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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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– ein riesiges Loch. Ich sah es im Rückspiegel. Fahr weiter, weiter. Es gab keine Umkehr. Langsam bewegte sich der Benz durch die Wildnis. Nacheinigen hundert Metern wichen die Sträucher und Kräuter zurück und ich entdeckte ein grünes Schild. »Waldweg! Frei für Land- und Forstwirtschaft«. In meiner Brust strebte ein Kichern nach oben und entlud sich unkontrolliert.
    Der Weg mündete in einen gut befestigten Wanderweg, Buchenstämme lösten die Kiefern ab, der Regen ließ nach. Links eine menschliche Behausung hinter Rhododendronbüschen, am Zaun eine Tafel: Dr. psych. Ralph Seiler, Psychotherapeutische Praxis, Termine nach Vereinbarung. Das Nachbarhaus war vermutlich ein Bestattungsunternehmen direkt hinter dem Friedhof. Endlich führte der Weg auf eine asphaltierte Straße. Inzwischen dunkelte es. Ich hätte eine Pause gebraucht, aber ich musste weiter. Ankommen.

13
    Julia beschloss, keinen Schritt mehr vor die Tür zu setzen, bis ihr einfiel, dass das unmöglich war. Zweimal hatte der Regen sie heute bis auf die Haut durchnässt, und sie hätte sich lieber ein Glas Rotwein gegönnt und es sich vor dem Fernseher bequem gemacht, statt zu Bayer zu fahren. Der Fragebogen. Mist. Er steckte in der Jacke und die in der Waschmaschine. Wenigstens hatte sie noch Zeit für einen Kaffee. Dachte sie jedenfalls. Es klingelte. Sven, tropfend wie eine junge Robbe.
    »Häng deine Jacke in den Flur und zieh die Schuhe aus.«
    Er stapfte in die Küche, warf die Jacke auf den Boden, ließ sich auf einen Stuhl fallen und zog ihren Kaffee zu sich heran. »Gut«, sagte er, nachdem er die Hälfte ausgetrunken hatte. »Ich habe eine Suchmeldung für Conrad rausgegeben. Irgendwo muss der Kerl doch stecken.«
    »Was glaubst du, ist ihm passiert?«
    »Passiert? Er hatte keinen Bock mehr auf Krankenhaus. Kennst ihn doch.«
    »Und warum gibst du eine Suchmeldung raus, wenn du dir keine Sorgen machst?«
    »Er kann doch nicht so einfach abhauen.« Sven lehnte sich an und legte eine Zigarettenpackung auf den Tisch. »Das letzte Mal wusste auch erst keiner, dass er nach Brandenburg juckelt. Vielleicht hat er eine neue Flamme oder die Schnauze voll von dem Sauwetter und ist auf Mallorca, was weiß ich.«
    »Hier wird nicht geraucht.« Julia zog die Zigarettenschachtel zu sich herüber. »Er kann abhauen, so oft er will. Er ist erwachsen.«
    Sven winkte ab. »Deswegen kann er noch längst nicht machen, was er will.«
    »Kann er.« Julia hätte auch gern gewusst, wo Conrad steckte und wie es ihm ging, besonders, wie es ihm ging, aber deswegen den ganzen Apparat anzuwerfen, schien ihr einigermaßen übertrieben.
    »Mann, Julia. Der hat’s am Kopf. Und er ist weg.«
    Das führte zu nichts. In manchen Dingen war Sven ein Sturkopf. Sie schwieg. Sven sah in seine Tasse. »Hast du wenigstens was?«
    »Nicht viel.« Julia erzählte ihm, dass Rose Lux offenbar sehr isoliert lebte. »Die Mutter scheint sich nicht wirklich für ihre Tochter zu interessieren, und sonst hab ich keinen gefunden, der etwas über sie weiß. Vielleicht bringt die Suche nach dem Freund was.« Aber sie hatte wenig Hoffnung. »Und du? Was ist mit dem Jungen?«
    »Der Typ in der Krankenhausverwaltung war nicht besonders gut zu sprechen auf den Fall, wie er es nannte. Bisher ist nicht geklärt, wer die Kosten übernimmt. Sie wür­den ihn lieber heute als morgen nach Münster verlegen, wenn die Ärzte ihr Okay geben würden. Hat wohl Bedenken, dass die Klinik auf den Kosten sitzen bleiben wird. Und Von dem Berge verschiebt die Verlegung von Visite zu Visite, was der Verwaltungsheini sich absolut nicht erklären konnte.«
    »Hat der Mann auch einen Namen?«
    »Hat er.« Sven kratzte sich am Kopf. »Vergessen. Irgendwo habe ich ihn aufgeschrieben. Ist auch besser so, denn er ist so einer, an den sich niemand erinnert. Ich kann verstehen, wenn Zeugen sich in solchen Fällen vertun.«
    »Hat die Achenbach noch einen Sohn?« Oder gab es noch mehr Menschen von der Art der Achenbachs, so unscheinbar, dass man sie vergaß, während man mit ihnen sprach?
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ach, nur so. Herr Staatsanwalt jedenfalls ist noch unter den Lebenden, teilweise.«
    »Das heißt?«
    Julia berichtete von dem Treffen im Hause Achenbach und dass sie keine Idee habe, wie sie weitermachen solle.
    »Warum suchst du nicht nach Conrad? Das ist nützlich, sinnvoll und bestimmt erfolgreicher.« Damit stand er auf, knallte die Tasse auf den Tisch: »Danke für den Kaffee«, und schnappte

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