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Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi

Titel: Die Spur der Zugvoegel - Muensterlandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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lief Polluxus zurück, entdeckte einen Durchlass und kroch hinein. Der Rauch der Fackel vernebelte die Sicht, Stück für Stück schob er sich vorwärts. Hinter mir ein Luftzug. Der Gang war so schmal, dass Polluxus den Felsen am Körper spüren musste. Aber er würde hindurchkommen, einen anderen Weg gab es nicht.
    »Schon wieder festgehakt?«
    »Morgen muss es weg. Es hilft nichts.« Andernfalls wirft man mich in den Schuldturm, fügte ich für mich hinzu.
    »Ich weiß. Immer morgen«, sagte sie, und ich meinte, einen kleinen Seufzer zu hören. Polluxus entdeckte einen Lichtschimmer. Irgendetwas umfing meinen Knöchel, zog sich stramm. Auf meiner rechten Seite.
    »Was machst du?«
    »Ich helfe dir.« Ein Glucksen in der Stimme.
    »Aha.«
    Dann links. Polluxus erreichte ein kleines Fenster und blickte in ein weiträumiges Gewölbe. Castorus wanderte auf und ab gefolgt von einer schwarzen Gestalt. Der Gang machte eine Biegung, durch die sich Polluxus hindurchwinden musste. Action, Alter, er ist dein Bruder. Ich gab verschiedene Befehle ein und legte die Hand auf der Armlehne ab. Den Schreibtischstuhl hatte mein Vater mir übergeben, als er in den Ruhestand getreten war, und ich hatte mich nicht entschließen können, ihn gegen einen moderneren einzutauschen. Etwas Fließendes legte sich um mein Handgelenk, wurde straff, sehr straff.
    »He, was ...?« Na gut, soll sie. Fast geschafft. Nur einen Moment noch.
    Ich markierte einige Stellen mit der Maus und ließ Polluxus weiter vorankommen. Der Rauch hatte sich verzogen, gleich musste er da sein.
    »Wo ist die Schere?«
    »Wo du sie zuletzt hingelegt hast.« Ich nahm noch einen Schluck Brandy, eigentlich sollte ich das nicht tun, bevor das Spiel fertig war.
    »Nein.«
    Das Licht der Stehlampe in der Ecke ging an, und wieder spiegelte sie sich auf dem Display, deutlicher diesmal.
    »Welches soll ich nehmen?«
    Sie hielt zwei Messer hoch.
    »Ich dachte, das Steak ist fertig.«
    Polluxus schlüpfte endlich aus dem Gang und ließ sich in das Gewölbe gleiten, niemand hatte ihn bemerkt.
    »Es ist kalt geworden.«
    »Aha.«
    »Welches jetzt?«
    »Kannst du das Licht wieder ausmachen?«
    Nichts geschah. Ich beugte mich nach vorn, um die Spiegelung abzuschirmen.
    Kurz darauf spürte ich etwas auf meiner Wirbelsäule, Stoff riss mit einem trockenen Geräusch. Ich wollte herumfahren, aber ich konnte nicht.
    »Verdammt, was machst du denn?«
    »Ich schneide dich los.« Sie kicherte. »Stellenweise.«
    Stahl glitt meinen Rücken hinauf. Plötzlich Kühle.
    »Spinnst du? Das T-Shirt ist neu.« Mit der Rechten wollte ich sie fassen, solche Spiele kannte ich nicht von ihr. Was war mit ihr los?
    »Beweg dich nicht.«
    Der Stahl hatte meinen Nacken erreicht.
    »Du bist ja verrückt.«
    Ein letzter Ruck, kurz darauf ein leises Klirren, ihre Hände an meinem Hals, schmetterlingshaft glitten sie über meine Haut, und ich spürte, wie sich die kleinen Härchen sträubten.
    »Ich weiß. Nur du hast mir nicht zugehört.«
    Ich fühlte ihr Lachen. Bin gleich fertig, warte nur. Noch einen Schluck Brandy. Polluxus blickte sich im Gewölbe um. Castorus sah ihn nicht, der Schatten blieb dicht hinter ihm. Er war lichter geworden und irgendwie menschlicher. Meine Hand auf der Maus zitterte. Es musste etwas geschehen. Ihr Haar, ihre Nasenspitze, ihre Lippen kitzelten über mein Rückgrat. Der Schatten legte den Arm um Polluxus Schulter.
    »Verdammt, ich bin gleich ...«
    Der Schatten wendete Polluxus das Gesicht zu, und ich erstarrte. Er trug die Züge meines Vaters. Wann hatte ich das getan? Mit der Rechten griff ich nach dem Brandy. Ich konnte mich nicht erinnern. Das musste geändert werden. Sofort. Es würde ganz schnell gehen, nur brauchte ich meine linke Hand.
    »Mach mich los. Dann bin ich ...«
    »Nein.«
    Sie zwängte sich zwischen Stuhl und Schreibtisch und drückte Enter. Sie war fast nackt, etwas Seidiges, das ich noch nie an ihr gesehen hatte, umgab ihren Körper. Weiche, warme Haut. Das Spiel ging weiter. Polluxus stürmte auf die beiden zu, die Fackel in der Hand, die Haut schweißglänzend. Der Schatten lachte.
    Sie ließ sich auf meinem Bein nieder und stöhnte leise, als ihre Scham meinen Oberschenkel berührte. Zwischen uns das Messer, ihr Kochmesser. Behutsam trennte sie den Stoff über meiner Brust. Ich lehnte den Kopf zurück, als die Messerspitze mein Kinn erreichte. Polluxus riss ein Stilett aus dem Stiefel und … Ihre Zungenspitze drängte sich zwischen meine Lippen. Sie

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