rasid mal besucht hat. Ein Deutscher. Felix Segbert. Geht in die gleiche Klasse an der Theodor-Heuss-Schule . Ich hab ihn mir vor Schulbeginn krallen wollen, aber er war nicht da. Zu Hause auch nicht. Die Mutter ist aus allen Wolken gefal­len, rumgelaufen wie ein aufgescheuchtes Huhn und hat eine nach der anderen geraucht.« Während er das sagte, schielte er auf die Schublade, in der er die Zigarettenschachtel und den Aschenbecher versteckt hatte. »Eine Streife schaut sich mal in der Innenstadt und an den Gymnasien um. Und im Stadtpark. Am Bahnhofsplatz hängt niemand mehr rum.«
    »Wie sieht es denn bei Rasid aus?«
    Sven schüttelte den Kopf. »Nicht gut, sagt Von dem Berge. Aber weißt du, was ich nicht verstehe?«
    »Na?«
    »Warum sie ihn nicht nach Münster verlegen. Coesfeld ist doch gar nicht geeignet für so was. Oder haben die neuerdings eine neurologische Abteilung?«
    Das hätten sie sofort tun sollen. »Hast du Von dem Berge gefragt?«
    »Ja. Aber er hat ausweichend geantwortet. So was wie, das müssten wir schon ihm überlassen. Dann war er weg.«
    Die Kaffeemaschine verkündete das Ende ihrer Produktion mit lautem Gurgeln, zischte und verstummte verschnupft. Julia füllte zwei Becher und gab für Sven reichlich Sahne und vier Stück Zucker hinein. Bei dem, was der Kerl an Zucker in sich hineinstopfte, müsste er der Kühlschrankschwester Konkurrenz machen, stattdessen schlotterten seine Hosen um Beine wie Slalomstangen.
    »Wenn das mein Sohn wäre, würde ich ihn sofort in die Neurochirurgie bringen lassen«, sagte Julia. Aber die Eltern waren gerade unabkömmlich und sie machte Sven dafür verantwortlich. Sven öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder, nahm einen Schluck Kaffee, wühlte in der Schreibtischschublade nach einem Schokoriegel, fand ihn, biss hinein und kaute gemächlich. »Ich werde bei der Verwaltung nachfragen, was das damit auf sich hat.«
    »Jetzt?«
    Er biss noch zweimal ab, kaute, stürzte den Kaffee hinunter. »Jetzt.«
    Im Grunde war Sven kein schlechter Kerl.
    »Und was macht deine Vermisste?«, fragte er, während er die Nummer der Krankenhausverwaltung wählte.
    Julia winkte ab. »Nichts. Ich suche.« Sie hielt einen Moment inne. »Ich suche«, hallte nach und ballte sich zu ei­nem Klumpen in ihrer Brust. »Ich habe die Adresse von ihrem Freund, B. Achenbach, der ist aber nicht zu Hause gewesen. Ich …«
    Sven legte den Hörer auf. »Achenbach? Der Achenbach?«
    »Welcher der Achenbach?«
    »Nee, natürlich nicht.« Sven kratzte sich am Kopf. »Vielleicht Verwandtschaft?«
    »Geht’s noch ein bisschen kryptischer?« Er nervte mit seinen Gedankensprüngen.
    »Staatsanwalt Achenbach. Ach,« er griff sich an die Stirn, »kennst du vielleicht nicht mehr. Ist schon eine Weile pensioniert. So häufig ist der Name aber nicht. Warte.« Er bediente seinen Computer. »Ludger Achenbach, Jacobiwall. Willst du die Telefonnummer?«
    »Jacobiwall? Da war ich doch. Aber bei B. Achenbach.«
    Er suchte weiter im Rechner. »Benjamin M. Achenbach. Willst du die Nummer?«
    »Beide. Danke, Sven. Und Ludger Achenbach war Staatsanwalt?«
    »Einer von den ganz krassen. Er nannte es Gerechtigkeit. Ich war froh, wenn ich nichts mit ihm zu tun hatte. Hab sowieso nicht verstanden, wie ein Jurist von Gerechtigkeit spre­chen kann. Komischer Typ. Hat überall Korruption gewit­tert und ein paar Prozesse angestoßen, die nichts gebracht haben außer Flurschaden für uns und in der eigenen Behörde. Bin froh, dass es den nicht mehr gibt.«
    »Aber er lebt noch?«
    Sven hob die Schultern, es hatte etwas Schildkrötenhaftes. »Ich lese nicht alle Todesanzeigen.«
    Julia steckte den Zettel mit den Adressen und den Telefonnummern in ihre Tasche und hob die Hand. »Danke, noch mal.« Als sie rausging, drückte Sven die Wahlwiederholung.
    Die Sonne war weitergewandert und entwickelte spätsommerliche Kraft. Julia radelte denselben Weg zurück, den sie

Weitere Kostenlose Bücher