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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Gestank, darüber, dass sie froh sind, wenn sie den Dienst heil überstehen. Nie. Alles harte Burschen, sagt Horst. Und dann bringt sich einer um.« Langsam bewegte sie den Kopf hin und her, wie jemand, der das Geschehene nicht fassen konnte.
    Ich hatte keine Idee, was ich sagen sollte, nahm einen Schluck Bier und schwieg.
    »Seitdem schläft Horst viel.« Sie erhob sich und räumte das Geschirr weg. Ihre übrig gebliebene Suppe schüttete sie in den Ausguss. Das Einzige, was mir einfiel, war aufzustehen und Tante Ilona in den Arm zu nehmen. Ich spürte ihre Schulterblätter, ein Schlucken, ihr Haar roch trocken, sie weinte nicht, sie weinte nie.
    »Ich muss los«, sagte ich nach einer Weile.
    »Du kannst bleiben, solange du willst, Junge.« Da war wieder ihr warmes Lächeln. Das nahm ich mit und ein paar Brote mit Leberwurst, einen Apfel und eine Flasche Wasser. Während sie alles in eine Plastiktüte packte, stand Horst in der Tür. Ich spürte, wie mein Gesicht weiß wurde, es fühlte sich kalt an. Nach einer Begrüßung, die ich später nicht mehr genau erinnerte, verließ ich das Haus, Tante Ilonas verwirrten Blick im Rücken und ihre guten Wünsche, die sie mir über den Steg hinweg und durch das Rauschen des Regens hindurch nachrief.
    »Sag deiner Mutter, ich hab sie lieb. Trotzdem.«
    Ich rannte zum Wagen, schleuderte die Tüte auf den Rück­sitz und brauste los. Als Eberwalde ein paar Kilometer hinter mir lag, hielt ich, zitterte die Flasche aus dem Handschuhfach und trank. Sie mochte das nicht. Du verstehst mich nicht, sagte ich zu ihr.

11
    Die Sonne blitzte durch die Wolken und sammelte das Regen­wasser wieder ein, Dampf über den Pfützen. So rasch wie der letzte Schauer eingesetzt hatte, war er vorüber gewesen. Sie hatte ihn unter dem Vordach der Achenbachs abgewartet , war dann aufs Rad gestiegen und in Richtung Finanzamt geradelt. Vielleicht erfuhr sie von dem liebenswürdigen Herrn Stippel etwas mehr über Rose Lux.
    Das Klingeln des Handys verlangsamte ihre Fahrt. Sie fummelte es aus der Jackentasche und las »unbekannt« auf dem Display. Trotzdem nahm sie das Gespräch entgegen: »Morgenstern.«
    »Hast du Lust auf ein Bier heute Abend?«
    »Wer ist da?« Ein Streifenwagen fuhr vorbei und bespritz­te sie mit Regenwasser von oben bis unten. »Verdammt.«
    »Mark.«
    »Mark. Welcher Mark?« Julias Kleider klebten am Körper, das Türkis der Bluse hatte schlammfarbene Tupfen bekommen, das Telefon sagte nichts. Sie hielt an, der Streifenwagen auch. »Ach, Mark.«
    »Genau. Und? Hast du Lust?«
    Nein, um Himmelswillen, hatte sie nicht. Nie mehr Alko­hol. Nie mehr fremde Betten.
    »Woher hast du meine Telefonnummer?«
    Ein Glucksen im Gerät. »Vom Finanzamt.«
    Julia stöhnte. »Du lügst. Die haben meine Nummer nicht.«
    »Doch.«
    Wenn dem so war, mit welchem Recht verteilten sie ihre Daten? Das Finanzamt wurde ihr unheimlich. Zwei Kollegen stiegen aus dem Streifenwagen und kamen auf sie zu. Beide nicht schlank, der eine etwas kleiner.
    »Hör zu. Wir hatten unseren Spaß. Mark. Aber nun muss ich was tun.«
    »Morgen?« Er ließ nicht locker. Wenn sie doch nur eine halbwegs verwertbare Erinnerung an diese Nacht gehabt hätte. Vielleicht war es wirklich besser, sie erfuhr, was eigent­lich genau gelaufen war, was sie gesagt, was er erzählt hatte, mit wem sie es überhaupt zu tun hatte. Die Kollegen grüßten und warteten.
    »Meinetwegen«, sagte sie schnell. Er schlug eine Kneipe vor, die Alter Ego hieß. Wie passend.
    »Zwanzig Euro, liebe Kollegin«, sagte der Kleinere der beiden, Julia hatte ihn noch nie gemocht.
    »Das ist nicht euer Ernst. Wofür denn?«
    »Für Telefonieren während der Fahrt«, ergänzte sein Kollege. Und den schon gar nicht.
    »Macht keinen Scheiß. Ich bin im Dienst.«
    »Gesetze gelten für jeden.« Der Kleinere reckte sich etwas.
    Die hatten sie doch nicht alle. Jetzt konnte man nicht einmal mehr bedenkenlos mit dem Fahrrad fahren. Julia blickte von einem zum anderen, doch es sah nicht so aus, als ob sie zum Scherzen aufgelegt wären. Sie zupfte an ihrer Hose. Der Stoff war dunkelblau mäandert mit Spritzern von Sand. Ungeniert glotzten die zwei auf Julias nasse Bluse.
    »Irgendwas Interessantes gefunden?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Wahrscheinlich würden sie ihre Heldentat schenkelklopfend in der Kantine ausschmücken. »Benehmen im Straßenverkehr gilt auch für euch. Hört zu. Ihr verzichtet auf das Bußgeld und ich auf eine Anzeige.«
    »Das wäre

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